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Das Demetrios-Kloster Avgo: Ein pittoreskes Felsenkloster in der Argolis Tagesthema

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Das Demetrios-Kloster Avgo: Ein pittoreskes Felsenkloster in der Argolis

Die Argolis im Nordosten der Peloponnes ist überaus reich an touristischen Attraktionen. Viele von ihnen sind weithin bekannt und locken Jahr für Jahr zahlreiche Besucher an, andere dagegen führen ein verhältnismäßig ruhiges Schattendasein abseits der großen Touristenpfade. Zu letzteren zählt das heute verlassene Demetrios-Kloster Avgó (Μονή Αγίου Δημητρίου Αυγού).

Das Kloster Avgó findet in kaum einem Reiseführer Erwähnung, und eher selten verirrt sich ein Fremder hierher. Nichtsdestotrotz aber kann es als eine der beeindruckendsten Klosteranlagen der Region gelten, und dies vor allem aufgrund seiner einzigartigen Lage, die einen atemberaubenden Eindruck vermittelt.

Selbst der abgeklärteste Besucher wird sich dessen Besonderheit kaum entziehen können. An der Nordseite des Didimo gelegen, einer der markanten Bergzüge im Inneren der Argolis, schmiegt sich das Kloster hoch oben an einen schroffen und steil abfallenden Felshang namens Avgo. Darunter öffnet sich eine weite Schlucht. Der nachgerade sagenhafte Blick, der sich von der Höhe des Klosters bietet, reicht durch das von saftigem Grün gekennzeichnete Tal des im Sommer ausgetrockneten Rados bis weit hinab in die fruchtbare Ebene von Iria und noch darüber hinaus in den Golf von Tolo. Er wird gewiss auch schon die ersten christlichen Einsiedler, die sich einst in den umliegenden Höhlen niedergelassen hatten, in seinen Bann gezogen haben. Avgo Ausblick smallAls die Eremiten sich später dann entschlossen, fortan in einer organisierten Gemeinschaft zusammenzuleben, gründeten sie das Demetrios-Kloster. Wann genau dies geschah, lässt sich allerdings kaum sicher sagen. Vielfach wird als Entstehungszeit der Anlage zwar das 11. Jahrhundert genannt, es gibt aber auch Stimmen, die für eine zum Teil erheblich spätere Datierung, zuweilen sogar erst ins 16. Jahrhundert, eintreten. Und tatsächlich scheint der frühe Ansatz auch keineswegs unproblematisch.

Um die Gründung ranken sich Legenden

Um die Errichtung des Klosters ranken sich verschiedene Legenden. Eine von ihnen wird gerne auch in Zusammenhang mit anderen Klostergründungen erzählt, um so der Lage der betreffenden Einrichtungen eine ganz besondere Legitimation zu verleihen. So hören wir nämlich, dass die Mönche sich zunächst einen anderen Platz für ihr Kloster ausgesucht hätten. Als jedoch bei Beginn der Arbeiten immerzu die Werkzeuge verschwanden, um dann an der Stelle der jetzigen Anlage wieder aufgefunden zu werden, wurde den Erbauern klar, das der Heilige Demetrios selbst ganz offensichtlich diesem Ort den Vorzug gab. Avgo Nebengebaeude smallEine weitere Überlieferung erklärt auch den Beinamen „Avgo“ (Αυγό, dt. „Ei“). Um hinsichtlich der schließlich getroffenen Platzwahl wirklich sicher zu sein, hat man von der Höhe oberhalb des Klosters ein Ei fallen lassen. Als dieses aufschlug ohne zu zerbrechen, wusste man endgültig um die Richtigkeit der gefällten Entscheidung.
Wenngleich wir über die Geschicke des Klosters zunächst keine näheren Informationen besitzen, dürfte sich seine Entwicklung im Ganzen doch recht positiv vollzogen haben. Immerhin verzeichnete es am Ende des 17. Jahrhunderts unter allen Klöstern der Argolis das größte Vermögen. Sein Landbesitz reichte damals weit über die unmittelbare Umgebung hinaus. 16 Mönche sollen zu jener Zeit mit ebenso vielen Dienern hier gelebt haben. Während des griechischen Freiheitskampfes dann beteiligten sich die Mitglieder des Klosters aktiv an der Erhebung. Dies sollte allerdings auch sein Schicksal besiegeln: Bereits im Jahre 1821 wurde der damalige Abt von den Türken auf Palamidi, der gewaltigen Festung oberhalb von Nafplio, erhängt, 1825 setzten die Besatzer das Kloster in Brand. Spätestens damit war seine große Zeit vorbei, und im Zuge jener Kirchenreform, welche die bayerische Herrschaft in Griechenland umsetzte, wurde es 1834 schließlich aufgelöst. Heute ist es zwar verlassen, das Hauptgebäude des Klosters aber sowie ein weiterer, gegenüberliegender Bau, bieten sich dem Besucher dank der vor einiger Zeit durchgeführten Instandsetzungsarbeiten sowie der Pflege durch Mitglieder der umliegenden Gemeinden in einem durchaus ansehnlichen Zustand dar.

Kulisse für eine Filmproduktion

Von der Straße her, die an einem Platz oberhalb der Anlage vorbeiführt, ist davon zunächst allerdings noch nichts zu erkennen. Eher ratlos steht man vor einigen verhältnismäßig nichtssagenden Mauerresten und einem offiziellen Hinweisschild, das den Ort als „Avgo-Monastery of Ayios Dimitrios“ ausweist. Folgt man jedoch dem Weg, der nur wenige Meter weiter rechts von der Straße aus nach links hinab führt, stößt  man rasch auf das bereits erwähnte Nebengebäude. Kurz darauf öffnet sich dann endlich der unerwartet überraschende Blick auf den eigentlichen Klosterbau selbst. Stolz und wehrhaft ragt er hinter einer vorgelagerten Hofmauer vor dem nackten Felsen hoch empor. Seine drei Geschosse werden bekrönt von einer Kuppel und einem danebenliegenden Giebelaufsatz, in dem sich eine Bildnische des Heiligen Demetrios befindet. Kleine Fenster sowie mehrere schmale Öffnungen gliedern die Außenmauer des Baus, dessen Fassade auf jeden sonstigen Schmuck verzichtet. Das Kloster bietet so schon ein ganz besonderes Bild, und es wundert kaum, dass die Anlage im letzten Jahr einer griechischen Filmproduktion als Kulisse gedient hat.
Eine Treppenrampe führt zum Eingang des Gebäudes hinauf, der normalerweise nur provisorisch verschlossen ist und sich leicht öffnen lässt. Gleich links hinter der Tür befindet sich ein Schalter, mit dem die Innenbeleuchtung angeschaltet werden kann. Schmale, hohe Stufen führen in den ersten Stock empor, in dem sich an einem Korridor mehrere Zellen nebeneinander reihen. Deren auffallend niedrige Zugänge zwangen die hier lebenden Mönche beim Betreten und Verlassen in eine demütig gebückte Haltung.

„Lebendige“ Kirche in menschenleerem Bau

Über eine weitere Treppe erreicht man den zweiten Stock, in dem sich wiederum mehrere Zellen befinden, daneben vor allem aber auch die Kirche des Klosters. Sie ist noch immer als Gotteshaus in Funktion, und es ist ein durchaus eigentümliches Erlebnis, inmitten des ansonsten einsam und verlassen daliegenden, menschenleeren Baus den ausgeschmückten Sakralraum mit all seinen Spuren einer aktiven Nutzung wahrzunehmen. Er setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Ein älterer, weitgehend in den Felsen gebauter Abschnitt ist dem Heiligen Demetrios geweiht, der später angefügte, vordere Part den Heiligen Theodoren (Άγιοι Θεόδωροι). Nahezu ständige Bewohner der Kirche übrigens sind Fledermäuse, die hier von sporadisch vorbeikommenden Besuchern aufgeschreckt, flink ihre Runden drehen. Vom zweiten Stock aus kann man auch das – allerdings ungesicherte (!) – Dach des Gebäudes erreichen. Eine Höhle oberhalb des Klosters ist der Verklärung Christi geweiht.
Das Demetrios-Kloster Avgo gibt zwar so manches Rätsel auf, und gerade seine Anfänge sind für uns letztlich nur schwer fassbar. Der Faszination jedoch, die von der Anlage ausgeht, ist das in keiner Weise abträglich. Für den Reisenden, der die Naturschönheiten der Argolis und den Reichtum ihrer Kulturgüter erkunden möchte, stellt es allemal ein verlockendes und lohnendes Ziel dar. Beide Bereiche nämlich findet er hier in ganz besonderer Weise miteinander vereint.

Text und Fotos: Jens Rohmann


Um das Kloster zu besuchen, kann man z. B. von Epidauros kommend die Straße Richtung Kranidi nehmen und wenige Kilometer hinter Trachiá rechts nach Peleí abbiegen (Hinweisschild). Von dem kleinen, halbverfallenen Dorf aus erreicht man die Anlage nach etwa 6,5 Kilometern über einen landschaftlich sehr reizvollen, nicht asphaltierten (bisweilen steinigen) Wirtschaftsweg. Kommt man von Íria her, biegt man kurz hinter Karnezéika an dem auf das Kloster verweisenden Schild nach rechts ab. In Höhe eines größeren Marmorbetriebs beginnt dann ein wiederum nicht asphaltierter Wirtschaftsweg, der ca. 4,5 Kilometer lang durch die Schlucht des Rados und nach dessen Überquerung weitere 2 Kilometer in Kurven bergan führt, bis man den Platz oberhalb des Klosters erreicht.

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