Gemütlicher Frappé mit Blick auf das Meer
Gemeinsam mit seiner Frau Marie-Luise war der langjährige Griechenland-Urlauber Udo Vetter Tuttas im Frühjahr 2018 in Thessalien auf Urlaub. Er hat der Griechenland Zeitung aus dieser Zeit einen ausführlichen Reisebericht in Tagebuchform zukommen lassen, der in 3 Teilen veröffentlicht wird.
In Teil 3 wandert das Paar u. a. entlang einer Schmalspurbahn, besichtigt Thessaloniki und entdeckt die Stadt mit all ihren Besonderheiten, bevor es ab nach Hause geht.
Freitag, 8. Juni
Nach dem Frühstück brechen wir nach Visitza auf, beim Bäcker rechts und später links bergauf, überqueren auf einer Brücke die Pilion-Bahn, suchen unseren Weg, verlieren ihn, gehen im nächsten Tal etwas runter, finden unseren Weg und rasten an einer Kapelle, begeistern uns für die Landschaft, setzen den Weg fort, biegen in einer Schlucht ab, steigen steil bergauf. Visitza heißt uns willkommen. Wir nehmen einen Frappé. Kinder mit Laissez-Faire-Eltern stören nicht nur uns, sondern auch die griechischen Gastleute. Als sie gehen, tritt Ruhe ein. Das gefällt uns nach diesem längeren Aufstieg. Danach folgen wir der Schilderung nach Milies und stoßen kurz davor auf die Pilion-Bahn, eine Schmalspurbahn mit 60 cm Breite. Auf den Schienen wandern wir einige Kilometer. Diese Strecke beeindruckt uns. Sie führt in das Tal unterhalb der Schlucht. Gegenüber an der Steilwand sehen wir ein Koster oder eine Einsiedelei, unterhalb der Kapelle, an der wir gerastet hatten. Wir gehen in Hochstimmung die Schienen weiter, unter der uns bekannten Brücke durch bis zu der Haltestelle Tsaroucheika. An einem Ausweichgleis kamen die Züge aneinander vorbei. Bergab folgen wir einer Schotterstraße bis zum Bäcker. Wir laufen schnurstracks in die Taverne Rodia und trinken im Schatten der Bäume ausnahmsweise schon am Nachmittag ein Bier – was für eine Erfrischung.
Samstag, 9. Juni
Heute empfiehlt uns der Sohn einen weiteren Rundweg, diesmal über Ano Gatzea und Kato Gatzea. Wir überqueren beim Bäcker die Ringstraße und wählen einen anderen Aufstieg nach Tsaroucheika. Hier setzen wir unseren Weg von gestern auf den Schienen fort – was für ein Erlebnis. Jedes Tal sieht anders aus. Der Blick auf das Meer ändert sich ständig. Und dann kommt da noch die Pilion-Bahn, als hätten wir sie bestellt. Wie viele Kilometer wir auf den Schienen insgesamt gelaufen sind, kann ich nicht sagen, ist auch nicht wirklich wichtig. Die von uns zurückgelegte Bahnstecke ist wunderschön, und wir planen beim nächsten Urlaub im Pilion, mit dieser Bahn zu fahren. Wir finden Ano (Ober-) und Kato (Unter-) Gazea. Dort nehmen wir am Meer einen Frappé. Dieses Dorf ist ganz anders als Kala Nera. Die Touristen scheinen alle auf dem Camping-Platz zu weilen und an der Strandpromenade scheinen sich außer 2 Deutschen aus Leimen nur Griechen zu amüsieren. Hier würden wir auch ins Meer steigen. Alles wirkt natürlicher. Nach einer gemütlichen Pause schlagen wir den kurzen Rückweg ein. Nach dem Abendessen in der Taverne Rodia singt ein Gitarrist aus Volos seine Lieder. Wir werden an den Tisch geladen und trinken Ouzo. Später kommt noch der Vater von Hotel und singt mit. Was für ein schöner Abend zum Ausklang auf der Pilion-Halbinsel!
Besuch in Thessaloniki
Sonntag, 10. Juni
Der Sohn chauffiert uns zum Busbahnhof nach Volos. Die Zeit reicht noch für einen Frappé. Wir steigen in den Fernbus nach Thessaloniki. Ein Stadtbus bringt uns ins Zentrum zum Agora Square. Dort scheint eine Ethnie eine andere mit Baseballschläger zu jagen. Wir ziehen uns zurück an die Egnatia-Straße. Ein Auto stoppt neben uns. Der Kofferraumdeckel springt auf. Er ist vollgepackt mit Knüppel. Wir ziehen uns noch weiter zurück. Als kurz darauf die Polizeisirenen zu hören sind, hat sich die Menschenjagd schon Richtung Meer verzogen. Was war das?
Oberhalb dieses großen Platzes befindet sich das Roman Forum, eine markante Ausgrabungsstätte. Rechts mündet die kurze Mitseon-Straße ein, in der befindet sich unser Gatto Perso Luxury Studio Apartment. Das ist eine gute Wahl für unsere beiden letzten Tage. Näher im Zentrum geht nicht und der Agora Platz und das Römische Forum beruhigen Verkehr und Lärm.
Die beiden Plätze finden eine optische Fortsetzung sowohl hoch als auch runter zum Meer, zum Aristoteles-Platz, dem angeblichen Herzen von Thessaloniki. Heute ist hier ein Stadion aufgebaut für Volleyball-Wettkämpfe. Wir schauen eine Zeitlang gespannt zu, spazieren dann die Uferpromenade rauf und runter, kaufen in einer Nussmanufaktur ein, trinken hinter dem Weißen Turm im Obergeschoss eines Strandrestaurants Frappé. Junge Leute trainieren Tanzschritte. Wir sitzen im Freien oberhalb des Lärms. Eine Taverne finden wir in den Modiano-Markthallen. Als ich mein Souvlaki erhalte, frage ich, ob das 2 Portionen sind. Óchi, sagt der Kellner lachend. Diese Taverne dürfte in keinem Reiseführer zu finden sein. Uns beiden schmeckt es. Wir trödeln durch die menschenleeren Hallen über die beiden Plätze zu unserem Apartment.
Montag, 11. Juni
Wir biegen am Roman Forum hoch zur Agios Basilika an einem Fest mit Tanz vorbei. Durch die Oberstadt gelangen wir zu den mächtigen Mauern der Akropolis, erwerben ein Buch über die Denkmäler von Thessaloniki, entdecken beim Vlatadon-Kloster aus byzantinischer Zeit ein Kippbild-Pflaster, bei dem sich Victor Vasarely Anregungen geholt haben könnte. Der Panoramablick übertrifft vieles. Touristen sind nur wenige unterwegs. Wir gehen auf die andere Seite der Mauer. Ein Parkstreifen schließt sich an und eine Sackgasse. Dieser Stadtteil versprüht eine andere Atmosphäre. In Ruhe nehmen wir einen Frappé.
Dann kreuzen wir am höchsten Punkt wieder die Mauer, kaufen ein Souvenir und steigen an der gigantischen Stadtmauer hinunter, während wir einige Fotos schießen. Die Tänzer von gestern kommen uns entgegen. Im studentischen Viertel nehmen wir wieder einen Frappé. Danach setzen wir unseren Spaziergang von gestern Abend nach dem Weißen Turm fort und gehen bis zu den 13 m hohen „Umbrellas“ oder „Sonnenschirmen“ von Giorgios Zoggolopoulos. Anschließend besuchen wir das Archäologische Museum. Die sehr quirlige Stadt gefällt uns immer besser. Nach einer Pause im Apartment gehen wir zum Aristoteles-Platz. Westlich davon geht viel ab, Schickes und Alternatives. Keine der vielen Tavernen spricht uns an, so führt uns der Weg wieder in die Modiano-Markthallen. Wir finden diesmal eine Taverne in einer Ecke. Nur ein Tisch ist besetzt. Wir sind für griechische Verhältnisse früh und setzen uns an den Tisch, der bereits auf dem Kopfsteinpflaster der Straße steht. Wenn ein Auto kommt, dann nur zur Parkplatzsuche. Auch hier ist das Essen hervorragend. Ich esse einen Kreta-Salat. Als wir gehen, sind alle Tische besetzt, obwohl noch weitere Tische auf die Straße gestellt worden sind. Den Heimweg kennen wir von gestern. Wir sind gut drauf.
Dienstag, 12. Juni
Unser Abreisetag bricht an und wir frühstücken in dem Café, von dessen Terrasse wir ins Forum Romanum blicken können. Die Rücksäcke konnten wir bei der Verwaltung der Apartments unterstellen. Wir haben noch genügend Zeit für einen weiteren Stadtbummel, besuchen 2 Kirchen, darunter die monumentale Agia Sophia, kaufen einige Souvenirs ein, träumen vom Wiederkommen. Da wir wieder einen späten Flug gebucht haben, können wir auch diesen halben Tag voll genießen.
Udo, Leimen, 13. Juli 2018
„Wenn du einen Ort lieben gelernt hast, wird es dir leichter fallen, auch andere zu lieben.“
Anne Michaels
Hier endet die Reise von Udo und seiner Frau Marie-Luise. Wir hoffen, unseren Leserinnen und Lesern hat dieser Reisebericht gefallen und wir freuen uns über weitere Zusendungen dieser Art für unsere Rubrik „Leser-Geschichten“ auf unserer Webseite www.griechenland.net.