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Kykladeneinsel Ios

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Kykladeneinsel Ios

Verkannte Schönheit in der Ägäis Von Oliver Goers Das griechische Eiland Ios genießt unter Kykladen-Fans einen zweifelhaften Ruf. Zwischen den beliebten Urlaubszielen Santorin und Naxos gelegen, wird dieses kleine Fleckchen Erde von vielen Reisenden beharrlich ignoriert. Zu Unrecht: In den 70er Jahren galt die bergige Insel als Eldorado für Aussteiger und war damit Geheimtipp für die deutsche Hippie-Bewegung. Später sollte Ios jeden Sommer zum Schmelztiegel vergnügungssüchtiger Halbstarker aus ganz Europa werden.

Als die Insel nur noch durch Negativ-Schlagzeilen von sich reden machte und zum begehrten Ziel für „Saufkoma"-Patienten wurde, wandten sich schließlich auch die treuen Fans aus alten Tagen angewidert ab. In einigen Reiseführern war sogar zu lesen, dass jedes Jahr auf Ios mindestens ein Jugendlicher den Alkoholrausch nicht überlebt. Von diesem Image-Schaden hat sich die Insel offenbar noch nicht erholt. Wie viel diese Beschreibungen auch immer mit der Wirklichkeit zu tun haben mögen, heute gilt: Außerhalb der Monate Juli und August geht es auf der Partymeile von Ios schon mal turbulent, jedoch keinesfalls exzessiv zu.Natürlich ist der Tourismus hier allgegenwärtig. Das Gros der 1500 ein-heimischen Inselbewohner hat sich längst mit dem Leben in zwei Welten arrangiert und lässt sich von den rasanten Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr befremden. Eher scheint es so, als scherten sie sich nicht um das, was hier und dort an Ungeheuerlichkeiten verbreitet wird. Ihr Motto lautet: „Sigá, sigá!". Was so viel heißt wie: „Immer mit der Ruhe!" Gewiss, die griechischen Gastgeber empfinden so, weil der Tourismus zweifelsfrei das einträglichste Geschäft auf dieser kargen Insel ist und für absehbare Zeit bleiben wird.

„Vom Suchen und Finden der Liebe"

Es lohnt sich aber sehr wohl, alle Vorbehalte beiseite zu schieben und diesem 108 Quadratkilometer großen Eiland eine Chance zu geben. Denn Ios bietet das, was nicht nur Kykladen-Kenner, sondern alle Erholungssuchenden lieben: herrliche Strände, beeindruckende Landschaften, eine Vielzahl interessanter Wanderwege, eine atemberaubend schöne Altstadt (Chora), zahlreiche traditionelle Tavernen und Restaurants sowie einen malerisch gelegenen Hafenort (Gialos), der dank seiner natürlich geschützten Lage zugleich einer der sichersten Ankerplätze Griechenlands ist. Der Münchner Regisseur Helmut Dietl muss von dem Zauber dieser Ägäisinsel ebenfalls sehr berührt gewesen sein. Er hat sich Ios im Jahr 2004 als Kulisse für seinen Film „Vom Suchen und Finden der Liebe" ausgesucht. Drehort war eine luxuriöse Villa im typischen Kykladen-Baustil, die der Urlauber kurz vor dem Einlaufen der Fähre am Fuße eines Felsens entdecken kann. Bei der Suche nach der Herkunft des heutigen Inselnamens stößt man auf zwei Erklärungs-Varianten. Die eine geht davon aus, dass sich die Ionier, die Ios im 10. Jh. v. Chr. kolonisierten, mit dieser Benennung ein Denkmal gesetzt haben. Nach einer weiteren Überlieferung soll das Wort Ios von der Bezeichnung „Ia" für eine Blumenart, die im Altertum auf der Insel wuchs, abgeleitet worden sein.Letztgenannte Tatsache darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ios heute eine wasserarme, mit wenig Pflanzenvielfalt gesegnete Insel ist. Das Pfund, womit sie aber beständig wuchern kann, ist neben der schroffen Schönheit weiter Felslandschaften und den vielen Aussichtspunkten, die einen immer wieder grandiosen Blick auf die nahe und ferne Inselwelt ermöglichen, das faszinierende Sonnenlicht der Ägäis sowie das permanente Wechselspiel der Farben zwischen den Elementen Erde und Wasser.

Versöhnliche Gegensätze

Apropos Wasser. Seine sehr gute Badequalität ist auf dem kreisförmigen Inselarchipel der Kykladen (griechisch: kyklos=Kreis) bereits sprichwörtlich. Mit dem über einen Kilometer langen und bis zu 70 Meter breiten Milopotás besitzt Ios einen der schönsten Sandstrände der gesamten Ägäis. Wer es dagegen ruhiger mag, der kann mit dem Mietwagen an die etwa 20 Kilometer entfernte Südspitze der Insel fahren und in der Bucht von Manganari ganz ungestört entspannen.Ein Ios-Urlauber hat die absolute Gewissheit, dass sich seine Suche nach Stille und Abgeschiedenheit auf der einen und das Bedürfnis nach Kommunikation und Bewegungsdrang auf der anderen Seite hier nicht unversöhnlich gegenüber stehen. Wer tagsüber eine Wanderung zur ehemaligen byzantinischen Festung Paläokastro unternommen bzw. den höchsten Berg im Zentrum der Insel (Pirgos, 713 m) erklettert oder ganz im verwaisten Norden das vermeintliche Grab von Homer besichtigt hat, den zieht es am Abend ebenso gern auch in die zahlreichen Musikclubs im Herzen der Altstadt.Die klimatischen Bedingungen auf Ios sind ideal. Die trockenen Sommer empfinden vor allem Touristen aus Mitteleuropa dank der vorherrschenden Nordwinde als nicht zu heiß. Wer die Insel per Fahrrad oder zu Fuß aktiv erkunden möchte, sollte dies im Frühjahr oder Herbst tun. Auch im Winter gibt es bei milden Temperaturen viel Sonnenschein. Allerdings auch jede Menge Ruhe und Einsamkeit. Dann nämlich heißt es auf der ganzen Insel nur: „Sigá, sigá".

Fähren nach Ios:

In der Hauptsaison mehrmals täglich von Piräus oder Santorin.

Mehr unter: www.gtp.gr

Busverbindungen auf der Insel:

Busse pendeln halbstündlich zwischen Hafen, Chora und Milopotás-Strand

Reiseagentur auf Ios: www.acteon.gr

Hoteltipp: www.liostasi.gr

 

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