Bisher, über lange Jahre, war die Strecke von Nord nach Süd
(oder umgekehrt) nur unter „erschwerten Bedingungen" begehbar
gewesen. Neben Faktoren, die wie das Wetter oder die Topografie
nicht beeinflussbar sind, gab es in der Vergangenheit
Erschwernisse, die sich nun deutlich verbessert haben:
- Seit Frühjahr 2013 ist die Strecke durchgehend gut
markiert.
- Unter großer Anstrengung wurden bis letztes Jahr Pfade
gesäubert („entbuscht") und wieder gut begehbar gemacht. Es gibt
nur noch eine kleine Stelle (vor Ano Doliana / Parnon), wo der Weg
noch zugewachsen ist und in der Macchia schier zu „verschwinden"
scheint.
- Die Unterkunftssituation am Weg ist erheblich besser als in
früheren Jahren. Bis auf einige Ausnahmen hat man am Ziel der
Tagesetappe oder in erreichbarer Nähe eine Unterkunft. Dabei
handelt es sich um gute Hotelunterkünfte, deren Inhaber(innen) sich
freuen, E4-Wanderer aufzunehmen.
Eine Reihe dieser Familienbetriebe haben sich zusammengeschlossen (Signum „E4-Etap-Hotel"), machen spezielle Angebote für Wanderer und unterstützen als Sponsoren den Unterhalt des Weges. Eine, wie wir finden, unterstützens- und nachahmenswerte Initiative zur Verbesserung der „sanften" touristischen Infrastruktur im ansonsten bei Ausländern wenig bekannten Binnenland.
Trotzdem, der E4 ist kein Spaziergang, er ist durchaus
anstrengend. Längere Wanderungen, auch mit längeren oder steilen
Anstiegen sollte man gewohnt sein. Eine Planung der Tagesstrecken,
verbunden mit einer rechtzeitigen Vorklärung der Unterkünfte ist
empfehlenswert.
Soll der Weg alleine (und ohne einem Taxi-Service zum
Gepäcktransport) versucht werden, dann kommt das Gewicht des
Rucksacks hinzu. Zelt, Isomatte und Schlafsack sind zumindest für
die zweitägige Taygethos-Strecke erforderlich, wenn man nicht in
der unbewirtschafteten Hütte des Bergsteigervereins von Sparta
unterkommt. Auch in Lykouria (Helmos-Gebiet) gibt es keine
Unterkunft. Wir meinen, man sollte nicht mehr von „Wandern",
sondern eher von „Trekking" sprechen. Eine Wertung ist letztlich
müßig, weil Belastungen immer individuell unterschiedlich empfunden
werden.
Wer den E4 geht, wird unterwegs - außer in Dörfern - kaum jemanden begegnen. Man ist in der vielfältigen Landschaft und in der, gerade im Frühjahr, wunderschön blühenden Natur allein unterwegs. Am Abend freut man sich, es geschafft zu haben, genießt die Dusche, das Abendessen und den „Schlummertrunk".
Unsere Reise in Etappen (mit Auszügen aus unserem Tagebuch):
1. Tag Sonntag, 18. Mai (Diakopto –
Kalavrita)
Von A bis Z immer auf oder neben den Gleisen
der Zahnradbahn die wilde und landschaftlich beeindruckende
Vouraikos-Schlucht im Sonnenschein hinauf. Das sind 23
Bahnkilometer und 800 Höhenmeter. Nicht schlecht für den
Anfang!
2. Tag Montag, 19. Mai(Kalavrita – Planitero /
Klitoria)
Das Heraussteigen aus Kalavrita und die
anschließenden Straßenkilometer bergauf nerven wie immer. Nach
Loussi holt uns der Regen ein und begleitet uns stundenlang bis
Planitero. Aber so sattgrün haben wir die Wegstrecke noch nie
erlebt. Die neue Markierung ist top! Planitero wirkt ausgestorben:
eine Unterkunft hat geschlossen, eine weitere ist telefonisch nicht
erreichbar; es regnet Blasen und es ist kalt. Wir organisieren ein
Taxi und lassen uns ins Hotel nach Klitoria bringen. Eine warme
Dusche, ein beheiztes Zimmer und Souvlaki-Spießchen wecken die
Lebensgeister.
3. Tag Dienstag, 20. Mai (Klitoria –
Dharra)
Am Morgen: Wenige Meter über dem
Hotel-Swimmingpool hängt der Nebel. Aber Wetterbesserung scheint in
Sicht. Wir verzichten auf die Taxi-Rückfahrt nach Planitero und auf
die Panoramasichten des Weges nach Lykouria (aber auch auf drei
lange und noch nasse Anstiege!). Mit dem Taxi lassen wir uns gleich
zu den Quellen das Ladonas bringen und steigen hier wieder in den
E4 ein. Die Sonne ist heraus gekommen und der Anstieg nach Pagrati
ist jetzt super markiert und gepflegt. In Dharra werden wir schon
erwartet und von den Besitzerinnen des „Archontiko Kordopadi",
einer fast feudalen Unterkunft, ganz herzlich begrüßt.
4. Tag Mittwoch, 21. Mai (Dharra –
Vythina)
Eine lange „Überführungsetappe" mit viel Sonne
und Wärme auf Erdstraßen mit vielen „Asphalt-kilometern", aber
nicht „unhübsch". Bei einer Rast in Nymphasia wird uns spontan
Wasser zum Trinken gebracht und Essen angeboten. Vythina liegt
bereits auf 1000 Meter und ist, so zeigt ein Spaziergang durch den
Ort, touristisch voll erschlossen und als Sommerfrische bei
Griechen beliebt.
5. Tag Donnerstag, 22. Mai (Vythina –
Khardaras / Kapsia / Tripoli)
Ein klarer, sonniger
Morgen. Gutes Wetter können wir heute gebrauchen, wir wollen das
Menalo- Gebirge - das „Dach" unserer Tour (>1600 Meter) -
überqueren. Von vielen Päuschen unter-brochen meistern wir den
ersten kilometerlangen Anstieg durch dichten Tannenwald. Oben dann,
nach einem Sattel, traumhafte, wirklich arkadisch-schöne Natur:
blühende Wiesen unterbrochen von Tannenwäldchen oder einzelnen
Baumgruppen. Auf den Wiesen ist der Weg nicht erkennbar, aber ein
Markierungszeichen führt sicher und zuverlässig zum nächsten. Dann
geht es wieder in den Tannenforst hinein; zuerst leicht, aber dann
zunehmend steiler werdend, einen Berghang hoch. Der letzte Teil ist
extrem steil und besonders anstrengend. Wir sind froh, als wir oben
sind. Das Skigebiet hier wirkt irgendwie unwirklich und passt nicht
in die Landschaft. Nach einer Pause geht's an den Abstieg nach
Khardaras. Das Hotel dort ist leider geschlossen, also nochmals
einige Kilometer die Straße hinunter Richtung Kapsia. Unten an der
Hauptstraße hält sofort ein Bus nach Tripolis. Wir lassen uns gerne
auflesen, auch wenn wir damit auf das Fußwegstück nach Tripoli
verzichten müssen.
6. Tag Freitag, 23. Mai (Tripoli / Psili Vrisi –
Aghios Petros)
Um aus der Stadt heraus zukommen, nehmen
wir ein Taxi bis Psili Vrisi. Nach einem Stück auf einer Erdstraße
biegt der Weg in ein Bachbett. Hier ist das laufen nicht angenehm
und es geht nur langsam vorwärts. Durch den vielen Regen der
letzten Zeit befindet sich noch viel Wasser im Bachbett. Danach
beginnt eine Art „Schnitzeljagd" nach Markierungen und nach dem
Pfad. Zuletzt im Steilhang nach Ano Doliana hinauf drücken wir uns
schweißtreibend durch dichte Macchia und schaffen es tatsächlich
„punktgenau" im Ort heraus zukommen. Es ist drückend heiß und
gewitterig. Während einer Essens- und Trinkpause zur Erholung
finden wir, dass heute genug Anstrengung war und fahren die letzten
Kilometer mit dem Taxi nach Aghios Petros, das etwas abseits vom E4
liegt. Hier regnet es dann tatsächlich ein paar Tropfen.
7. Tag Samstag, 24. Mai (Aghios Petros –
Vresthena)
Merkmal dieses E4-Teilstücks ist der Verlauf
auf breiten Erdstraßen mit wenig Schatten, aber mit vielen Kurven
und Serpentinen durch Wald und Macchia des Parnon. Wir kommen gut
vorwärts, obwohl die Sonne knallt. Schon am früheren Nachmittag
laufen wir in Vresthena ein und werden in einem Haus (einer
Mischung aus einem Kaffee, Kramladen, Esslokal) herzlich mit Essen
und auch ausgiebig mit Tziporou begrüßt. Die Stimmung ist
ausgezeichnet, auch wir halten uns - trotz der Kilometer in den
Beinen - echt gut.
8. Tag Sonntag, 25. Mai (Vresthena – Theologos /
Sparta)
Zuerst geht's in ein schönes und grünes Bachtal
hinunter. Nach einem Trockenflusstal beginnt dann eine wunderbare
Flusstalwanderung mit viel Schatten von am Wasser stehenden
urtümlich geformten Platanen. Oft muss dabei das flach
dahinfließende Flüsschen gequert werden. Unsere Stiefel werden
nass, aber die Füße bleiben zum Glück trocken. Zum Ende hin, schier
unvermeid-lich, sind noch schattenlose Anstiege zu bewältigen.
Häuser eines Dorfes lassen glauben, bald am Ziel zu sein. Leider
ein Irrtum, die Straße geht daran vorbei, nach einem Abzweig kommt
nochmal ein Anstieg auf einen Hügel und dann windet sich eine
Asphaltstraße schier ohne Ende den Berg hinunter, bis man endlich
da ist. Die letzten zwölf Kilometer nach Sparta hinunter nehmen wir
uns dann aber ein Taxi.
9. Tag Montag, 26. Mai (Sparta / Mistra –
Anavriti)
Am Morgen fahren wir nach Mistra (zum oberen
Tor) hinaus und machen einen Spaziergang von oben nach unten durch
die geschichtsträchtige Ruinenstadt. Dann, gut einen Kilometer
weiter, laufen wir nach Parori und steigen hier zum Beginn unseres
Taygethos-Wanderteils auf einem schönen Pfad eine Schlucht hoch. Es
ist kein langes Wanderstück um über das Kloster Faneromeni nach
Anavriti, einem schön gelegenen Bergdorf, zu gelangen. Tags zuvor
haben wir uns bereits mit Jorgos Kanellopoulos, der dort in seinem
Haus Zimmer vermietet und daneben auch Hüttenwart der Berghütte des
Bergsteigervereins Sparta ist, in Verbindung gesetzt. Sein Haus ist
nicht nur von der Lage sehr schön, sondern auch die Ausstattung ist
ausgezeichnet, liebevoll bis ins Detail und so richtig zum
wohlfühlen. Als Bergführer „lebt" er das Taygethos- Gebiet. Zum
Abend werden wir bekocht; es gibt zu trinken und zum Tagesabschluss
spielt er Gitarre und singt dazu.
10. TagDienstag, 27. Mai (Anavriti –
Petavli)
Ab hier, um in das nächste Dorf zu kommen,
sind es zwei Tage. Da die Berghütte geschlossen ist, hat uns Jorgos
empfohlen, ein Stück weiter bis zu einer Stelle, die „Petavli"
heißt, zu gehen. Hier findet sich ein Unterstand, unter dessen Dach
man im („Halb-")Freien nächtigen kann. Aber zuerst ist „Steigen"
gefragt, teilweise steil und anstrengend. Dann aber kommt eine
wunderbare Wanderstrecke, immer auf 1200 bis 1300 Meter Höhe.
Linker Hand hat man einen Blick über das weite Tal südlich von
Sparta, rechter Hand steigt steil das Taygethos-Massiv an. Es hat
jetzt, Ende Mai, noch viel Schnee oben am Berg. Nach der Berghütte,
die auf 1550 Meter liegt, geht es dann - teilweise abenteuerlich
und auch über eine Eisenleiter wieder hinunter nach Petavli. Wir
nutzen nicht den Unterstand, sondern schlagen unser kleines Zelt
lieber auf einer Wiese unter einem Nussbaum auf. Es gibt eine
Wasserleitung, sogar ein Waschbecken ist da. Wir schlafen gut,
obwohl die halbe Nacht der Wind richtig pfeift und der Bergwald
laut rauscht.
11. Tag Mittwoch, 28. Mai (Petavli –
Arna)
Es geht weiter den Hauptkamm des Gebirges
entlang, bei Aghios Dimitrios über einen Sattel hinweg und dann auf
der anderen Seite steil in ein Bachbett hinunter. Die Schäden eines
Windbruchs sind soweit bereinigt, dass ein Hinunterkommen ohne
Kletterei möglich war. Später beim Abstieg auf Pfaden mit losem
Gestein, haben wir aber schon gemerkt, dass die Trittsicherheit
gelitten hat und die letzten Tage an unserer Substanz gezehrt
haben. In Arna im Schatten der rießigen Platane am Dorfplatz wurden
wir mit Kirschen willkommen geheißen.
12. TagDonnerstag, 29. Mai (Arna – Aghios
Nikolaos)
Dieses Wegstück hat in seinem ersten Teil
etwas geheimnisvoll-verzaubertes an sich. Es geht (wieder einmal)
in ein Bachbett hinunter und danach hinauf auf gut 1000 Meter zu
einem Sattel mit dem Kloster Jiatrissa, das abweisend wie eine
steinerne Festung wirkt. Unterwegs geht man durch einen Wald auf
einem alten Saumtierpfad. Die alten Bäume und die Steine sind grün
vermoost, von den Ästen hängen Flechten herunter; Licht und
Schatten wechseln und man könnte glauben, jeden Moment erscheint
eine Fee oder ein Kobold. Bei uns ist das nicht der Fall gewesen,
sondern es zog Schlechtwetter auf. Oben am Sattel gab es Starkwind,
der graue Regenwolken vor sich her blies. In einer Kapelle konnten
wir uns „wetterfest" machen und bald darauf gab es die ersten
Regentropfen. Richtig zum regnen fing es nach Kastania, einem
kleinen Dorf, an. Sehr nass sind wir glücklicherweise nicht
geworden, weil wir ungefragt von einem Auto die letzten Kilometer
bis Aghios Nikolaos mitgenommen wurden. Hier dann, grauer Regen und
„Tristesse pur", bis sich ein Bus durch die Gassen quetschte. Zwei
Fragen wurden mit „Ja" beantwortet: „Nach Githio?" und „Jetzt?".
Rucki-zucki sind wir in Githio gewesen.
13. Tag Freitag, 30. Mai (Krini – Githeo)
So
einfach haben wir es uns nicht gemacht. Wir hatten den Ehrgeiz,
unsere Tour „mit Anstand" zu Ende zu bringen. Wir sind nach dem
gestrigen Tag dann per Taxi nach Krini (bei Aghios Nikolaos) zurück
gefahren und haben die letzte Etappe, nun bei wieder gutem Wetter,
dann zu Ende bringen können. Man hat den Eindruck, der Weg führt
erst einmal durch sämtliche Olivenhaine im Bogen um die Stadt
herum, um dann über die Haupteinfallstraße den Hafen zu
erreichen.
Wir haben uns zweimal (Donnerstag „vorsorglich" und am Freitag
schließlich „endgültig") mit einem guten Essen in einem
Fischrestaurant belohnt. War nicht billig, aber dafür gut.
14. Tag Samstag, 31. Mai (Rückreise)
Nach
einem guten Frühstück an der Mole sind wir um 9.00 Uhr mit unserer
Busrückreise gestartet. Nach Umsteigen in Sparta und Isthmus
(Korinth) sind wir bereits gut sechs Stunden später in Eghio
gewesen, wo uns Alexandros in Empfang genommen hat.
Elsa und Werner Meyer
Hier noch einige wichtige Adressen und Informationen
- unter www.e4-peloponnes.info gibt es
die wichtigsten Informationen zur Planung der Tour, der
Übernachtungen (mit Telefon-Nr. und Links zu den einzelnen Hotels!)
und (neu) auch zum Gepäckservice (Gepäcktransport per Taxi)
- Jorgos Kanellopoulos (Bergführer / Hüttenwart Taygethos) unter
- Wanderführer Rolf Roost (Autor) „Griechenland: E4 Peloponnes" im
Conrad Stein Verlag;
1. Auflage 2007
Hinweis:
Das Buch allein hat nicht mehr den aktuellsten Stand. Deswegen zum
Buch unter www.conrad-stein-verlag.de
das hier hinterlegte Update herunterladen!
Der Autor Rolf Roost ist Schweizer; er lebt und wohnt bis auf die
Sommermonate bei Githio. Er führt auch Touren mit J. Kanellopoulos
durch. Beiden ist es ein echtes Anliegen dieses Binnenland mit
„sanftem" Tourismus voran zu bringen.
-Wanderkarten 1:50.000 im griechischen Anavasi Verlag; Blätter
- Chelmos / Vouraikos
- Mt. Menalo
- Mt. Parnon
- Taygetos
- Mani
Erhältlich im Fachversand/Fachhandel oder auch direkt bei Anavasi
(www.anavasi.gr)
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