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Tsarouchia – ganz spezielle Pantoffeln.

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Tsarouchia – ganz spezielle Pantoffeln.

Meine Grossmutter war eine grosse Philhellenin, obwohl sie Schweizerin war.

Als junge Frau lebte sie mehrere Jahre lang in Griechenland. Sie war mit einem stolzen, wohlhabenden Griechen verheiratet. Das Paar lebte glücklich in Piräus und bekam sieben Kinder. Nach der Weltwirtschaftskrise jedoch starb mein Grossvater. Zwei Jahre später musste meine Grossmutter Griechenland verlassen, denn das Vermögen war verloren und der Bürgerkrieg drohte. Schweren Herzens zog sie mit ihren Kindern in ihre alte Heimat zurück. Meine Mutter war siebzehn, das jüngste Kind erst zwei Jahre alt. Meine Familie blieb immer mit Griechenland verbunden.

Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Damals war ich sechs Jahre alt. Meine „Jaja“ brachte mir von einem Ferienaufenthalt in Athen, ein Paar aussergewöhnliche, originelle Pantoffeln mit. Es waren lustige, ledrige Schnabelschuhe, mit einer grossen, knäuelartigen Quaste aus Wolle vorne dran.
Ich staunte. „Das sind griechische Tsarouchia“, sagte meine Jaja, das heisst übrigens auf Griechisch Oma. „Solche tragen die Evzonen, die Soldaten der königlichen Garde, wenn sie das Grab des unbekannten Soldaten bewachen. Eines Tages wirst du bestimmt die Wachablösung am Syntagma Platz mit eigenen Augen sehen. Gefallen dir die Tsarouchia?“DSCN0977.JPGsmall

Und ob sie mir gefielen. Ich nahm die Tsarouchia anstelle meiner Pantoffeln mit in den Kindergarten. Dort wurden sie gebührend bestaunt. Solche speziellen Schuhe hatten die Kinder noch nie gesehen. Ich trug sie voller Stolz. Zwar stolperte ich ab und zu über die Quasten, aber auf den glatten, ledernen Sohlen konnte ich wunderbar über den Parkettboden schlittern und war fast so schnell wie einst Hermes der Götterbote. Es war ein wunderbares Gefühl!

Doch eigentlich liegt es nicht nur an diesen speziellen Schnabelschuhen, dass mir Griechenland immer noch so viel bedeutet. Es war meine Grossmutter, die mir die Liebe zu diesem Land weitergegeben hat. Sie hat mir viel erzählt, mit grossem Respekt, obwohl sie dort auch schwere Zeiten erlebt hat. Später habe ich auch die griechische Sprache gelernt und griechische Volkstänze. Griechenland hat eine magische Anziehungskraft für mich und ist wie eine Medizin. Ich fühle mich trotz Krise und Not dort zu Hause und Willkommen. Ich trage Griechenland im Herzen.
Und falls ich dereinst ein Enkelkind haben werde, raten sie einmal, was ich ihm schenke...

Herzig

Dieser Beitrag und die Fotos wurde uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Frau Herzig zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!

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