Während der hauptstädtische Syntagmaplatz (zu Deutsch: Platz der Verfassung) das gehobene und noble Aushängeschild Athens darstellt, hat der Omonia Platz (zu Deutsch: Platz der Eintracht) bis heute sein volkstümliches Gesicht bewahrt.
Beide Plätze sind durch die allzeit geschäftigen Stadiou- und Eleftheriou-Venizelou-Straße miteinander verbunden. Angelegt wurden die parallel zueinander verlaufenden Avenuen Stadiou und Eleftheriou Venizelou, die von den meisten Athenern noch mit ihrem früheren Namen als Panepstimiou" (Universitätsstraße) bezeichnet wird, nach Plänen des Architekten Kleanthes und seines deutschen Kollegen Schaubert aus dem Jahre 1835; kurz nachdem Athen unter König Otto I. zur Hauptstadt erhoben worden war.
Zwischen der Stadiou und der Venizelou, in denen vor allem am Tage, aber auch bis weit in die Nacht hinein der Verkehr brodelt, kann der Fußgänger durch ein Geflecht aus mehreren Passagen bequem hin und her pendeln.
Unser Einkaufsbummel beginnt am Syntagma-Platz. Wir laufen in nordwestlicher Richtung zum Omonia-Platz. Leider ist die erste Geschäfts-Passage, die Pezmazoglou Stoα an der Amerikis-Straße, derzeit nicht zu begehen, da der Gebäudekomplex komplett renoviert wird. Dennoch kommen Deutschsprachige gleich auf der anderen Seite der Amerikis und gegenüber dem Kolokotronis Platz mit Reiterdenkmal und Historischem Nationalmuseum voll auf ihre Kosten: In der „Lemou"-Passage an der Stadiou befindet sich die „Deutsche Buchhandlung", die nunmehr auf eine 35jährige Geschichte blickt. Die rührigen Buchhändler erfreuen sich inzwischen einer großen Zahl von Stammkunden.
Korai-Platz: Banken und die Stoa „Athinai"
Vorbei am imposanten Gebäude der Griechischen Nationalbank und den Stahlgittern an den Fenstern der Griechischen Post (öffnungszeiten: Mo. – Do. 8–14.30, Fr. 8–14 Uhr) stößt man nach ein paar hundert Metern auf den Korai-Platz. Auf der nördlichen Seite des Platzes haben sich namhafte Banken angesiedelt, ganz in der Mitte die Piräus-Bank in einem schönen fünfstöckigen Gebäude mit neoklassizistischer Fassade. Vor diesem Gebäude befindet sich der Eingang zur U-Bahn-Station, und auf der anderen Seite des Platzes lädt die Stoa „Athinai" zu einem kleinen Bummel ein.
Untergebracht sind in den Gängen einige Cafes, Restaurants und Fast-Food-Ketten, wie z.B. Pizza Hut. Die Sushi-Welle, die momentan in Deutschland boomt, findet offenbar auch bei den Athenern den gewünschten Anklang. Vor etwa acht Monaten hat das japanische Restaurant Yin Yum aufgemacht. Die typisch sterile und moderne Einrichtung, die so häufig in neuen japanischen Trend-Sushi-Bars zu finden ist, kommt auch hier voll zur Geltung. Bei Yim Yum sind es eckige schwarze Tische und Stühle aus Holz; dazu kontrastieren die Wände in weiß. Musikalisch ist der Raum in die sanften Klänge von lounge-music getaucht. Sitzt man an der Bar, dann kann man sich das unter Plastikglocken befindlich Sushi, das hinter der Bar immer wieder neu und frisch zubereitet wird, vom Laufband nehmen. Wem dieses Vorgehen zu hipp ist, der hat natürlich auch die Möglichkeit, sich einfach an den Tisch zu setzen und sich etwas aus der Speisekarte – z.B. Baby Tuna, Suzuki oder Maki Hand Rolls (3,50 Euro) – auszuwählen.
Ein kleiner „Hingucker" ist der Laden „To Barometro" am südlichen Ende der Passage. Der Inhaber, ein älterer Herr, bietet in seinem Laden die unterschiedlichsten Chronometer an. Sämtliche Wände sind mit runden oder eckigen, modernen oder klassischen Uhren behangen. Aber auch Barometer in Holz oder Plastik sowie Kompasse sind hier zu finden.
Die „Athener Trilogie" an der Panepistimiou
Am östlichen Ausgang der Passage stößt man direkt auf die Eleftheriou-Venizelou (Panepistimiou). Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite stechen drei markante neoklassizistische Gebäude ins Auge. Es handelt sich um die Nationalbibliothek, die Universität und um die Akademie. Diese Gebäude sind wichtige Zeugen des Athener Neoklassizismus.
Mit der Errichtung der Universität wurde bereits im Jahre 1839 unter König Otto I. begonnen; schon nach dreijähriger Bauzeit konnte das aus pentelischem Marmor gefertigte Gebäude der öffentlichkeit übergeben werden. Anschließend entstand die im Südosten angrenzende Akademie nach Plänen von Theofil Hansen und Ernst Ziller. Das dritte Gebäude der „Trilogie", die Nationalbibliothek, wurde in den Jahren 1885 bis 1891 ebenfalls nach Plänen von Hansen und Ziller erbaut. Die Nationalbibliothek umfaßt heute etwa zwei Millionen Bände und ist damit die größte Bibliothek des Landes.
Pezmazoglou- und Nikolaidou Stoa
Läuft man von der Bibliothek wieder auf die südliche Straßenseite der Panepistimiou, stößt man auf die Pezmazoglou-Stoa. Dahinter, sozusagen im Hof oder in einer Häuserschlucht, ist das „Cafι Mazi" beheimatet, wo der müde Einkaufsbummler erst einmal eine kleine Verschnaufpause einlegen kann.
Nach diesem Päuschen stößt man ein paar Meter weiter Richtung Norden in die Nikoloudi-Stoa, durch deren interessante Dach-Fenster-Konstruktion das helle Athener Tageslicht fällt, und an deren Seiten solide Geschäfte angesiedelt sind.
Auch diese Passage verbindet die Panepistimiou mit der Stadiou; in der Nähe des Ausgangs an der Stadiou hatte ein Künstler aus Köln die Idee, Fußgänger auf die wunderschönen Gebäude aufmerksam zu machen. Er schrieb einfach vor den sehenswerten Gebäuden mit weißer Farbe auf den Boden „Blick heben"!
Auch in der Stadiou gibt es viele verlockende Geschäfte: In der Nummer 28 findet man z.B. das „Accessorize". Hier wird so ziemlich alles angeboten, was man sich an Accessoires so wünschen kann: Hüte, Gürtel, Tücher, Schmuck …
Herrenausstatter und Boutique für reifere Damen
Weiter die Stadiou hinunter kommt man an der „Orfeos"-Stoa vorbei, die in einem neoklassizistischen Bau, an dessen Eckpunkten zwei hohe silberfarbige Kuppeldächer angebracht sind, untergebracht ist. Mit dem hellgelben Anstrich und den grünen Fensterläden ist das Bauwerk ein Blickfang zwischen manch Betonklotz, der hier in den letzten Jahrzehnten entstanden ist. In dem Gebäude haben sich an der Außenfront einige Modegeschäfte mit hübsch gestalteten Schaufenstern angesiedelt. Darunter der klassische Herrenausstatter Nikolopoulos, den es bereits seit 1953 gibt. Im Fenster erblickt man Anzüge in der Preislage zwischen 200 und 400 Euro. Daneben lädt die Boutique Vardas mit peppiger und farbenfroher Mode für etwas reifere Damen ein.
Das "Music House M. Nikolaidis"
In der „Orfeos"-Stoa haben hauptsächlich Taschengeschäfte wie zum Beispiel Bartuggi ihren Sitz. Ins Auge fällt auch das Schaufenster des „Music House M. Nikolaidis". Das Musikgeschäft bietet eine stattliche Auswahl an Instrumenten. Von der Violine bis zur Gitarre, der Tuba, dem Saxophon, Klavieren und Flöten usw. können Musiker hier so ziemlich alles finden, was ihr Herz begehrt. Natürlich ist hier auch die griechische Bouzouki zu finden. Das Saiteninstrument stammt ursprünglich aus dem Orient. Weltweit berühmt wurde das Instrument durch den Sirtaki.
In der Mitte, wo sich der Hauptgang teilt, erspäht man den kleinen angrenzenden Eingang der Stoa tou Vivlio. In den hier angrenzenden Geschäften befinden sich ausschließlich Buchhandlungen und Antiquariate.
Kurz vor dem Omonia-Platz hört man an der Ecke zur Eolou die lauten Beats aus dem Geschäft Authentic ertönen. Hier kaufen Teens und Twens junge Mode zu Preisen ab fünf Euro.
Griechenland Zeitung