Träume, unerfüllte, flattern durch unser Leben, durch unser Tagein – Tagaus, flüstern ewige Wünsche bis sie so übermächtig werden und ans Licht drängen.
Meine Sehnsüchte zogen mich schon vor vielen Jahren nach Griechenland, dem Land der Sonne, der Farben, der Antike und vor allem zu aufrichtigen Freunden.
Eines Abends besuchte ich eine kleine Gemäldeausstellung griechischer, junger Künstler. Mein Herz machte einen – so meinte ich – lautstarken Klopfer und ich wusste: jetzt bin ich angekommen, hier werde ich auch meinen Träumen frönen können, hier werde ich Malerei erlernen.
Der Lehrer dieser Künstler war kein anderer als der wunderbare Kostas Routis aus Athen.
Ich bat meinen Freund, ihn zu fragen, ob ich auch seine Schülerin werden dürfte, denn mein Griechisch war noch mehr als dürftig.
Der große Mann sah mich an, strahlte wie eine wärmende Sonne und lud mich ein, in sein Atelier zu kommen.
Klar, ich war vom ersten Moment an verzaubert, besorgte mir in aller Eile alle notwendigen Utensilien und konnte mehr als drei Jahre durch diesen großartigen Menschen, Meister und Philosoph in die Wunderwelt der Malerei einsteigen, mich wohlfühlen und lernen, lernen, lernen. Er verstand es, uns Schülern die Hand beim Malen zu führen, ohne dass er sie berührte.
Leider verstarb dieser großartige Mensch viel zu früh. Aber in meiner Seele ist er täglich bei mir, wenn ich jetzt hier in Deutschland an meiner Staffelei stehe und male. Ich höre seine Stimme, wenn er sagte: Marlis, er betonte immer das „S“ am Ende, mehr dunkel, viel mehr dunkel, dann strahlen die hellen Flächen daneben usw.
Fast alle meine Werke haben ein griechisches Flair, die Sonne, das Meer und sie spielen das ewige Lied der Erinnerung.
Marlis Thumm
Dieser Beitrag wurde uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Frau Marlies Thumm aus München zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!
Foto: GZ/eh