Von Günther Ackermann (Agamemnon)
Patras ist Griechenlands Tor nach Westen und liegt im Nordwesten der Peloponnes-Halbinsel, die im Westen vom Ionischen Meer und im Osten vom Panachaiko-Gebirge begrenzt wird. Patras entstand um 1100 v. Chr. und wurde vom Achäer Patreus gegründet. Es ist heute mit über 160.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Griechenlands und wichtigster Hafen des Peloponnes, vor allem für die Fährverbindungen nach Italien. Von dort erreicht man die Stadt mit den schnellen Autofähren von Ancona, Bari und Brindisi. Unvergleichlich beeindruckender jedoch ist es, die Schiffsfahrt von der Lagunenstadt Venedig mit ihrer traumhaften Kulisse zu beginnen. Über Igoumenitsa und Kerkyra (Korfu) erreicht man dann Patras in 29 Stunden. Wer mit dem Flugzeug anreisen möchte, hat direkte Flugverbindungen von mehreren deutschen Flughäfen nach Araxos; von dort sind es noch 40 km nach Patras.
Treffpunkt der Jugend
Im Hafen von Patras herrscht überall reges Treiben. Direkt an der Hafenstraße befindet sich der Bahnhof und Busbahnhof, dahinter liegen die Platia Trion Symmachon mit ihren schattigen Straßencafes und dem Zentrum mit den Einkaufsstraßen Riga Fereou, Mezonos und Korinthou. Am Südende der langen Agiou Andreou-Straße befindet sich in einem Parkgelände die kleine Kirche Agios Andreas. Hier soll der Apostel Andreas sein Martyrium erlitten haben.
Daneben steht die viel größere Bischofskirche, eines der markantesten architektonischen Elemente in Patras.
Die beiden Hauptplätze der Stadt, die Platia Olgas und die Platia Georgiou mit dem Stadttheater, sind zum Treffpunkt der Jugend, der vielen Studenten und der Touristen avanciert. Von dort führt die kneipenreiche Odos Gerokostopoulou hinauf zum antiken Odeion, einem typischen Theater aus der Römerzeit, das seit einigen Jahren für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird. Weiter geht es zur venezianisch-byzantinischen Burg, dem schönsten Teil der Stadt mit ihrer öffentlichen Grünanlage, von wo man einen grandiosen Blick über die Stadt und den Hafen hat. Innerhalb der Burgmauern befindet sich ein kleines Freilichttheater. Nördlich davon liegt das Restaurant „Dasyllio“ mit einem schönen Café-Garten und herrlichem Blick über die Stadt.
Drei Querstraßen vom Odeion entfernt lohnt die Pantokrator-Kirche wegen ihrer Geschichte einen Besuch. Aus dem Blei des Daches gossen die Griechen 1821 Kugeln für ihren Freiheitskampf gegen die Türken.
Den Sonnenuntergang über dem Golf von Patras genießt man am besten in einer der vielen Tavernen, direkt am Meer, drei Kilometer südlich der Stadt, oder bei der abendlichen Promenade am Hafenkai.
Hauptattraktion Karneval
Hauptattraktion von Patras ist der traditionsreiche Karneval. Sieben Wochen vor dem griechischen Osterfest heißt das Motto „Samba und Sirtaki“. Nirgendwo in Griechenland ist der Karneval so farbenprächtig und turbulent wie hier. Am Faschingssonntag kann man bei der großen Parade mit über 50.000 Karnevalisten tolle Kostüme, Masken und fantastisch bemalte Gesichter bewundern oder … selbst mitmachen. Besucher sollten rechtzeitig eine Unterkunft reservieren, da der Andrang sehr groß ist.
Als Kulturhauptstadt bietet Patras 2006 ein umfangreiches Programm, u.a. eine Ausstellung über Leonardo da Vinci, antike griechische Tragödien, Komödien, Kunst und Musik. Zur Vorbereitung des Festjahres hat die Stadt einige bauliche Veränderungen realisiert: Die Renovierung der Altstadt beispielsweise sowie die Fertigstellung der Umgehungsstraße durchs gebirgige Hinterland. Als „Nebenprodukt“ kam es zur spektakulären Entdeckung der mykenischen Felsgräber (11.-13. Jh. v. Chr.) beim Dorf Vademi. Zu einem Wahrzeichen ist unterdessen die 2004 eröffnete „Charilaos Trikoupis-Brücke“ geworden. Mit 2252 Metern ist sie ein technisches Meisterwerk und die längste Schrägseilbrücke der Welt, die die Peloponnes-Halbinsel bei Patras-Rio zum westgriechischen Festland bei Antirrio verbindet. Die Mautgebühr für eine einfache Fahrt beträgt pro Pkw 10,50 Euro.
Ausgangspunkt für Ausflüge
Von Patras aus hat man auch vielfältige Ausflugsmöglichkeiten. Eine Exkursion zum malerisch gelegenen Weingut „Achaia Clauss“, etwa sechs Kilometer südlich der Stadt, ist empfehlenswert. Das Areal wurde Mitte des 19. Jahrhundert von dem Bayern Gustav Clauss gegründet, der dort wenige Jahre später mit der Weinproduktion begann. Auf sehr freundliche Art werden Besucher von der Fremdenführerin Antonia in die Geheimnisse und die Geschichte des Gutes eingewiesen.
Östlich von Patras geht es mit der Zahnradbahn von Diakofto durch die wildromantische Vouriakos-Schlucht hoch in die Berglandschaft nach Kalavryta. Dieser Ort ist jetzt ein beliebtes Urlaubsziel, vor allem im Winter. Kalavryta ist aber auch ein „Märtyrerort“ Griechenlands. Im Dezember 1943 wurde von den deutschen Besatzern an der Dorfbevölkerung ein Massaker verübt, dem fast die gesamte erwachsene männliche Bevölkerung zum Opfer fiel.
Unterwegs auf halber Strecke besteht die Möglichkeit, das Kloster „Mega Spiläon“ zu besichtigen. Von Kalavryta sind es auch nur sieben Kilometer zum geschichtsträchtigen Kloster „Moni Agia Lavra“, wo 1821 vom Bischof Germanos von Patras der griechische Befreiungskampf gegen die Türken ausgerufen wurde. Bei Kastri im Helmos-Gebirge sollte man sich den Besuch der faszinierenden Seenhöhle mit 13 Seen auf drei Ebenen nicht entgehen lassen. Einen Badeausflug kann man zu dem 40 km südlich gelegenen Kalogria Beach unternehmen.
Informationen:
Anreise
Flug nach Araxos von mehreren deutschen Flughäfen. Weiterfahrt per Taxi (ca. 40 Euro) nach Patras (35 km entfernt) oder mit Mietwagen (sollte vorher reserviert werden!). Mit der Fähre erreichbar ab Venedig, Ancona, Bari, Brindisi über Igoumenitsa und Korfu. Fahrtzeit: 29 Stunden (ab Venedig). Einfache Fahrt für 2 Pers. und Pkw ca. 200 Euro.
Kostenloses Prospektmaterial versendet die Griechische Zentrale für Fremdenverkehr EOT in Frankfurt.
Tel.: 069 2578270, Fax: 25782729,
www.gnto.gr
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