Jungbrunnen Ikaria: Die abgeschiedene griechische Insel liefert die besten Voraussetzungen, um im Alter lange jung zu bleiben. Dazu müssen die Bewohner nicht einmal ihr Leben lang dem Eiland treu geblieben sein. Auch Rückwanderer, die als Senioren in die alte Heimat gezogen sind, profitieren von der Umgebung und dem Lebenswandel, der Ikaria als Insel der 100-Jährigen einen Platz unter den von Wissenschaftlern bestätigten „Blue Zones“ für Langlebigkeit eingebracht hat.
Verwendung von bestem Olivenöl
Ein Faktor sind die Gene. Gerade in abgeschiedenen Gegenden, wo die Bevölkerung relativ homogen geblieben ist, haben sich bestimmte Genvariationen erhalten. Im Fall von Ikaria helfen die Erbanlagen der Insulaner, unter anderem Herz und Kreislauf zu stärken.
Doch während unsere Gene sich nicht mehr beeinflussen lassen, können auch Nicht-Ikarianer von den anderen Erkenntnissen profitieren und sich ein Beispiel nehmen.
Bei den Mahlzeiten fängt es an. Die griechische Küche gilt prinzipiell als eine der gesündesten. Als eine Abart der Mittelmeerdiät wird der Schwerpunkt auf bestes Olivenöl, Nüsse und Mandeln, frisches Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide gelegt. Fleisch wird in kleinen Maßen verzehrt und auch griechischer Joghurt und Feta wird moderat verwendet. Fisch muss aus der Nähe stammen und fangfrisch in die Pfanne oder den Topf kommen.
Für Besucher heißt das, sich statt der auf Touristengeschmäcker und Riesenportionen spezialisierten Restaurants lieber kleinere Tavernen mit authentischem Menü zu suchen, wo nach altem Stil gekocht wird.
Die Gerichte stecken nicht nur voller Geschmack, sondern unterstützen vor allem auch die Gesundheit. Schlank oder zumindest schlanker halten sie die Menschen außerdem – ein weiterer Vorteil im Vergleich zur westlichen Ernährung, die bei einem beachtlichen Teil der Bevölkerung zu Übergewicht und gesundheitlichen Schäden führt. Die Bandbreite der Dickmacher nimmt dabei ständig zu, wobei immer wieder zusätzliche Faktoren wie mögliche Zusammenhänge zwischen Anti-Babypille und Gewichtszunahme untersucht werden.
Wer seinen Urlaub auf Ikaria oder einer ähnlichen kleinen griechischen Insel verbringt, entdeckt außer einer Küche, die auf traditionellen Zutaten auf Produkten heimischen Anbaus basiert, zudem eine viel gesündere Lebensweise.
Vielfältiges Alltagsprogramm – ohne Hektik
Hektik ist ein Fremdwort. Faulenzer sind hier dennoch selten zu finden. Die Ikarianer werkeln in Haus und Garten, ziehen ihr eigenes Gemüse, versorgen ihre Tiere – und sind zufrieden. Das gemeinschaftliche Leben wird großgeschrieben. Ein Schwatz mit den Nachbarn, abendliches Kartenspielen in der Taverne, Musik machen und sich seines Daseins in guter Gesellschaft erfreuen, das alles gehört zum Alltagsprogramm.
Soziale Kontakte sind erwiesenermaßen ein wichtiger Punkt, um die psychische Gesundheit zu stärken. Wer sich einsam und verlassen fühlt, neigt häufiger zu seelischen Störungen. Ganz unbekannt sind Depressionen auch auf Ikaria nicht, aber sie treten weitaus seltener auf als auf dem griechischen Festland.
Griechischer Wein darf ebenfalls nicht fehlen. Kaum ein Bewohner der griechischen „Blue Zone“ verzichtet auf ein Glas oder zwei Gläser Rotwein zum Abendessen. Die Wirkstoffe in dem vielbesungenen Getränk tragen ebenfalls zur Gesundheit und Langlebigkeit der Bevölkerung bei. Während der Weinkonsum zwar oft höher ist als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen, trinken die Griechen dennoch in der Regel in Maßen. Trunkenheit wird nicht gern gesehen, auch bei Urlaubern.
Körperliche Aktivität ist im Tagesablauf fest integriert. Wer Obst und Gemüse anbaut, seinen Haushalt selbst führt und Besorgungen nach Möglichkeit zu Fuß erledigt, kommt zwangsläufig in Schwung. Spaziergänge, Wanderurlaube oder Bergsteigen erlauben es Besuchern, die griechische Natur in aller ihrer Vielfalt zu genießen und die Seele baumeln zu lassen wie die Einheimischen.
Ikaria vor und in den eigenen vier Wänden
Der Jungbrunnen nach Ikaria-Art muss sich aber nicht nur auf den Griechenlandurlaub beschränken. Ein Stück griechische Lebensweise lässt sich nach der Rückkehr in den deutschen Alltag bewahren.
Frische, saisonale Zutaten aus der Region, viele Kräuter und Gewürze und ein Nein zu Fertiggerichten bringen Geschmack ins Menü und stärken die Gesundheit. Kräutertee ist in Griechenland genauso ein typisches Getränk wie Kaffee. Je nach Zusammensetzung haben die Kräuter dabei eine Vielfalt an positiven Effekten auf Körper und Seele.
So frische, sauerstoffreiche Luft wie auf Ikaria ist zwar in der Industrienation Deutschland selten zu finden, aber Spaziergänge und Wanderungen in Parks sind zumindest ein kleiner Ersatz. Wer keinen Garten zum Werkeln und Gemüse anbauen hat, kann stattdessen ein paar Töpfe mit Kräutern oder Tomaten auf Fensterbänken oder Balkonen ziehen. Die Verbindung zur Natur ist sogar schon in geringen Dosen gesünder als ganz darauf zu verzichten.
Was das Kartenspielen oder musizieren in der Taverne anbetrifft, so kann das auch fernab von Griechenland zur Feierabendgewohnheit werden. Regelmäßige Treffen mit Freunden, Vereinsbeitritte und Hobbies halten die Einsamkeit in Schach und erhöhen die Lebensfreude. Ikaria besitzt die Rezeptur für ein langes Leben, aber wer das Geheimnis kennt, kann die meisten Zutaten auch woanders finden. (ba)