Mit 17 Jahren kam ich einst zum ersten Mal nach Griechenland. 1967 – 4 Monate nach dem Militärputsch – reiste meine Oberstufenklasse mit 3 Lehrern und 15 Schülern per Bahn über Jugoslawien nach Athen. Nie zuvor und nie danach war die Dauer einer Klassenreise in Berlin so lang, nämlich fast 5 Wochen. Mein Klassenlehrer konnte noch nicht einmal die griechische Sprache.
Ein junger Grieche organisierte mit Rat und Tat. Der Nachbar meines Lehrers war im 2. Weltkrieg als Besatzer in einem griechischen Haus auf Milos einquartiert. Es entwickelte sich eine Freundschaft mit der griechischen und deutschen Familie, die über Jahrzehnte währte. Der junge Grieche kam nach Berlin, um deutsch zu lernen. So lernte ihn mein Lehrer kennen. Die Klassenreise ging zunächst auf Besichtigungstour, um anschließend auf Milos Urlaub zu machen.
Es hatte bei mir Eindruck hinterlassen. 2 Jahre danach fuhr ich wieder hin. Noch war die Anreise schwierig. 1972 fuhren wir per Fähre bis Ios, um dann mit einem Fischerboot – halbwegs illegal – nach Milos zu gelangen. Und in jenem Jahr war mein Freund so begeistert, dass wir planten, – so jung und studentisch, wie wir waren - ein Haus zu kaufen. Die verrottenden Mühlen waren etwas zu eng. 1973 fuhren wir mit ein paar tausend D-Mark nach Milos. Ein Tischler im Nachbardorf und ein alter Grieche, der 7 Sprachen halfen uns dabei. Sie zeigten uns leerstehende, auch ruinöse Häuser. 3 Kriterien waren uns wichtig: 1 Zisterne, 1 Toilette im Haus, 1 Ausblick aufs Meer. Nach 2 Wochen Suche hatten wir endlich unser doppelstöckiges Spiti, mitten im Dorf. Schäden – keine. Bis auf einen Riss in der Küchenecke – der Verkäufer sagte, das ist ein Erdbebenschaden von 1927. Ohne zu viel Bürokratie konnten wir das Haus in 3 Tagen erwerben. Wir konnten fast sofort einziehen; auch ein paar Möbel blieben uns erhalten: 1 Bett, 3 Truhen, 1 Kommode, ein paar Stühle, ein Sofa – alles aus alter Zeit.
Nach und nach restaurierten und renovierten wir Fenster, Türen, den alten Holzfußboden, das Dach. Es ist unsere zweite Heimat geworden, die Nachbarn sind vom ersten Tag an immer freundschaftlich und hilfsbereit gewesen – bis heute. Auch wenn die Insel vom Bergbau etwas zerschunden ist, freuen wir uns immer wieder über die schönen, farbigen Strände, die Natur im Frühjahr und über die Freundlichkeit der Einwohner. Im Sommer eher selten, fahren wir jedes Jahr im Winter, Herbst oder Frühling beglückt nach Milos.
Reinhard Berkholz
Dieser Beitrag und das Foto wurde uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung Reinhard Berkholz aus Berlin zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!