Die international bekannteste, meistbesuchte, schillerndste Insel der Kykladen ist sicherlich Mykonos. Sie hat sich dem Tourismus sehr früh geöffnet, mit allen Vor- und Nachteilen. Dennoch konnte die Insel durch konsequente Baubestimmungen ihr unverwechselbares Gesicht erhalten, so dass Mykonos trotz zahlreicher Neubauten neben Santorin als Inbegriff einer Kykladeninsel gilt.
Das Gebiet am Nordstrand der Kykladen ist durch die starken Meltemi-Winde des Hochsommers eines der windreichsten des ganzen Landes. Da der permanente scharfe Luftzug den Boden austrocknet, besitzt Mykonos eine karge Landschaft, die nur wenig Raum für die Agrarwirtschaft ließ. Die Geschichte und Wirtschaft der Insel war daher durch Seefahrt und Handel bestimmt. Im 18. Jahrhundert etablierte sich Mykonos als Zentrum des Transithandels in der Ägäis und erwarb den Wohlstand, dem es seine prächtigen Kaufmannshäuser verdankt. Neben der Chora (Mykonos-Stadt), wo die meisten der knapp 4.000 Einwohner leben, gibt es mit Ano Mera im Osten noch ein zweites Siedlungsgebiet.
Geschichte
Erste Siedlungsspuren reichen in das 3200 vor Christus zurück – in der ionischen Zeit stand Mykonos im Schatten der heiligen Insel Dilos. Nach der Eroberung der Kykladen durch die Römer und der Ernennung von Dilos zum Freihafen (166 vor Christus) setzte auch auf Mykonos ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Im Jahre 1207 nach Christus kam es zusammen mit Tinos an die italienische Familie Ghizi und 1390 an die Republik Venedig. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Mykonos zu einer Seefahrerinsel und baute eine bedeutende Handelsflotte auf. Mit ihren gut ausgerüsteten Schiffen beteiligte sich die Insel dann am griechischen Befreiungskampf.
Nach der Unabhängigkeit verringerte sich durch die Dampfschifffahrt die Bedeutung der Insel. Die Zahl der Auswanderer nahm stark zu. Doch schon vor dem Zweiten Weltkrieg setzte der Besucherstrom zu der Ausgrabungsstätte Dilos ein. Nach dem Krieg wandelte sich die Insel zu einem der ersten bedeutenden Zentren des Mittelmeertourismus. In den 50er Jahren galt Mykonos als Ziel des \'\'Jet-Set\'\', neben vielen anderen Künstlern, Reichen und Superreichen besuchten auch Churchill, Maria Callas und Yehudi Menuhin die Insel. Heute hat Mykonos eine Städtepartnerschaft mit Sankt Moritz in der Schweiz.
B. Scharfenberger