Das Leben in einigen abgelegenen Dörfern in den Bergen Nordgriechenlands erinnert von Jahr zu Jahr etwas mehr an Alaska. Selbstverständlich nicht unbedingt was das Wetter betrifft, sondern vielmehr hinsichtlich des Zusammenlebens von Bären und Menschen.
In letzter Zeit mehrten sich Zwischenfälle, bei denen Braunbären in bewohnte Häuser oder in Geschäfte eindrangen. Die betreffenden Gebiete sind etwa die Berge bei Veria oder die Zagorochoria bei Ioannina. Menschen sind dabei bisher nicht zu Schaden gekommen.
Der jüngste Vorfall hat sich am Samstag in Manassi, einem der Zagorochoria-Dörfern, ereignet. Dort ist ein ausgewachsener Braunbär auf das Dach des örtlichen Kafenions gestiegen, hat die Dachziegel eins nach dem anderen herausgerissen, um an den Honig eines dort befindlichen Bienennestes zu gelangen. Menschen wurden nicht verletzt. Wie die Anwohner in der griechischen Presse berichten, würden derartige Vorkommnisse deutlich zunehmen. Auch junge Bären oder sogar Bärenbabys würden immer öfter einmal in einem Hausgarten vorbeischauen.
Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Die Population der Braunbären ist in den letzten Jahren in Griechenland wieder gestiegen. Derzeit leben auf den Bergen Zentral- und Nordgriechenlands etwa 500 von ihnen in freier Wildbahn. Mit 55 Braunbären auf 1.000 Quadratkilometern hat Griechenland die größte Dichte dieser Tiere in ganz Europa. Die meisten der Tiere leben auf dem Berg Verno, zwischen Kastoria und Florina, dem Berg Grammos an der griechisch-albanischen Grenze sowie im Pindos Gebirge vor Veria. Einige der von Bärenüberfällen bedrohten Dörfer befinden sich in umweltgeschützten Regionen. Umweltschützer weisen darauf hin, dass es sinnvoll ist, die Tiere durch Elektrozäune abzuhalten. Notwendig wäre dies u.a. auch entlang vieler Straßen in Nordgriechenland, wo Bären immer wieder Opfer von Zusammenstößen mit Kraftfahrzeugen werden.
Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi