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Unser Leben in Sarti

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Unser Archivfoto © Elisa Hübel wurde auf Chalkidiki aufgenommen. Unser Archivfoto © Elisa Hübel wurde auf Chalkidiki aufgenommen.

Dritter Teil der Lesergeschichte von Elke K.

 
Eine andere Liebe möchte ich Ihnen auch noch verraten. Ich liebe Tiere über alles, außer Mücken. Einst war ich ein Stadtmensch, kannte Hunde, Katzen, Spatzen und Tauben. In Griechenland änderte sich alles. Meine erste seltsame Begegnung gab es bei einer Klippenwanderung, von Sarti aus in südliche Richtung. Da sprang mir eine große grüne Gottesanbeterin ans Bein. Ich schrie und schlug nach ihr. Dann stürzte ich vom Felsen und klatschte ins Wasser. Das Tierchen saß auf dem Nebenfelsen. Mein Mann nahm es auf die Hand und zeigte es mir. Ich paddelte verängstigt im Wasser rum. Heute könnte ich mich kaputtlachen darüber. Aber das war meine erste Begegnung mit einem Tier, das ich nicht kannte.
 
In Sarti wohnten wir nur ein Jahr. Im Winter war der Ort eine große Familie, doch im Sommer ein übersäter Urlaubsort. Wir suchten das Weite. 
Nun leben wir das 16. Jahr in Kriaritsi. Rund 200 m entfernt von der Ägäis und dem Blick auf Athos. Hier gibt es nur fünf Privathäuser und die sind so gelegen, dass keiner jemanden stört. Die drei Campingplätze am Strand liegen durch Hügel von uns getrennt außer Sichtweite. Im Winter, Spätherbst und Frühling ist diese Tiefebene (als Menschen!) nur von uns bewohnt UND drei Ziegenstallungen mit einigen Herden UND der natürlichen Tierwelt. Letztere übt auf uns einen unglaublichen Reiz aus, dass wir trotz unserer körperlichen Beschwerden nicht zurück wollen in einen Ort. 
Zurzeit ist es ja wieder so, dass gerne mal die Smaragdeidechsen auf unseren Sessellehnen in der Sonne sitzen. 
Einst wohnte ein Tierchen unter einem alten kaputten Kühlschrank - drei Sommer in Folge - auf der großen Veranda. Natürlich richteten wir uns auch die Veranda halbwegs wohnlich ein. Als unser Vermieter das „Wrack“ entsorgen wollte, habe ich stark protestiert. Ich wusste eine bessere Lösung. Habe die rostige Tür mit Sandpapier bearbeitet, gereinigt und bemalt mit Fantasiebergen, vor denen ein kleiner See liegt. Im Vordergrund verengt sich der See. – Jetzt gefällt das „Ding“ auch unserem Vermieter.
Nun die Außenwelt, Mutter Natur: Es gibt nicht nur die vielen Ziegenherden, die morgens in die Berge ziehen und abends wieder einrücken. In dieser verhältnismäßig kleinen Tiefebene weiden auch Pferde und Kühe. Für die Pferde kaufen wir regelmäßig Mohrrüben und fahren zu ihnen. Ihre Begrüßung ist freundliches Wiehern. Die Ziegenherdenbesitzer lassen tags auch die Wildschweine frei, die sich massenhaft vermehren. Die Kleinen sind echt süße Flitzer! Die Großen haben die tolle Angewohnheit, mal kurz ihren Kopf gegen den Maschendraht unseres Zaunes zu krachen und schon kommen sie in Massen auf das Grundstück. Dass sie den Rasen leidenschaftlich umpflügen, sieht ja lustig aus, danach aber mit dem Rasenmäher dort rumzuhopsen, ist gar nicht lustig. 
Der nun langsam beginnende Frühling lockt sehr viele Tierchen aus ihren Winterverstecken. Froschkonzerte des Nachts sind seit gut zwei Wochen wieder die liebevolle Schlafmusik. 
Eine bestimmte Art Grashüpfer scheint auch schon unterwegs zu sein. Der Beweis sind die Möwen, die alle Grünflächen aufsuchen und den Hopsern folgen. Da könnte ich stundenlang zuschauen. 
Bald schon werden auch die Gottesanbeterinnen wieder auftauchen, die ich inzwischen zwar liebgewonnen habe, denen ich aber nur einmal geduldig zusah, wie sie imstande sind, eine Rosenknospe zu verzehren! Sagenhaft! 
Dann gibt es weitere Tierchen, die mich auch sehr faszinieren. Sie sind schwarz, ungefähr 10 Zentimeter lang. Ihr länglicher Oberkörper ist viereckig, ihr dickes Hinterteil besteht aus Ringen. Ihren Namen kenne ich nicht. Wir nennen sie „Gürteltiere“. Manche Jahre traten sie in Massen auf, aber eher selten und nur kurzzeitig. Seit Ende März sind die Rauchschwalben zurück. Die Herzchen sind traumhaft schöne Tierchen! Unter unserem Verandadach werden es immer mehr Nester. Vom vorigen Jahr sind es noch 19 Stück! Die Pärchen – jedenfalls die meisten – sind Rückkehrer. Das erkenne ich daran, dass sie auf den Lampen oder den Leinen sitzen bleiben, wenn ich rüber gehe in mein Atelier. Ich freue mich schon wieder auf den Nachwuchs, der massenweise die Wäscheleinen besetzt und mich dazu bringt, den Wäschetrockner wieder zu bewegen. Ihr Schnattern liebe ich sehr! Oft frage ich mich was sie wohl so Interessantes erzählen. 
Kurz bevor es dunkel wird, bereiten wir Futter zu. Für die Katzen halt Katzenfutter: Fleisch und Pellets. Zugaben sind regelmäßig Bockwurst, Speck und oft Essensreste, sowie Milch. 
Für einen mittelgroßen Hund, Dachse, Füchse und neuerdings zwei schwarze Eichhörnchen, die unter dem Tor, über den Zaun oder Geäst hereinkommen, gibt es Spezialfutter: Pro Abend zwei Brote klein gewürfelt, drei Hände voll Friskies, Bellosan und fünf verschiedene Hundeleckerlies werden auf zwei große Fliesen ausgebreitet. In alle vier Ecken gibt es noch Dosenfutter dazu. Dann ziehen wir uns dick an und sitzen wartend draußen auf der kleinen Veranda. Es ist eine Augenweide, den Ablauf zu beobachten. Eine Tierart ist am Knabbern und Schlabbern und die anderen liegen auf der Lauer oder warten auf den Bäumen. Glauben Sie mir, liebe Freunde, das sind unsere Märchenstunden! Habe für Sie ein paar Fotos herausgesucht...
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