Das Geheimnis der schwarzen BärteHeraklis schwitzte, als er Zerberus in den 9.000 griechischen Höhlen suchen mußte.
der schwarzen Bärte
Heraklis schwitzte, als er Zerberus in den 9.000 griechischen Höhlen suchen mußte. Touristen haben es da heute kaum leichter. An jeder Straße erscheint früher oder später das unwiderstehliche Signal: Spilia (Höhle). Doch nicht jede hält, was sie verspricht.
Griechenland/Athen.Ein Klassiker ist zweifellos die Trockenhöhle "Koutouki" bei Päania an der Ostflanke des Ymittos. Sie ist die größte Attikas, ihre Stalagmiten-Vielfalt soll einzigartig sein. Entdeckt hat sie ein Zicklein, das einen zwanzig Meter tiefen und fast senkrechten Schlund herabstürzte. Nun erwartet den Besucher ein graues EOT-Betonportal, wie es mittlerweile vor vielen "Schauhöhlen" zu finden ist. Abgesehen von den Kulturen der Mikroorganismen, die patschende Menschenhände zurückließen - sie zerstören den Stein und färben ihn schwarz - blieb Koutouki jedoch unangetastet.
Ist man erst mal drinnen, packt einen die Faszination, die auch Jules Verne und Mark Twain einmal empfunden haben. Gesichter, Monster, ganze Tiere schälen sich aus dem Halbdunkel, von den Wänden rinnen Gesteinskaskaden, eine steinerne Olympische Fackel leuchtet den Weg, durch Herzkammern und Arterienstränge. Spyros, der führende "Spiliologe", gibt eine Einführung in die Höhlengeologie und lüftet als erstes das Geheimnis der grauenvollen pechschwarzen Bärte. Verblüfft hört man, daß es sich um schlichte Gehölzwurzeln handeln soll.
Während manche Menschen hier unten vor Angst bibbern, referiert der Speläologe seelenruhig: Griechenlands Oberfläche besteht zum großen Teil aus Kalkgestein, in dem es v.a. durch die lösende Wirkung von Wasser zu den unterschiedlichsten Karsterscheinungen, z. B. auch Höhlen, kommt. Die bizarren Formen in ihrem Inneren entstehen grundsätzlich aus Kalkspat im Sickerwasser (Sinter). Stalaktiten formen sich durch abtropfendes Wasser, das hauchdünne Kalkringe am Fels hinterläßt, und wachsen von der Decke nach unten. Tropft es selten, nimmt vor allem ihre Größe zu. Tropft es häufiger sind die vom Boden nach oben wachsenden Stalagmiten schneller. Irgendwann treffen sich beide in der Mitte. Sintersäulen und -vorhänge entstehen, die in ihrer Form abhängig von Deckenhöhe, Wassermenge und Klima sind. Seine Farbe erhält der Tropfstein von den darüberliegenden Gesteinsarten, Eisenoxid verursacht z. B. eine rote Tönung.
Hier in Koutouki dringt nicht überall Wasser durch den Deckenmarmor, die Höhle ist deshalb weniger fragmentiert als andere. Wie in einem dämonisch verzerrten Kirchenschiff stehen die Säulen im "Raum mit Rhinozeros", dem "Lichtdurchfluteten Wald", oder dem "Platz mit Karyatiden". Schließlich erklingen "Die vier Jahreszeiten" von Vivaldi aus alten Lautsprechern und die zwei Millionen Jahre "junge" Höhle wird zum Mittelpunkt der Erde.
Griechische Höhlen sind Lebensraum für die unterschiedlichsten Geschöpfe, die sogenannten Troglobionten, die diese Unterwelt bevölkern. Die berühmte Meeresgrotte "Papanikolis" diente während des Zweiten Weltkrieges sogar einem U-Boot als Schlupfwinkel. Auch Pilze gedeihen, vorausgesetzt es gibt ausreichend Guano (Fledermauskot). Auf menschliche Spuren stießen die Forscher in Dyros, Südpeloponnes. Die dortige Höhle gilt heute als eines der "bedeutendsten anthropologischen Museen Europas". Für eingefleischte Fans der Höhlenforschung empfiehlt sich aber eher die Nachbarhöhle: "Glyfada". Die unterirdische Bootsfahrt ist unvergleichlich. ähnlich faszinierend muß "Ton Limnon" (Kalavrita, Peloponnes) sein. Weitere interessante Höhlen gibt es insbesondere in Nordgriechenland: Perama (Ioannina), die "Graves" (Paxoi), "Kokkines Petres" (Petralona/Chalkidiki), Alistrati (Serres) und die Kyklopenhöhle des Polyphem (Komotini). Auf zahlreiche Höhlen trifft man auch auf verschiedenen Inseln. Hier ist etwa jene von Kefalonia in Drogarati und Melissani zu erwähnen - letztere mit dem klaren kleinen See, der bei entsprechendem Sonnenstand faszinierende Lichtspiele bietet, oder die Diktäische Höhle auf Kreta, wo Zeus geboren wurde. Ihr Eingang liegt auf 1.205 m Höhe an der Nordseite des Dikti-Gebirges.
Zu Beginn dieses Jahres präsentierte das Nationale Forschungsinstitut (Ethniko Idryma Erevnon) die zwanzigjährige Arbeit der Abteilung (Eforia) Anthropologie-Speläologie. Dabei war die Rede von 7.000 registrierten Höhlen, von denen bisher nur 17 wissenschaftlich untersucht wurden.
Die Fremdenverkehrszentrale (EOT) ist für die Höhlen in Päania, die in Petralona, auf der Chalkidiki und die bei Dyros auf dem Peloponnes zuständig. In Kürze soll jedoch die Verantwortung für diese "Unterwelt" an das Kulturministerium übergeben werden. Der allgemeine Eintritt beträgt in der Petralona-Höhle 1.500 Dr., für Kinder und Schüler 800 Dr. und für Gruppen mit Schülern oder mehr als 25 Personen 1.000 Dr. pro Person. Um die Päania-Höhle zu besichtigen, zahlt man 1.500, 800 bzw. 500 Dr. pro Person. Der Eintritt für die Dyrou-Höhle beträgt 3.500, 1.500 bzw. 1.000 Dr. pro Person. Geöffnet sind die Höhlen meist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. (flo/AZ)
Heraklis schwitzte, als er Zerberus in den 9.000 griechischen Höhlen suchen mußte. Touristen haben es da heute kaum leichter. An jeder Straße erscheint früher oder später das unwiderstehliche Signal: Spilia (Höhle). Doch nicht jede hält, was sie verspricht.
Griechenland/Athen.Ein Klassiker ist zweifellos die Trockenhöhle "Koutouki" bei Päania an der Ostflanke des Ymittos. Sie ist die größte Attikas, ihre Stalagmiten-Vielfalt soll einzigartig sein. Entdeckt hat sie ein Zicklein, das einen zwanzig Meter tiefen und fast senkrechten Schlund herabstürzte. Nun erwartet den Besucher ein graues EOT-Betonportal, wie es mittlerweile vor vielen "Schauhöhlen" zu finden ist. Abgesehen von den Kulturen der Mikroorganismen, die patschende Menschenhände zurückließen - sie zerstören den Stein und färben ihn schwarz - blieb Koutouki jedoch unangetastet.
Ist man erst mal drinnen, packt einen die Faszination, die auch Jules Verne und Mark Twain einmal empfunden haben. Gesichter, Monster, ganze Tiere schälen sich aus dem Halbdunkel, von den Wänden rinnen Gesteinskaskaden, eine steinerne Olympische Fackel leuchtet den Weg, durch Herzkammern und Arterienstränge. Spyros, der führende "Spiliologe", gibt eine Einführung in die Höhlengeologie und lüftet als erstes das Geheimnis der grauenvollen pechschwarzen Bärte. Verblüfft hört man, daß es sich um schlichte Gehölzwurzeln handeln soll.
Während manche Menschen hier unten vor Angst bibbern, referiert der Speläologe seelenruhig: Griechenlands Oberfläche besteht zum großen Teil aus Kalkgestein, in dem es v.a. durch die lösende Wirkung von Wasser zu den unterschiedlichsten Karsterscheinungen, z. B. auch Höhlen, kommt. Die bizarren Formen in ihrem Inneren entstehen grundsätzlich aus Kalkspat im Sickerwasser (Sinter). Stalaktiten formen sich durch abtropfendes Wasser, das hauchdünne Kalkringe am Fels hinterläßt, und wachsen von der Decke nach unten. Tropft es selten, nimmt vor allem ihre Größe zu. Tropft es häufiger sind die vom Boden nach oben wachsenden Stalagmiten schneller. Irgendwann treffen sich beide in der Mitte. Sintersäulen und -vorhänge entstehen, die in ihrer Form abhängig von Deckenhöhe, Wassermenge und Klima sind. Seine Farbe erhält der Tropfstein von den darüberliegenden Gesteinsarten, Eisenoxid verursacht z. B. eine rote Tönung.
Hier in Koutouki dringt nicht überall Wasser durch den Deckenmarmor, die Höhle ist deshalb weniger fragmentiert als andere. Wie in einem dämonisch verzerrten Kirchenschiff stehen die Säulen im "Raum mit Rhinozeros", dem "Lichtdurchfluteten Wald", oder dem "Platz mit Karyatiden". Schließlich erklingen "Die vier Jahreszeiten" von Vivaldi aus alten Lautsprechern und die zwei Millionen Jahre "junge" Höhle wird zum Mittelpunkt der Erde.
Griechische Höhlen sind Lebensraum für die unterschiedlichsten Geschöpfe, die sogenannten Troglobionten, die diese Unterwelt bevölkern. Die berühmte Meeresgrotte "Papanikolis" diente während des Zweiten Weltkrieges sogar einem U-Boot als Schlupfwinkel. Auch Pilze gedeihen, vorausgesetzt es gibt ausreichend Guano (Fledermauskot). Auf menschliche Spuren stießen die Forscher in Dyros, Südpeloponnes. Die dortige Höhle gilt heute als eines der "bedeutendsten anthropologischen Museen Europas". Für eingefleischte Fans der Höhlenforschung empfiehlt sich aber eher die Nachbarhöhle: "Glyfada". Die unterirdische Bootsfahrt ist unvergleichlich. ähnlich faszinierend muß "Ton Limnon" (Kalavrita, Peloponnes) sein. Weitere interessante Höhlen gibt es insbesondere in Nordgriechenland: Perama (Ioannina), die "Graves" (Paxoi), "Kokkines Petres" (Petralona/Chalkidiki), Alistrati (Serres) und die Kyklopenhöhle des Polyphem (Komotini). Auf zahlreiche Höhlen trifft man auch auf verschiedenen Inseln. Hier ist etwa jene von Kefalonia in Drogarati und Melissani zu erwähnen - letztere mit dem klaren kleinen See, der bei entsprechendem Sonnenstand faszinierende Lichtspiele bietet, oder die Diktäische Höhle auf Kreta, wo Zeus geboren wurde. Ihr Eingang liegt auf 1.205 m Höhe an der Nordseite des Dikti-Gebirges.
Zu Beginn dieses Jahres präsentierte das Nationale Forschungsinstitut (Ethniko Idryma Erevnon) die zwanzigjährige Arbeit der Abteilung (Eforia) Anthropologie-Speläologie. Dabei war die Rede von 7.000 registrierten Höhlen, von denen bisher nur 17 wissenschaftlich untersucht wurden.
Die Fremdenverkehrszentrale (EOT) ist für die Höhlen in Päania, die in Petralona, auf der Chalkidiki und die bei Dyros auf dem Peloponnes zuständig. In Kürze soll jedoch die Verantwortung für diese "Unterwelt" an das Kulturministerium übergeben werden. Der allgemeine Eintritt beträgt in der Petralona-Höhle 1.500 Dr., für Kinder und Schüler 800 Dr. und für Gruppen mit Schülern oder mehr als 25 Personen 1.000 Dr. pro Person. Um die Päania-Höhle zu besichtigen, zahlt man 1.500, 800 bzw. 500 Dr. pro Person. Der Eintritt für die Dyrou-Höhle beträgt 3.500, 1.500 bzw. 1.000 Dr. pro Person. Geöffnet sind die Höhlen meist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. (flo/AZ)