Menschen mit Willen zur Erholung
Gemeinsam mit seiner Frau Marie-Luise war der langjährige Griechenland-Urlauber Udo Vetter Tuttas im Frühjahr 2018 in Thessalien auf Urlaub. Er hat der Griechenland Zeitung aus dieser Zeit einen ausführlichen Reisebericht in Tagebuchform zukommen lassen, der in 3 Teilen veröffentlicht wird.
In Teil 2 wandert das Paar auf den Spuren von Abba, wundert sich über griechische Busfahrpläne und darüber, dass der Mann des Hauses Einkäufe als Autostopper erledigt.
Auf den Spuren von Abba
Sonntag, 3. Juni
Auch bei Katarina fühlen wir uns herzlich aufgenommen. Das Frühstück ist üppig. Wurst und Käse bestellen wir ab. Die Griechen lieben Marmelade, wie wir. Katarina serviert noch Salat- und Obstteller, Müsli, Ei und mehr; für uns genug. Heute wandern wir nicht, sondern gehen runter an den Strand, lesen & schwimmen. Das Wasser ist warm. Der Blick auf das offene Meer ist weit. Wir sollten die Nördlichen Sporaden sehen, können wir aber nicht, kümmert uns auch nicht. Wir laufen einen Strand weiter nach Agios Ioannis und trinken dort einen Frappé. Zurück gehen wir kurz den Berg hoch und die Straße entlang. Neben unserer Griechischen Taverne kaufen wir Tomaten und Schafskäse und essen auf unserem Zimmer.
Montag, 4. Juni
Heute wandern wir nach Damouchari, einem kleinen, malerischen Ort am Meer, Abba-Fans ist dieser Ort bekannt aus dem Film „Mamma Mia“ von 2008; jetzt, 10 Jahre später, folgt „Mamma Mia! Here We Go Again“ in den Kinos. Als ich den Ort betrete, habe ich das Lied in den Ohren. Wir wollen weiter an der Küste entlang gehen, verfehlen aber die Abzweigung und steigen sehr steil den Berg hoch. Eigentlich wollten wir hier morgen mit dem Rucksack hochsteigen. Daraus wird nun nichts mehr werden. Das ist selbst mir zu steil. Oben verschnaufen wir, und nach dem Abstieg trinken wir einen Frappé in Damouchari. Als ich den Kellner nach dem Bus frage, lacht er nur.
Noch nie ist ein Linienbus hierher gefahren. Aber es gibt eine Haltestelle mit Streckenplan, aber ohne Zeiten. Das Rätsel können wir nicht lösen. Damouchari habe ich nicht als Übernachtungsort gewählt, weil hier viele Abba-Fans herkommen sollen. Wir sehen keinen; nur Menschen mit dem Willen zur Erholung. Diese Taverne in der Badebucht strahlt eine herrliche Ruhe aus. Wir laufen zurück über Katarina zu unserer Griechischen Taverne, wo es uns genauso gut schmeckt wie vorgestern.
Dienstag, 5. Juni
Wir steigen die 3-4 km hoch nach Mouresi; erst die Straße, dann den Fußweg; auch dieser ist von einer Schlammlawine vom letzten Winter verschüttet, die Passage schwierig. Wir machen oben Rast und besuchen die orthodoxe Kirche. Sie ist mit viel Gold ausgeschmückt; die Gemälde sind anders, hängen dichter beieinander als in westlichen Kirchen. Wir wandern auf der Straße weiter nach Tsagarada, das aus 4 Ortschaften besteht. In der ersten trinken wir einen Frappé. Marie-Luise isst einen Tzatziki. Nach dem Essen gibt es beim Griechen in Deutschland Ouzo, in Griechenland süßen Nachtisch; so auch hier. Das Verkehrsaufkommen ist gering, zwischen dem zweiten und dritten Ort finden wir einen Wanderweg. Im nächsten Ortsteil trinken wir einen Kaffee an einem sehr beschaulichen Platz. An der Kirche kreuzen sich verschiedene Wanderwege. Das Weiterlaufen macht uns Spaß und wir kommen froh in Xourichti an. Nach kurzem Fragen finden wir auch die Unterkunft.
Xourichti hat weder eine Taverne noch einen Market. Wir beschließen, dass ich in Tsagarada einkaufe. Ich trampe. Ioannis & Katarina aus Damouchari nehmen mich mit. Ich solle nicht in einen Mini-Market einkaufen und so fahren sie mich einen Ortsteil weiter zum Market. Als ich eintrete, fällt der Strom aus. Ich kann zwar Tomaten und Schafskäse finden, aber die Waage funktioniert nicht und die Kasse lässt sich nicht öffnen. Als der Strom kommt, kann ich zahlen. Draußen donnert es. Den ganzen Tag hatten wir bei der Wanderung die Regenjacken griffbereit, jetzt hängen sie in Xourichti. Ein Arbeiter nimmt mich mit, bis er bei einem Bäcker links abbiegt. Etwas weiter nehmen mich 3 Deutsche mit, beinahe mein Jahrgang. Kaum sitze ich im Auto, prasselt starker Regen los, später dichter Hagel. Dieser Niederschlag hört kurz vor meinem Aussteigen auf. Als ich in unserem Zimmer ankomme, fühle ich mich euphorisch. In dieser Unterkunft auf einem Bauernhof sind wir wieder die einzigen Gäste. Der Speiseraum dürfte bei Vollbelegung als Schankraum dienen. Das Pilion-Gebirge war einerseits die Sommerresidenz der Götter des Olymps und andererseits Wohnsitz der Zentauren. Zwei Zentauren sind hier abgebildet. Die Zimmer sind saniert, neu gefliest, alles okay.
Das Aufwachen ohne Hahn
Mittwoch, 6. Juni
Wir wachen ohne Hahn auf. Marmeladen gibt es etliche. Der nur griechisch sprechende Chef zeigt uns den Einstieg zu unserer Wanderung nach Milies. Unterwegs stoppt uns eine Schlange. Wir warten. Sie schleicht sich. Es wird unser schönster Wandertag mit Rucksack. Natürlich starten wir bergauf, aber nicht so hoch hinauf. Oben rasten wir. Ein Paar kommt aus Milies vorbei. Sie würde sich unterhalten. Ihn drängt es weiter. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Wir sind gut drauf und kommen in Milies vergnügt an. Unter Platanen trinken wir Frappé und essen Tzatziki, streifen um den Platz herum. Die Endstation der Pilion-Bahn findet sich 800 m entfernt am anderen Ende des Ortes. Von hier hatte ich ein Taxi geplant. Aber wir fühlen uns rüstig genug für die 90 Minuten Abstieg. Und es wird ein schöner Abstieg. Einmal behindern uns Pferde. Sie transportieren Baumstämme zu einem Sammelplatz. Den letzten Kilometer gehen wir auf der stärker befahrenen Straße nach Kala Nera, biegen beim Bäcker ab Richtung Meer.
Unser Hotel Rodia wird von einer schmalen Seitenstraße umrundet, so dass hier kaum jemand fährt. Wir finden das Hotel toll. Breite Treppen, großzügige Gemeinschaftsräume, mehrere Bücherregale, ein schönes Zimmer. Die kleine Dusche war vor 2 Generationen Luxus. Die Gastfreundlichkeit der Familie ist überwältigend. Gegenüber befindet sich die Taverne Rodia. Laut Vater haben die beiden nichts miteinander zu tun. Aber er besucht abends drüben seine Gäste. Laut dem Sohn hat der Großvater Taverne & Hotel gegründet und seinen Söhnen vererbt. Die Mutter ist eine Deutsche, gerade zu Besuch in Deutschland, und der Sohn zweisprachig aufgewachsen. Wahrscheinlich sind nur deutsche Hotelgäste da, einige des Wanderns wegen. Zum Frühstück im Freien gibt es alles, was der Magen begehrt. Anschließend besprechen wir die Wanderroute mit dem Sohn, der selbst öfters wandert. Wir essen jeden Abend mit steigendem Appetit und wachsender Begeisterung in der Taverna Rodia unter Olivenbäumen und mit 6 Katzen, trinken sowohl den roten als auch den weißen Hauswein.
Donnerstag, 7. Juni
Wir gehen durch die Taverne Rodia zum eigenen Strand. Im Meer liegen große Steine. Die Familie Anagnostou hat Steine weggeräumt und so eine Furt geschaffen, auf der wir ins Meer gehen und losschwimmen können. Liegen sind ausreichend vorhanden. Bäume spenden Schatten. Die auf der anderen Seite des Golfes liegende Berge sind näher als in Volos. Deshalb ist der Eindruck eines Binnensees hier stärker. Wir machen spät am Nachmittag einen längeren Spaziergang ins Dorf und stellen fest, dass es eine Touristenmeile gibt. Hier kann man ohne große Steine schwimmen gehen, aber wir gehen nicht. Das Ensemble Rodia stellt für uns eine Idylle dar.
Im dritten und letzten Teil des Reiseberichts erzählt Udo Vetter Tuttas u. a. von einer Wanderung entlang der Schmalspurbahn.