Meine erste Griechenlandreise war im Juni 1987 zusammen mit meinem Lebensgefährten. Angeregt durch eine Reisereportage im Fernsehen flogen wir für 14 Tage auf die Insel Lesbos. Bis heute führt sie - vielleicht glücklicherweise – in den allermeisten Katalogen bzw. Angeboten der großen Reiseveranstalter ein Schattendasein. Doch damals war sie im Vergleich zu gegenwärtigen Bildern aus dem Internet tatsächlich touristisch fast „unberührt“.
Wir mieteten ein Studio in einer relativ neu erbauten Ferienanlage im kleinen Ort Anaxos bei Petra. Mit dem Miet- Moped erkundeten wir die Insel. An einem brütend heißen Tag waren wir wieder unterwegs und machten Rast im Schatten einiger Olivenbäume. Ca 5 Meter entfernt sah ich zwei Esel unbeweglich (wie das bei Esel oft der Fall ist) stehen- einen großen und einen kleinen; vielleicht eine Eselin mit ihrem Jungen. Wir gingen zu den beiden hin und streichelten sie ein wenig. Als wir nach Ende unserer Pause wieder auf das Moped stiegen und losfuhren blickte ich noch einmal zurück: Da hatten sich die Esel doch tatsächlich von ihren Standort wegbewegt und blickten in unsere Richtung – als ob sie uns nachwinken wollten. Ich blinkte solange wie es ging zurück bis die beiden ganz klein wurden und dann ganz aus meinem Blickfeld verschwanden.
In diesem Augenblick ahnte ich noch nicht, wie sehr der Anblick dieser beiden Geschöpfe mich ins Herz traf und den Grundstein legte für eine wohl lebenslange Liebe zu Griechenland, Eseln und Olivenbäumen. Seither habe ich fast jährlich Griechenland besucht und dabei immer wieder an die damalige Situation gedacht - vor allem natürlich, wenn ich auf einen Esel getroffen bin; dies wurde in den vergangenen Jahren leider immer seltener – in den letzten 3 bis 4 Jahren habe ich überhaupt keinen mehr gesehen. Aber vielleicht treffe ich fernab von den mehr oder weniger touristischen Pfaden eines Tages doch wieder einen Esel, deren trauriger Blick aus ihren großen schwarzen Augen sich wie das Feuer von Kohlen in meine Seele gebrannt hat. Die beiden Fotos sind leider nicht von dem beschriebenen Urlaub, sondern von einem Korfu- Aufenthalt 2008. Dafür ist der Esel ein ausgesprochen hübsches Prachtexemplar, … oder?!
Gisela Wischka- Seybel
Dieser Beitrag und die Fotos wurden uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Gisela Wischka- Seybel zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!