Das heutige Bündnis der Radikalen Linken (Synaspismos tis rizospatikis Aristeras; SYRIZA) besteht als Partei erst seit Juni 2012. Sie wird u. a. als sozialistisch, sozialdemokratisch, zum Teil auch als linkspopulistisch eingestuft. Im Moment verfügt SYRIZA im griechischen Parlament (Stand: Januar 2024) über 36 Sitze (von 300). Parteivorsitzender ist seit September 2023 Stefanos Kasselakis.
Seinen größten Einfluss übte SYRIZA aus, als er unter dem Vorsitz von Alexis Tsipras im Januar 2015 zur stärksten Partei gewählt wurde (36,3 %) und zusammen mit den rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen (ANEL) eine Regierung bildete. Nach Abspaltung des linken Flügels unter Panagiotis Lafazanis – und obwohl er ein Referendum kippte, bei dem sich im Juli 2015 eine Zwei-Drittel-Mehrheit gegen die von den internationalen Gläubigern in Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise formulierten Kreditbedingungen aussprach – wurde Tsipras bei Neuwahlen im September bestätigt (35,46 %) und führte die Koalition mit der ANEL fort. Nach zwei Niederlagen bei Parlamentswahlen im Mai und im Juni 2023 trat er zurück. Zu seinem Nachfolger wurde per Basisabstimmung Stefanos Kasselakis gewählt, was die Abspaltung der später so genannten „Neuen Linken“ zur Folge hatte. Letztere bildete danach eine eigene Fraktion (elf Abgeordnete; Stand: 2024).
Geschichte
SYRIZA wurde im Juli 1992 als Synaspismos (SYN) gegründet, nachdem die kommunistische Partei KKE aus dieser seit 1989 bestehenden gleichnamigen Allianz ausgetreten war. Dadurch war auch der Versuch gescheitert, alle Kräfte links von der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung PASOK unter einem Dach zu vereinen. Den Namen Synaspismos behielt die „Restpartei“ aber bei. Gründungsmitglieder des SYN waren bekannte Funktionäre der griechischen Linken. Der SYN hatte zum Ziel, zu einer Partei der „modernen demokratischen Linken“ zu werden und steuerte einen eher europäischen Kurs. In ihm waren Ex-Kommunisten ebenso vertreten wie Sozialdemokraten und Repräsentanten der Gewerkschaftsbewegung.
Steiniger Weg
Eine kritische Zeit erlebte die Partei kurz nach Gründung im Jahre 1993. Bei den Parlamentswahlen scheiterte sie mit 2,93 % der Stimmen an der Drei-Prozent-Hürde. Damals endete auch die Amtszeit der Vorsitzenden Maria Damankia (1991-1993). Auf sie folgte Langzeitvorsitzender Nikos Konstantopoulos (1993-2004). Beim Urnengang im Jahre 1996 legte der SYN dann zu und erreichte 5,15 % (10 Abgeordnetensitze). Bei den Wahlen im April 2000 musste der SYN erneut um den Einzug ins Parlament zittern, den er sich schließlich mit 3,2 % aber knapp sichern konnte. Dasselbe Kunststück gelang der Partei im März 2004 (3,26 %; sechs Abgeordnete). Das magere Abschneiden im April 2000 führte zum Austritt von 18 Funktionären, die sich danach unter Nikos Bistis und mit dem Namen Reformbewegung der Linken AEKA sammelten. Nachfolger von Konstantopoulos wurde 2004 Alekos Alavanos, der dann vier Jahre später die Schlüssel der Partei an Alexis Tsipras übergab.
„Epigonen“ der 60er
Die Linksallianz kann in gewisser Weise als „Epigon“ des Eurokommunismus in Griechenland betrachtet werden. Der ehemalige Kommunist Leonidas Kyrkos (1924-2011) war es, der sich unter dem Einfluss der Ereignisse in den 60er Jahren (Prager Frühling, Studentenrevolte) von der dogmatischen KP abspaltete und die KKE-Inland (KKE esoterikou) ins Leben rief. 1987 verabschiedete sich Kyrkos auch namentlich vom „Kommunismus“ und gründete die Griechische Linke (ERA). Im Dezember 1988 einigte sich Kyrkos als Folge der Perestroika in der Sowjetunion mit dem damaligen KKE-Vorsitzenden Charilaos Florakis auf die Bildung des Synaspismos. SYN-Präsident wurde KP-Chef Florakis, Kyrkos war Parteisekretär. Zusammen erzielten sie bei drei aufeinanderfolgenden Wahlgängen (Juni 1989, November 1989 und April 1990) 13,1 %, 11,0 % und 10,6 %. 1992 beendete die KKE die Zusammenarbeit und versteht sich seit damals mehr denn je als „marxistisch-leninistische Avantgarde des griechischen Proletariats“.
(Griechenland Zeitung)
Internet: http://www.syriza.gr