Vor kurzem bekamen wir einen Hund. Besser gesagt: eine Hündin mit dem Namen Filippa. Da wir in der Stadt in einer Wohnung ohne Garten wohnen, lebt der Hund mit uns in der Wohnung. In Deutschland ist so etwas ja nicht unüblich. Meine Schwiegereltern hatten von so etwas aber noch nie gehört.
Dimitris erzählt:
Freitagabend. Ich war gerade im Dorf angekommen - ohne Anja und die Kinder - und meine Mutter hatte schon diesen bitteren Ton in der Stimme (Den, den sie schon beim ersten Streit um Filippa hatte). Ich begrüßte meinen Vater Christos und wir setzten uns alle zusammen ins Wohnzimmer. Dort begannen wir eine muntere und lustige Unterhaltung und so änderte sich die Stimmung. Nach kurzer Zeit verfielen wir plötzlich in Schweigen und alle starrten auf den Fernseher, bis mein Vater mich mit einem sarkastisch-humorvollen Blick ansah (sogar sein Schnauzbart schien vor Lachen zu zucken) und er fragte:
„Wie geht es Anja?"
„Gut.", antwortete ich.
„Und Eliza und Dada?"
„Gut, alles ist in Ordnung!"
„Das heißt, dass es euch allen gut geht?"
„Ich sagte doch, dass es uns gut geht."
Wieder trat schweigen ein.
„Wie geht es Filippa?" fragte er dann lachend.
„Der geht es prima!", sagte ich daraufhin.
„Hhmm.", Christos wurde ernst.
„Und wo habt ihr Filippa, drinnen?"
„Ja, sie ist drinnen. Sollten wir sie etwa draußen lassen?", ich versuchte ein wenig zu sticheln.
„Oh mein Gott. Um Himmels Willen! Der Hund im Haus?", er begann rot zu werden.
„Ja, drinnen im Haus."
„Und wo lasst ihr den Hund schlafen?“, er starb vor Neugier - so etwas hatte er noch nicht gehört.
„Neben der Balkontür, dort hat Anja ihr eine Ecke hergerichtet."
„Und der Hund schläft nicht auf dem Sofa?"
„Nein, auf das Sofa darf der nicht!"
„Aber die Kinder haben mir gesagt, dass sie auf das Sofa ginge und dort schliefe.“, er wurde wieder ernst.
„Nein, wenn sie auf das Sofa geht, dann schimpft Anja."
„Und wo geht sie hin, wenn sie einen Haufen machen muss? Und wo pinkelt sie?"
„Draußen."
„Wo draußen?"
„Mensch Papa, draußen! Anja nimmt sie an die Leine und geht mit ihr nach draußen. Einen Block weiter ist ein Feld und da macht sie ihren Job!"
„Und was ist, wenn sie das Feld einzäunen? Wo werdet Ihr sie dann hinbringen?"
„Dann werden wir ein anderes Feld finden."
„Und wenn sie alle Felder einzäunen, was macht ihr dann?"
Da sagte ich ironisch: „Na, dann werde ich ihr eine Toilette bauen!“
„Heilige Mutter Gottes!“, Christos bekreuzigte sich, „Sag mir, wie haltet Ihr es mit einem Hund im Hause aus? Nein wirklich, sag es mir.“
Ich antwortete ihm: „Du hast die Hunde, damit sie auf deine Ziegen acht geben. Anja hat ihn als Haustier. Wenn du das nicht verstehst, dann ist das deine Sache. Und zu guter letzt, ist es viel besser, als hätten wir Kaninchen“, denn die stinken um einiges mehr, „Oder sollten wir lieber Hamster haben?"
Nach der schwerverdaulichen Unterhaltung änderte sich das Gespräch glücklicherweise, und kurz darauf gingen wir schlafen.
Am nächsten Tag auf dem Rückweg von den Bergen, wo wir Holz gesägt hatten, hielten wir im Kafenion um ein Bier zu trinken. Das erfrischende Bier trinkend, entspannten wir uns etwas. Plötzlich hörte ich wie aus dem Nirgendwo:
„Hör mir zu. Ich habe kein Problem mit dem Hund. Ich meine das ehrlich. Der Hund stört mich nicht, und es ist mir egal. Sie ist ruhig und lieb. Die anderen in den Wohnungen unter uns, die haben sich beschwert darüber, dass du einen Hund hättest. Und sag Anja Bescheid, dass sie hoch ins Dorf kommt und dass sie die Kinder mitbringt, damit wir sie sehen können."
Mittlerweile darf Filippa auch zu den Schwiegereltern mit ins Dorf. Ins Haus darf sie nicht. Aber sie darf mittlerweile auf den Balkon, der auch extra für den Hund gewischt wird. Um den Hund dahin zu bekommen, müssen wir ihn durch die Wohnung tragen, da meine Schwiegereltern im vierten Stock des einzigen Hochhauses im Dorf wohnen.
Mein Schwiegervater bricht jedes Mal in Lachen aus, wenn er sieht wie wir den Hund durch das Haus tragen und wenn er auf dem Balkon sitzt und raucht sitzt der Hund neben ihm, denn wenn keiner guckt, dann streichelt er dem Hund während des Rauchens über den Kopf.
Von Dimitris Bitos & Anja Hubert, Ioannina / Votonosi.