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Ein Band der nicht zu erklären ist

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Ein Band der nicht zu erklären ist

Meine Geschichte war über viele Jahrzehnte nur im engsten Kreis bekannt, zu groß war die Möglichkeit deswegen ausgelacht oder bestenfalls mit mitleidigem Kopfschütteln bedacht zu werden.

Es fing bereits in der in der frühsten Jugend an (ca. 10-11 Jahre). Bei einer bestimmt Musik im Radio bekam ich ein schreckliches Gefühl von Heimweh, so stark, dass es buchstäblich in der Brust wehtat. Ich kannte diese Musik nicht, meine Familie kannte sie nicht; ich lief vor ihr davon da ich mir keinen Rat wusste.


Die Jahre vergingen, die Reaktion bei dieser Musik blieb. Ich interessierte mich inzwischen u. a. sehr für die Geschichte Ägyptens, las alles was ich darüber finden konnte, aber nichts über z.B. Griechenland, da dieses Land in meiner Vorstellung „zu jung“ war um interessant zu sein.
Aber dann änderte sich die Geschichte schlagartig zu dem Zeitpunkt als ich - inzwischen über 40 Jahre alt - erfuhr, dass diese bestimmt Musik aus Griechenland stammt. Und ich machte mich also auf nach Griechenland um zu ergründen was das für ein Land war, das durch seine Musik einen derartigen Einfluss auf mein ganzes Leben hatte.


In Athen setzte ich zuerst Fuß auf Griechischem Boden und … war zuhause!  Dieses unglaubliche Gefühl ist auch heute noch nicht zu beschreiben. Drei Wochen lang habe ich die Stadt durchkreuzt und habe mich kein einziges Mal als Fremde gefühlt.
Nach diesem erstem Besuch folgten viele weitere: mit meinem Mann mit dem Auto durch Jugoslawien, kreuz und quer durchs  Festland, mit dem Flugzeug zu vielen Inseln. Und jedes Mal war die Rückreise ein Abschied nehmen mit Tränen. Die Heimfahrt war alles andere als lustig. Doch jedes  Mal  sagten wir uns: wir kommen ja schnell wieder.
Doch dann wurde mein Mann sehr krank und eine Reise nach Griechenland war nicht mehr möglich. Ein Jahr nach seinem Tod wollte ich wieder unbedingt zurück. Allerdings nicht zu einem Ort wo gemeinsame Erinnerungen lagen. Es war wie ein  „ Nach Hause Kommen „
Seitdem fliege ich mindestens 1x, doch meistens 2x „nach Hause“, denn so fühlt es sich an. Und der Abschied ist noch immer schwer.
Die Musik aus meiner Kinderzeit hat mich gerufen und ich habe den Weg gefunden.

Judy Scheffel

Dieser Beitrag wurde uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Frau Judy Scheffel zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken.

Foto: GZ/ms

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