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Touristenbekanntschaft mit Auswanderungsfolge

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Touristenbekanntschaft mit Auswanderungsfolge

Ich komme auf Dreierlei. An erster Stelle steht natürlich mein Mann, der Auslöser, dass ich einen 4-wöchigen Kreta-Urlaub in auf 40 Jahre verlängert habe. Griechenlandkenner werden da gleich hellhörig. In der Tat, ich bin ein weiterer Fall von Touristenbekanntschaft mit Auswanderungsfolge. Aber im Unterschied zu vielen anderen Pärchen, die in meinem Fischerdorf gestrandet sind, habe ich meinen Entschluss nie bereut und bin allen Mentalitätsunterschieden zum Trotz – denn diese sind gewaltig und werden jeden Tag mehr – Land und Leuten treu geblieben.

Millimeter hinter dem Komma kommt dann aber schon die Natur, die kretische Landschaft, vielleicht hat sie Punkt eins sogar schon überholt. Ich kann gar nicht beschreiben, was mir die Natur bedeutet. Jeder Tag, an dem ich nicht eine Spazierfahrt, eine Wanderung mache, ist ein verlorener Tag. Mittlerweile kenne ich jeden Stein, jeden Salbeistrauch in der näheren Umgebung und kann mich immer noch nicht satt sehen. Deutschland mag grüner sein und hat definitiv mehr Bäume – für mich die Krone der Schöpfung. Hier aber ist die Natur noch weitgehend sich selbst überlassen und nicht in Karrees aufgeteilt mit sauber gefrästem Feldrain wie in Deutschland. Mir kommt dort alles immer so adrett vor, hier ist es struppig. Aber diese Struppigkeit macht den Reiz aus. Was brauche ich Thailand, den Himalaja oder die Seychellen. Mir genügt Kreta vollauf für dieses Leben. Es gibt noch so viel Wege durch Olivenhaine und Schluchten, die vom Tourist-Guide noch nicht erfasst sind und nur darauf warten, entdeckt und bewundert zu werden.

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Als Nächstes kommt dann die Sprache. Ich habe eine große Liebe zur griechischen Sprache entwickelt und freue mich über jede neue Redewendung, deren Ursprung ich nachvollziehen kann. Groß war mein Erstaunen, als ich mitbekam, wie ähnlich sich die griechische und die deutsche Sprache im Aufbau sind. Ich muss vorausschicken, dass ich erst hier mit dem Griechischen in Berührung kam – die Sprache habe ich mir selbst beigebracht – und es als nicht aufholbares Manko empfinde, nicht, wie meine Brüder, Altgriechisch in der Schule gelernt zu haben. Vielleicht ist diese Ähnlichkeit im Aufbau der Sprache tatsächlich auf einen Gelehrten im Mittelalter (Erasmus von Rotterdam? Aber der war ja Holländer) zurückzuführen, wie ich gerüchteweise gehört habe, der die deutsche Sprache grammatikalisch der griechischen angepasst hat. Eine abenteuerliche Geschichte. Aber wie sollte das in der Praxis vor sich gegangen sein? Vielleicht weiß Herr Eideneier die Antwort darauf.

Und so gehe ich weiter auf Schatzsuche und bemühe mich, den Feinheiten der griechischen Sprache auf die Schliche zu kommen. Zitierter Herr Eideneier ist mir dabei öfter eine große Hilfe gewesen, eine noch größere Liana Kanelli mit ihrer Sendung ´Omilite elleniká`, die Gott sei´s geklagt eingestellt wurde. Frau Kanelli wäre besser ihrem Sprachtalent treu geblieben anstatt ihre Politikambitionen auszuleben. Ihre Stelle nimmt jetzt Georgos Babiniotis ein mit seinen gelegentlichen Sprachsendungen im Fernsehen und vor allem seinen ebenso fantastischen wie teuren Wörterbüchern.

Lieber Leser, dies sind die wesentlichen Bereiche, die mich mit Griechenland verbinden. Das Eine oder Andere mag dabei zu kurz gekommen zu sein. Zum nächsten runden oder halbrunden Jubiläum der Griechenland Zeitung habe ich vielleicht Gelegenheit, dies nachzuholen, aber auch über manch andere Seite Griechenlands zu schreiben – reiner Euphorismus muss einem immer suspekt sein. Es ist halt nicht alles purer Wein, was Einem eingeschenkt wird. Ein Spritzer Wasser ist allemal drin.

Margarita Kipréou

Dieser Beitrag und die Fotos wurden uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Margarita Kipreou und zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!

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