Wir machen uns auf den Weg Richtung Preveza, wo wir gegen 15 Uhr in einer Fischtaverne einkehren sollen. Doch der davor liegende Programmpunkt erweist sich als zu kolossal, sodass aus dem geplanten späten Mittagessen ein frühes Abendessen werden wird. Denn die Reste der antiken römischen Stadt Nikopolis sind einfach nicht in einer halben Stunde zu durchkämmen, v. a. nicht, wenn man auf einen Archäologen trifft, der sich dieser Stätte mit Leib und Seele verschrieben hat – und daran leidet.
Doch der Reihe nach: Nachdem Octavius, der spätere römische Kaiser Augustus, 31 v. Chr. in der Seeschlacht bei Actium – auf dieser Landzunge befindet sich heute Prevezas Flughafen –, die Flotte von Antonius und Kleopatra schlug und dadurch seine Vorherrschaft im Römischen Reich durchsetzte, ließ er im selben Jahr an der Westflanke des Ambrakischen Golfs eine „Siegerstadt“ bauen: Nikopolis (Niki=Sieg, Polis=Stadt). Da es Octavius ein Anliegen war, die hellenistische und römische Kultur zusammenzuführen, sorgte er nicht nur für eine gemischt griechisch-römische Bevölkerung (indem er Griechen aus den umliegenden Städten mitsamt ihrem Besitz hierher zwangsumsiedelte), sondern ließ in einigen Bauwerken Elemente beider Architekturtraditionen verschmelzen, was sich besonders gut am imposanten Theater nachvollziehen lässt. So wundert es nicht, dass dieses multikulturelle Nikopolis zu einer fruchtbaren Schnittstelle zwischen der damaligen westlichen und östlichen Welt wurde, was ihr bis zu ihrem endgültigen Untergang im 12. Jahrhundert zu reichlich Wohlstand verhalf.
Ausgrabungen von der Krise bedroht
Die 1913 begonnenen Ausgrabungen auf dem 900 Hektar großen Gelände dauern bis heute an, doch durch die derzeitige Krise kamen sie ins Stocken, wodurch auch bereits Erreichtes gefährdet wird.
Nach einem kurzen Abstecher in das 2009 eröffnete, großartig gestaltete Archäologische Museum von Nikopolis, fahren wir schließlich nach Preveza. Dort angekommen hat sich passend zu unserer Betroffenheit ein kühler Wind eingestellt, der uns bis in das verwinkelte Gassenlabyrinth der Stadt verfolgt. Schutz finden wir schließlich in jener kleinen Fischtaverne, die wir schon viel früher ansteuern wollten und in der wir bei Meeresfrüchten, Wein und Tsipouro trefflich speisen.
Thomas Plaul
Unsere Fotos (© GZjh) entstanden am Hafen von Preveza.