„Ich will eine Frau, so wie sie Nazim Hikmet in seinem Gedicht ‚Istanbul‘ beschreibt, und die Manos Loïzοs dann im zugehörigen Lied auf Griechisch besingt.“ Das sagt ein Mann im Dunklen einer Bar zu mir, während seine Zigarette zu den Klängen des Komponisten langsam verglüht.
Die Haare, lockig und abstehend, tiefe Schatten unter den Augen: Manos Loïzοs – auf den Fotos jemand, der Zeit seines Lebens jedes Gefühl voll und ganz ausgekostet haben muss. Förmlich gekämpft muss er haben. Das hört man an seiner Musik. Musik, bei der ich, säße Manos mit mir am Lagerfeuer und gäbe eines seiner Lieder zum Besten, zum Geprassel der Flammen wohl einige Tränen vergießen würde.
Aber auch ohne Lagerfeuer und ohne seine physische Präsenz kann ich nicht anders, als berührt zu sein, sobald eines seiner Stücke erklingt. Melancholisch, traurig, aber trotzdem würde ich das Gefühl beim Lauschen nie als bedrückend oder deprimierend beschreiben.
Manos Loïzοs gilt als einer der der wichtigsten heimischen Komponisten. Geboren wurde er am 22. Oktober 1937 in Alexandria. Dorthin waren sein zyprischer Vater und seine griechische Mutter, die bis dahin im Dorf Agioi Vavatsinias (Larnaca) lebten, von der Insel der Aphrodite ausgewandert.
Außerhalb der Landesgrenzen ist der autodidaktische Musiker fast gänzlich unbekannt, aber auch in Griechenland hat man seine Genialität im größeren Ausmaß erst nach seinem frühen Tod erkannt. Als Kommunist schrieb er besonders Lieder, die einen politischen Hintergrund hatten, wie zum Beispiel „Καλημέρα ήλιε“ – „Guten Morgen Sonne“ – die Hymne, die auf fast allen Demonstrationen und Kundgebungen in den 1980er und 1990er Jahren gespielt wurde: Das Symbol für eine Zeit im Aufbruch, die Zeit der Studentenaufstände, die Zeit der großen Veränderungen in Griechenland, eine Zeit, in der es als das größte und wichtigste Gut galt, für das einzustehen, woran man glaubte. Symbolisch war es eigentlich nichts anderes als das Aufgehen der Sonne nach einer dunklen, kalten, sternenlosen Nacht.
Loïzοs zog mit 17 Jahren nach Athen, um dort Pharmazie zu studieren. Die akademische Laufbahn gab er jedoch schon bald auf. Nach einigen Jobs und Auftritten in sogenannten „Bouats“ fand er Zugang zu den Musikerkreisen seiner Zeit und konzentrierte sich von da an voll auf seine Musikkarriere. Seine ersten Aufnahmen wurden schon 1963 gemacht, aber eine größere Masse erreichte Loïzοs mit seinen Kompositionen erst nach 1967.
Der Künstler war aber nicht nur für seine Musik bekannt, sondern auch für seine politische Ideologie und seine laut ausgesprochene Kritik an der Militärjunta (1967-1974). Auch er ging, wie so viele andere Berufskollegen zu Beginn der Junta-Zeit ins Exil, nach England. Er kehrte jedoch einige Jahre später wieder zurück, auch wenn seine Musik vom Regime verboten worden war und er keine Möglichkeit hatte, Schallplatten aufzunehmen. Nach dem Studentenaufstand am 17. November 1973 hielt ihn die Polizei der Junta zehn Tage lang fest.
Von 1975 ab war er einer der populärsten Künstler und Politbarden in Griechenland und galt als Meister empfindsamer Gedichtvertonungen. Nicht lange konnte er diesen Ruhm jedoch auskosten: Mit nur 44 Jahren starb er am 17. September 1982, nach einer Reihe von Schlaganfällen, in einem Krankenhaus in Moskau. Das Jahr 2007 wurde in Griechenland zu seinen Ehren zum „Manos Loïzοs-Jahr“ ausgerufen.
Was bleibt, ist seine Kunst, die er alleine und in Zusammenarbeit mit vielen anderen Künstlern geschaffen hat. Dazu gehören etwa Mikis Theodorakis, Maria Fanatouri, Lefteris Papadopoulos und der Türke Nazim Hikmet.
Bis heute gehören Melodien des Komponisten zum musikalischen Repertoire der Musik-Tavernen oder von singenden Pareas (freundschaftliche Treffen). Eines der bekanntesten Lieder des romantischen Manos ist wohl „Σ’ ακολουθώ“ – „Ich folge Dir“.
Luisa Bollweg
Σ’ ακολουθώ στην τσέπη σου γλιστράω
σαν διφραγκάκι τόσο δα μικρό
Σ’ ακολουθώ και ξέρω πως χωράω
μες στο λακκάκι που `χεις στο λαιμό
Έλα κράτησέ με και περπάτησέ με
μες στο μαγικό σου το βυθό
πάρε με μαζί σου στο βαθύ φιλί σου
μη μ’ αφήνεις μόνο θα χαθώ
Ich geh Dir nach, schlüpf’ in Deine Hosentasche
wie ein winziges Zwei-Drachmen-Stück.
Ich geh Dir nach und weiß, dass ich bequem
in das kleine Grübchen an Deinem Hals passe.
Komm, halte mich und führe mich spazieren
in Deinen geheimnisvollen Abgründen.
Nimm mich mit Dir in die Tiefen Deines Kusses,
verlass mich nicht, allein geh ich verloren.
https://www.youtube.com/watch?v=xHybqTaTpLI&list=RDEM1-acEyaBZmoFZOnfKnKKZw&index=3
https://www.youtube.com/watch?v=wEzqrhLYtuA
https://www.youtube.com/watch?v=7-b-MACnLnc