Das "Dodekanes-ABC" umfasst eine Reihe allgemeiner und persönlicher Anmerkungen eines weiter hüpfenden alten Insel-Sammlers, der sich nach seinem „Kykladen-ABC“ der nächsten großen griechischen Inselgruppe gewidmet hat.
Das „Dodekanes-ABC“ ist in vier Teile aufgeteilt, wovon dieser Abschnitt die Reihe G bis M zusammenfasst.
Grikos
Auf Patmos hat sich vom früheren relativ kleinen Fischereihafen der Chora zum zweitwichtigsten Urlaubsort der Insel (nach Skala, der Haupt- und Hafenstadt) entwickelt, der, an einer weiten Bucht gelegen, über ein umfangreiches Angebot an Wassersportmöglichkeiten verfügt. Siehe auch „Johannes“.
Hippokrates
Namenspatron des Ärzteeides saß nach der Legende vor über 2.300 Jahren unter einer ausgreifenden Platane in Kos, der Hauptstadt gleichnamiger Insel, und brachte seinen, um ihn herum sitzenden, Jüngern (heute: Studenten) den damaligen Stand der Medizin bei. Es heißt, er habe auch therapiert. Diese Platane, heute gegen touristische und sonstige Beeinträchtigungen durch eine großvolumige Metallumzäunung geschützt, wird in jedem Kos-Prospekt als besondere historische Attraktion vermarktet. Allerdings haben moderne wissenschaftliche Analysemethoden ergeben, dass die Platane nicht älter als 500 Jahre sein kann. Günstigstenfalls soll es sich um einen Ableger der „Ursprungs-Platane“ handeln.
Italienisierung
In Verfolg des seit 1911 bestehenden Krieges zwischen Italien und der Türkei, um Tripolis und die Cerenaica (heute Lybien), besetzte Italien im Mai 1912 Rhodos und innerhalb von 10 Tagen den gesamten Dodekanes. Damit war die seit mehr als 400 Jahre währende Türkenherrschaft beendet. Der Dodekanes wurde zu einem besonderen italienischen Gebiet erklärt und eine intensive, eher repressive Italienisierung setzte ein, die nach Mussolinis Machtergreifung (1922) noch verstärkt wurde. Nach dem Waffenstillstand mit den Alliierten im Mai 1943 erklärte Italien Deutschland den Krieg, bombardierte daraufhin einige Dodekanes-Inseln und besetzte den Gesamtbereich (bis zur Kapitulation im Mai 1945). In der Zwischenphase bis zum Anschluss an Griechenland (1.1.1948) wurden die Inseln von Großbritannien – in einer Art Statthalterschaft – besetzt und verwaltet (siehe auch Lakki auf Leros).
Johannes
Lieblings-Jünger Jesu (so heißt es) und einer der vier Evangelisten wurde vom römischen Kaiser Domitian im Jahre 95 nach Patmos verbannt, wo er in der heute so genannten Höhle der Offenbarung seine Vision der Apokalypse niederschrieb bzw. von seinem Schüler Prichoros nach seinem Diktat schreiben ließ. Rd. 1.000 Jahre später wurde seiner eingedenk das Kloster des heiligen Johannes als Gipfelbebauung der Chora gegründet. Die „Schatzkammer“ im Kloster-Museum birgt neben der Stiftungsurkunde von 1088 wertvolle Handschriften und Bücher sowie zahlreiche liturgische Geräte und Gewänder. Im Dezember 2015 konnte ich dieses touristische Highlight aufgrund „saisonbedingter Schließung“ leider nicht besuchen. Die „Offenbarungs-Höhle“ ist seit langem zu einer Kapelle umfunktioniert worden, in der ich an einem Sonntag an einer Messe teilnehmen konnte. Sie liegt etwa 20 Fußgänger-Minuten unterhalb des Klosters auf dem Weg nach Skala, der Haupt- und Hafenstadt von Patmos.
Kalymnos
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich hier die Schwamm-Fischerei, die fast bis Ende des 20. Jahrhunderts den wesentlichen Wirtschaftszweig der Insel bildete. Heute ist die Insel aufgrund ihrer vielfach schroffen und offensichtlich herausfordernden Felsbildungen ein bekanntes und beliebtes Kletterzentrum, das seine „Rock Climber“ bereits am Hafen mit einem großen Transparent begrüßt.
Lakki auf Leros
Der traditionelle Hafen, Agia Marina, im Osten der Insel (auch die Hauptstadt), konnte den italienischen Ambitionen nach der Besetzung des Dodekanes nicht genügen. An der bestens dafür geeigneten Bucht im Süden der Insel (ca. 8 km von Agia Marina entfernt) wurden Stadt und Hafen „Lakki“ aus dem Boden gestampft, um einen Flottenstützpunkt für die Ost-Ägäis aufzubauen. Später, in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges, geriet Leros in die Luftkämpfe britischer und deutscher Bomberstaffeln. Aktuell sind beide Insel-Häfen „in Betrieb“, was ich selbst praktisch erleben konnte und musste. Von Lipsi kommend (mit der kleinen Privat-Fähre „Anna-Express“) landete ich in Agia Marina. Nach einem ausführlichen Spaziergang durch die Haupstadt, insbesondere durch Platanos, dem ältesten Stadtviertel von ganz Leros in Verbindung mit einem Besuch der „Burg der Panagia“, fuhr ich nach Lakki. Die breiten Straßen waren mit Vorsicht zu überqueren, da hier die jungen Männer ihre privaten Motorrad-Rennen veranstalteten. Am nächsten Nachmittag ging es mit der regulären Fähre weiter nach Pothia, den mich auch im Nachhinein noch begeisternden Hafen von Kalymnos.
Megisti
Die kleine, auch Kastellorizo genannte Insel (9 qkm, knapp 500 Einwohner) bildet, knapp 4 Fahrstunden östlich von Rhodos, den südöstlichen Abschluss des bewohnten Dodekanes-Archipels. 3 km südlich der türkischen Stadt Kas war die Insel in 2015 häufig das Hoffnungs-Ziel syrischer Flüchtlinge. Nachdem sie die knapp 1.000 Straßen-Kilometer von Syrien bis Kas durch die Südtürkei überwunden hatten, erreichten sie - legal per Fähre bzw. - in wenigen Ausnahmefällen „illegal“ - schwimmend die rettende Insel. Eine Woche vor meiner Ankunft auf Megisti hatte ein Schwimmer einen nichtschwimmenden Verwandten oder Freund mit sich ziehend die Insel erreicht. Seine Schulter war kaputt.
Text: Robert Schäfer