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Kalamata – Die Hauptstadt Messeniens

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Lebendig und trotzdem ruhig und idyllisch Meine Reise startet mit dem Linienbus 51, er bringt mich zum Busbahnhof von Athen. Von dort aus fahre ich mit einem der vielen Überlandbusse (einfacher Ticketpreis 17,20 Euro, Bussteig 30, 31,35) Richtung Kalamata.
m Busbahnhof von Athen. Von dort aus fahre ich mit einem der vielen Überlandbusse (einfacher Ticketpreis 17,20 Euro, Bussteig 30, 31,35) Richtung Kalamata.

Von Anja Maxeiner

Die Straßen sind von Olivenhainen und kleinen Orangenplantagen gesäumt, die schnell am Fenster vorbeifliegen. Nach einer kurvenreichen Fahrt über die Berge des Peloponnes ahne ich, dass mein Ziel nicht mehr weit entfernt sein kann. Viereinhalb Stunden Fahrt liegen hinter mir, als ich die Hauptstadt Messeniens erreiche. Mit ihren knapp 60.000 Einwohnern zählt Kalamata zu den größeren Städten Griechenlands und erscheint mir trotzdem ruhig und idyllisch. Am Hafen säumen zahlreiche Cafés die Strandpromenade und bei einem „Elliniko“ in den Abendstunden lässt es sich hier herrlich ausspannen. Während ich im Café sitze, beobachte ich die kleinen Fischkutter, die begleitet von einem Schwarm Möwen in den Hafen schaukeln. Hier in der Hafenstraße Navarinou ist auch in den Abendstunden immer reges Treiben und an der Ecke Akrita befindet sich das „Jazz-Café“. Im Außenbereich gibt es dort einige Sitzplätze mit Blick aufs Meer, besonders gemütlich ist die Innenausstattung. Der Clou sind vier Couches; hier kann jeder Gast seiner Lieblingsmusik über Kopfhörer lauschen und dabei aus vier verschiedenen Musikrichtungen wählen: Jazz-Soul, Entechno-Rock, Rock und Lounge. Die Preise liegen zwischen 2,20 Euro für kalte Getränke, 4 Euro für Alkoholisches und 2,50 Euro für Kaffee, den jeder Gast aus einer ganz individuellen Tasse schlürft, die jeweils ein Unikat ist.Wer nicht nur einen Kaffee zu sich nehmen möchte, der kann in eine der kleinen Tavernen und Restaurants einkehren; einige von ihnen bieten auch Übernachtungsmöglichkeiten. Ich entscheide mich für die Taverne „Tambakis“ mit einfachen, sauberen Zimmern und einem herrlichen Meerblick für 30 Euro pro Nacht. Die Taverne ist gemütlich eingerichtet, und ein offener Kamin wärmt die Gäste in den kalten Wintermonaten. Das Essen ist empfehlenswert, vor allem der gegrillte Oktopus (7,80 Euro) und die selbst gemachten, frischen Pommes Frites sind ein wahrer Gaumengenuss.

Mehrfach zerstört, immer wieder aufgebaut

Am nächsten Tag möchte ich mir die Innenstadt von Kalamata anschauen. Die Straßen Aristomenous und Faron verbinden den Hafen mit der Altstadt. Die Strecke vom Hafen zu laufen würde einen anstrengenden Fußmarsch bedeuten und so entscheide ich mich für den Linienbus (Nr.1), der direkt ins Zentrum fährt. Tickets gibt’s beim Fahrer. Während der Fahrt lese ich in meinem Reiseführer: Kalamata wurde im Unabhängigkeitskrieg von den Türken fast vollständig zerstört, doch französische Ingenieure bauten die Stadt in den 1830er Jahren wieder auf. Aber auch in der jüngsten Geschichte blieb Kalamata von Zerstörung nicht verschont: Die Stadt erschütterte am 14. September 1986 ein schweres Erdbeben, fast die Hälfte der Bevölkerung wurde obdachlos und die schönsten Gebäude der Altstadt wurden zerstört. Stadtplaner und Denkmalschützer gaben sich danach große Mühe, die Stadt zu restaurieren; einiges konnte gerettet werden.

Der Unabhängigkeitstag wird hier zweimal gefeiert

Von dem Ergebnis der aufwendigen Restaurationsarbeiten kann ich mich nun selbst überzeugen, ich habe die Innenstadt erreicht. Mein kleiner Spaziergang leitet mich durch kleine Gassen der historischen Altstadt. Obwohl diese, durch die Folgen des Erdbebens, nicht mehr allzu groß ist, hat sie dennoch ihren eigenen Charme bewahrt. Ich beobachte die Menschen in den kleinen Cafés, sie genießen die milden Wintertage draußen, trinken Kaffee und lauschen der Rembetiko-Musik, die zwei Männer auf ihren Bouzoukis spielen. Im Herzen der Altstadt besticht die kleine Steinkirche mit ihrer Altertümlichkeit. Die Apostelkapelle aus dem 12. Jahrhundert war einst auf den 5.000 Drachmen-Scheinen zu bewundern. Vor der Kirche auf dem kleinen „Platz des 23. März“ wird schon zwei Tage vor dem griechischen Nationalfeiertag gefeiert, denn wie der Name des Platzes schon verrät, soll hier in Kalamata bereits am 23. die Unabhängigkeit ausgerufen worden sein. Die Bewohner haben somit das Glück, zweimal feiern zu dürfen.

Bekannte Seidenweberei im Kloster Kalogreon

Nun will ich aber endlich das Wahrzeichen der Stadt besuchen: Das Kastro. Oberhalb der Altstadt liegt die alte Festung, die von den Türken zerstört wurde und bis heute eine Ruine ist. Seit zwanzig Jahren ist das Kastro für Besucher leider nicht mehr zugänglich. Dennoch lohnt sich ein kurzer Marsch nach oben, denn vom kleinen Amphitheater aus hat man einen herrlichen Blick auf Stadt und Meer. Unterhalb der Burg liegt die moderne, prächtige Bischofskirche Ypapandis, von dort aus führt ein kurzer Weg zum Frauenkloster Kalogreon. Ein kleines grünes Schild an der schmalen Gasse Odos Mystra zeigt mir die Richtung an. Auch wenn es hier nicht so aussieht, als sei das Kloster für die Öffentlichkeit zugänglich, gehe ich durch das offene Tor und werde gleich von zwei Nonnen herzlich begrüßt. Sie zeigen mir die alten Webstühle, an denen an den Vormittagen und nach der Ausruhzeit von Hand die bekannten Stoffe aus Baumwolle und Seide gewebt werden. Leider ist gerade Mittagszeit, deshalb stehen die Webstühle still.

Zum Schluss noch ein Abstecher zum Marktplatz

Nachdem Besuch im ruhigen Kloster gehe ich zum geschäftigen Marktplatz. Den sollte man bei einer Reise nach Kalamata auf keinen Fall verpassen. Die großen Markthallen liegen in der Nähe des Busbahnhofes. Jeden Mittwoch und Samstag finden sich hier zahlreiche Verkäufer ein. Es herrscht ein reges Treiben, und meine Nase nimmt sämtliche Gerüche von frischem Ost und Gemüse über Fleisch und Fisch bis hin zu den verschiedensten Gewürzen auf. Natürlich findet man auch hier die berühmten dicken, schwarzen Kalamata-Oliven, die allerdings nicht allein die Stadt bekannt machen sollten. Mit meiner Tüte Oliven mache ich mich jetzt wieder auf den Heimweg – zurück in die hektische Großstadt, nach Athen.

©Griechenland Zeitung, erschienen in Ausgabe Nr.76

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