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Idyllisches Refugium als Hort gelebter Orthodoxie

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Ansicht von Südosten mit dem Katholikon (Fotos: GZjr) Ansicht von Südosten mit dem Katholikon (Fotos: GZjr)

Die Landschaft Arkadien auf der Peloponnes wartet mit einer ganzen Reihe von Klöstern auf. In Anlehnung an den Heiligen Berg Athos wird sie deshalb bisweilen sogar als„Heiliger Berg (Άγιον Όρος / ÁjionÓros) der Peloponnes“ bezeichnet. Eine der schönsten und bedeutendsten dieser Anlagen liegt nur wenige Kilometer westlich von Astros an der Straße Richtung Tripoli. Oberhalb des Flusses Tanos schmiegt sich das Kloster Loukous in geschichtsträchtiger Umgebung an die Ausläufer der dortigen Höhenzüge.

In der Antike soll in dieser Gegend die aus Quellen bekannte Siedlung Eua gelegen haben, und gleich auf der anderen Seite der Straße erheben sich die Ruinen einer mächtigen Villa, die der reiche Athener Herodes Atticus hier im 2. Jahrhundert n. Chr.hatte errichten lassen. Schon damals also wusste man den besonderen Reiz einer Landschaft zu schätzen, in der sich Jahrhunderte später dann auch christliche Mönche eine Heimstatt suchen sollten. Heute wird das Kloster von einer Schwesterngemeinschaft bewohnt, die aufgrund ihrer vorbildhaft gelebten Religiosität, aber auch wegen ihres sozialen Engagements weit über die unmittelbare Umgebung hinaus einen besonderen Ruf genießt. Aber nicht allein deshalb ist das Kloster Loukous ein geschätztes Ziel fürPilger und Reisende. Die überaus pittoreske Anlage wird erfüllt von einer behaglichen, friedvollen Atmosphäre, zu der die reiche Pflanzenpracht des Hofes ebenso wie die anmutig in seiner Mitte aufragende Kirche in nichtunerheblichem Maße beitragen.

 

Überdies vermittelt die herzliche Freundlichkeitder Schwestern, die sich nebenihren anderen Aufgaben mit großem Geschick auch Handarbeiten wie derTeppichweberei widmen, jedem Besucher das sichere Gefühl, an diesem Ort ein willkommener Gast zu sein.

Im Heiligen Hain

Geweiht ist das Kloster der Verklärung Christi, daher auch seine offizielle Bezeichnung als „Heiliges Kloster der Verklärung des Erlösers“,auf Griechisch Ιερά Μονή της Μεταμορφώσεως του Σωτήρος (Ierá Moní tis Metamorfóseos tou Sotíros).Weitaus bekannter hingegen ist es unter seinem doch recht ungewöhnlichenBeinamen Loukoús (Λουκούς),der spätestens im frühen 17. Jahrhundert in Gebrauch kam. Über die Bedeutung dieses Begriffs wurde in der Vergangenheit zwar vielfach spekuliert, zu einer sicheren Klärung kam man bislang jedoch noch nicht. Immerhin führt man ihn mittlerweile zumeist auf das lateinische Wort „lucus“ zurück, das einen „heiligen Hain“ bezeichnet. Die Ableitung ausgerechnet aus dem Lateinischen wirft grundsätzlich natürlich Fragen auf,inhaltlich ließe sie sich aber mühelos mit den natürlichen Gegebenheiten vor Ort in Verbindung bringen.

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Das Kloster ist der Verklärung Christi geweiht.

Idyllisches Refugium als Hort gelebter Orthodoxie

Würdevoller Mittelpunkt des Klosters ist sein Katholikón, die Hauptkirche,deren erhabene Erscheinung den Klosterhof beherrscht. Einem renommierten,deutschsprachigen Kunstreiseführer gilt sie gar als eine der „schönsten Kirchen der Peloponnes“ (LambertSchneider). Eine Kuppel mit hohem Tambour bekrönt den Bau, dessen sorgfältig gearbeitetes Steinmauerwerk von eingefügten Ziegelsetzungen aufgelockert wird. Glasierte, in die Außenwände eingelassene Keramikteller setzen gezielt dekorative Schlaglichter,aber auch ältere Architekturteile dienen als Schmuck. Neben derGestaltung des Tambours wurde derSüdseite besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da hier ursprünglich derHauptzugang zur Kirche lag. Wohl erst im 17. Jahrhundert wurde dieser nach Westen verlegt.

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Viel Schatten, auch im Sommer

Alte Wandmalereien

Eine ganz eigene Wirkung geht von dem stimmungsvollen Innenraum aus. Er ist überreich ausgemalt und besitzt einen prächtigen, aus kleinen,mehrfarbigen Steinplatten in geometrischer Ordnung gelegten Fußboden.Die Malereien an den Wändenstammen allem Anschein nach aus dem 17. Jahrhundert und folgen weitgehend dem allgemein verbreiteten Repertoire. In der oberen Zone sind sieaber um Darstellungen aus dem „Akáthistos-Hymnus“ bereichert – einem berühmten Lobgedicht auf Maria, das wahrscheinlich im 7. Jahrhundert in Konstantinopel entstanden ist.Als Zeitpunkt der Errichtung der Kirche wird gemeinhin das Jahr 1117genannt. Das soll durch zwei Stiftungstafeln überliefert worden sein, die in die heute noch sichtbaren Vertiefungen im oberen Bereich der Südwandeingelassen waren. Schon seitdem 18. Jahrhundert sind diese Tafelnaber verschollen und nicht allein deshalbals Quelle problematisch.Wie auch immer die Frage um die Bauzeit der Kirche letztlich zu entscheiden sein mag, für das Kloster als Ganzes ergibt sich aus der Durchführung der Arbeiten jedenfalls, dass es wahrscheinlich tatsächlich schon im byzantinischen Mittelalter gegründet wurde. Immerhin ist festzustellen,dass man für den Bau der Anlage einen Ort wählte, an dem die christlicheTradition weit zurückreichte.Bereits im 5. Jahrhundert war hier nämlich eine frühchristliche Basilika errichtet worden, von der im Klosterauch noch vereinzelte Architekturteileerhalten sind.

Glocke in Hof small

Glocke im Hof

Höhen und Tiefen

Nach seiner Wiederherrichtung im 16. Jahrhundert durchlebte das Kloster Zeiten des Wohlergehens aber auch solche des Niedergangs. Dabei profitierte es zunächst ganz erheblich von Privilegien, die ihm der Patriarch von Konstantinopel verliehen hatte.So war es beispielsweise unmittelbarder Autorität des Patriarchats selbstunterstellt und damit der direkten Einflussnahme durch den Ortsbischof entzogen. Als die Region imschof entzogen. Als die Region imspäten 17. Jahrhundert für einige Jahrzehnt ejedoch unter venezianische Herrschaft geriet, musste die Anlage Mitgliedern des katholischen Kapuziner-Ordens übergeben werden. Diese blieben freilich nur bis zum Sieg der Osmanen über die Venezianer im Jahr 1715, so dass anschließend abermals orthodoxe Mönche in das Kloster einziehen konnten. Der Patriarch von Konstantinopel bestätigte 1719 seine früheren Privilegien, und so konnte es sich in der Folge zu einem sehr wichtigen Bezugspunkt für die christliche Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung entwickeln.

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Der Hof: blühende Pracht

Aufstand und Feuer

Die hohe, dem Kloster beigemessene Bedeutung verdeutlicht nicht zuletzt der Umstand, dass sein Abt später in die geheimen Planungen zum Aufstand der Griechen gegen die türkischen Besatzer des Landes eingeweiht war. Nach dem Ausbruch der Kämpfe 1821 wurden die Aufständischen denn auch aktiv und selbstlos von den Mönchen unterstützt.Im Zuge der Auseinandersetzungenkonnten diese freilich nicht verhindern,dass ihre Anlage 1826 von einem verheerenden Brand heimgesucht wurde. Das Feuer war am Vortagdes Festes der Verklärung Christi,also des Festes der Klosterweihe, von Soldaten des auf Seiten der Besatzer kämpfenden, ägyptischen Generals Ibrahim gelegt worden und richtete weite Teile des Klosters und seiner Schätze zugrunde. Die Kirche selbst erlitt dabei zwar ebenfalls Beschädigungen, konnte der Zerstörung aber entgehen, weil die Mönche zuvor schon ihre hölzerne Ikonostase, das Gestühl und weitere bewegliche undbrennbare Gegenstände entfernt und in den umliegenden Bergen versteckt hatten. Zwar ging man nach diesem Einschnitt schnell daran, die Anlage wieder herzurichten, bald schon schien dann aber doch ihr endgültiges Aus gekommen. Als die Bayern nämlich unter König Otto in Griechenland die Herrschaft übernahmen, verfügten sie, dass alle Klöster mit weniger als sechs Mönchen zu schließen seien.Diese Entscheidung traf auch das Kloster Loukous; im Jahre 1834 musste es aufgegeben werden. Dass es nur drei Jahre später erneut von Mönchen besiedelt werden konnte,war nicht zuletzt wohl auch eine Folge des massiven Protests durch die lokale Bevölkerung sowie entsprechender Bemühungen des damaligen Abts.

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Südseite der Hauptkirche

Schmuckes Erscheinungsbild

Dauerhafter Bestand sollte der Gemeinschaft künftig jedoch nicht beschieden bleiben, und so erlebte die Anlage schließlich eine Zeit jahrelangen Niedergangs und zunehmenden Verfalls. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten,beschloss der zuständige Metropolit von Mantineia und Kynouria 1946, das Kloster einer Schwesterngemeinschaft zu übertragen. Unter äußerst schwierigen Rahmenbedingungen – Griechenland wurde in jenen Jahren von einem verheerenden Bürgerkrieg erschüttert,und auch die Folgen der deutschen Besatzung wirkten noch schmerzlich nach – gingen die Nonnen nicht nur an die erneute Instandsetzung ihrer Anlage,sondern widmeten sich zugleich der Sorge um die lokale Bevölkerung.Damit begründeten sie eine bis heute andauernde Tradition und legten schon damals die Grundlage für das hohe Ansehen und den großen Respekt, mit denen die Gläubigen den Schwestern auch in unserer Zeit begegnen.Der heutige Besucher erlebt das Klosters Loukous als einladenden Ort, dem seine lange Geschichte einen deutlich wahrnehmbaren Stempel aufgedrückt hat. Dabei fügen sich Alt und Neu aber in harmonischem Zusammenspiel zu einer ästhetisch reizvollen Einheit zusammen, und es ist kaum mehr zu erahnen, dass die Anlage mehrfach bis in ihre Existenz bedroht war. Zu dem jetzt so schmucken Erscheinungsbild haben Restaurierungsarbeiten gewiss das Ihre beigetragen,der außergewöhnliche Charme des Klosters aber ist vor allem das Ergebnis des unermüdlichen Wirkens der dort lebenden Schwestern. Ihrer Arbeit ist es zu verdanken, dass „Moni Loukous“ mit Fug und Recht als eines der herausragenden Juwele unter den Klöstern der Peloponnes gelten kann.

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Von Schwestern vorbildlich geführt

Text und Fotos von Jens Rohmann

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