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Tagebuchauszug: Ein Wochenende in Xanthi

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Tagebuchauszug: Ein Wochenende in Xanthi

Freitag, 26. Juni 2015

Wir nehmen den 11 Uhr Bus nach Kavala. Mit meiner Freundin Jutta will ich ein Wochenende in Xanthi verbringen. Bei Bäcker Gatidis kaufen wir für den Weg eine Spanakopita und eine Portion Bougatsa. Das Wetter ist prima, blauer Himmel, ein paar Wölkchen, nicht zu heiß, etwas Wind. Ich genieße die Fahrt durch die Berge. Umsteigen in Kavala. Der Bus nach Xanthi soll um 13.30 Uhr gehen. Die Dreiviertel Stunde Wartezeit nutzen wir für einen Elliniko metrio und wifi. Dann geht's weiter. In dem kleinen Hafenstädtchen Keramoti (Fähre nach Thasos) steigen alle aus. Merkwürdig, bis wir merken, auch wir müssen den Bus wechseln.

Glücklicherweise ist das Hotel PARIS in Xanthi nicht weit vom Busbahnhof entfernt. Nachmittags begeben wir uns auf eine erste Stadtbesichtigung auf eigene Faust, ganz easy. Die Altstadt erreichen wir zu Fuß nach kurzer Zeit. Ganz zufällig
entdecken wir bei unserem Rundgang eine kleine gut besuchte Tavernengasse, genau das haben wir gesucht: die Ouzeri ΤΟ ΒΑΡΕΛΙ. Wir bestellen gefüllte Kalamari, ein paar Vorspeisen und trinken vorweg einen Tsipouro. Später, auf dem Weg zurück ins
Hotel, hören wir Musik aus einer pontischen Tanzschule. Wir dürfen bis Unterrichtende zuschauen und freuen uns über die Rhythmen von Lyra, Trommel und Flöte. Wunderbar! Erinnerungen an frühere Zeiten in unserer griechischen Tanzschule Barbaroussis in Hamburg werden wach...Καληνύχτα!

Samstag, 27. Juni

Im Hotel PARIS haben wir ein nettes Zimmer mit einem großen Balkon. Für die neue sehr moderne Regendusche braucht man eine Betriebsanleitung. Haha. Im ganzen Haus ist wifi verfügbar! Nach dem Frühstück (Buffet) machen wir uns stadtfein und ziehen los. Erst mal auf den Markt, der in Griechenland der größte sein
soll. Das mag stimmen, doch das Geschrei der Marktbeschicker halten wir nicht lange aus. Bevor wir einen Besuch im ruhigeren house of shadow planen, trinken wir unseren geliebten griechischen Kaffee. Die Galerie mit ihrer Ausstellung
fasziniert uns. Der Künstler, Triantafilos Vaitsis, führt uns persönlich und erklärt seine Philosophie: Γεννήθηκα - Μεγαλώνω - Θα πεθάνω - ... έως τότε όμως, θα δημιουργώ ..
ich wurde geboren, ich wuchs auf, ich werde sterben, bis dahin bin ich kreativ.
Ich erstehe ein kleines Bild und zwei Metallblumen, die mich später an unseren Ausflug nach Xanthi erinnern sollen. Wir lassen uns durch die Stadt treiben, sind erstaunt über die Eleganz schöner Geschäfte. Vor den Bankautomaten stehen Menschen Schlange..

Im Moment machen wir eine herrlich lange Siesta in unserem Hotelzimmer. Straßenlärm und leichter Wind dringt durchs Fenster... griechisch schön. Gegen Abend geht's wieder auf die Piste. Meine Wetter App zeigt zwar Regen, jedoch die Sonne scheint. Trotzdem ziehe ich einen Pullover an, meinen blauen
Urlaubsleinenschal nehme ich vorsorglich mit.

Auf der Platia herrscht lebhaftes Treiben rund um den Uhr Turm. Wir kraxeln hinauf in die Altstadt und bestaunen die schönen Häuser der Tabakbarone aus der Glanzzeit Xanthis des späten 19.
Jahrhunderts. Endlich finden wir auch das Minarett. Viele alte aber auch junge muslimische Frauen sitzen auf den Eingangsstufen ihrer Häuser. Wir grüßen mit καλησπέρα... und sie nicken freundlich zurück. Unser Abendessen, auf das wir uns
schon den ganzen Tag freuen, findet wieder im ΒΑΡΕΛΙ statt. Der nette junge hübsche Kellner von gestern begrüßt uns sehr freundlich. Wir wählen einen Salat mit Maruli, Rocca, Spinat, Karotte, Tomate, Gurke, Zwiebel, Olivenöl, Balsamico, Käse,
so lecker, frisch und knackig! Dann gebackene Zucchini mit Zaziki (mit Dill und viel Knoblauch) und Muschelsaganaki, das beste, das ich je in Griechenland gegessen habe! Ein Retsina aus Thrakien rundet das Essen ab. Dazu eine Flasche Wasser und geröstetes Brot, und die 2. Flasche Retsina für 22,40€! Dafür gibt es ein schönes Trinkgeld...Καληνύχτα!

Sonntag, 28. Juni

Morgens - die Sonne scheint - besichtigen wir in der Altstadt das
Folkloremuseum. Danach, bei einem frischem Orangensaft, "chillen wir mit wifi" in einer kleinen Straßenbar bei leichter Jazzmusik. Es regnet. Wieder fallen die Schlangen vor den Bankautomaten auf. Wir schauen zu, wie das Geld abgeholt wird.
Die Reihen nehmen kein Ende. Mein Versuch bei der Piräus Bank war kurz zuvor gescheitert. Der Automat war bereits leer.

Nachmittags fahren wir zurück via Kavala wieder mit Umsteigen in Keramoti. Der Busfahrer beschäftigt sich während der Fahrt intensiv mit Geldzählen. Das ist nicht einfach, er muss schließlich auch den Verkehr im Auge behalten. Außerdem klingelt zwischendurch hin und wieder sein Mobiltelefon. In Kavala bleiben uns 10 Minuten, bis der nächste Bus nach Touzla abfährt. Die Sonne scheint wieder, es ist brütend heiß. Ein zweiter Versuch, etwas Reservegeld abzuholen, scheitert auch hier, der Automat der Ethniki Bank ist ebenso leer und morgen sollen die Banken geschlossen bleiben? Das wird noch spannend! καληνυχτα
(Zur Info für den Leser: zwei Tage später spuckt ein Bankautomat in Asprovalta auch für mich wieder ein paar Euro)

Kuehl

Dieser Beitrag sowie das Foto wurden uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Frau Kuehl zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!

 

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