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Irish Republic of Plaka

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Irish Republic of Plaka...heißt es am Eingang der Hausruine mitten in der Athener Altstadt. Auf dem halbverfallenen Dach steht ein Bett, an dessen Ende zwei alte Stiefel unter der Decke hervorlugen. "Leider schon belegt" steht auf einem Schild darunter. Tom der einzige Bewohner und Wähler dieser 200-Quadratmeter-Republik, ist vor drei Monaten hier eingezogen.

"Wenn wieder Wahlen sind, werde ich mich wohl selbst zum demokratischen Diktator wählen müssen," scherzt der Ire mit dem wirren grauen Haar und dem zahnlosen Lachen. Meistens sitzt oder arbeitet er in seinem Recycling-Garten, einer Art Freilichtmuseum aus vom Sperrmüll zusammengetragenen Gegenständen. Eine kaputte Waschmaschine, mehrere Telefone, Sessel und Sonnenschirme sind nur die auffälligsten "Exponate" in einem Sammelsurium von Fundstücken. Tom hat sie liebevoll zu einem Gesamtkunstwerk arrangiert und mit witzigen Kommentaren versehen. Wer vorbeikommt bleibt unwillkürlich stehen, staunt, schmunzelt.
Für jeden hat Tom einen lustigen Spruch und einen freundlichen Gruß.

Weltbürger, Tramp, Agent,
Wanderer, Fremdenlegionär ...

Tom ist Weltbürger, Tramp, Wanderer. Seine Lebensgeschichte klingt wie aus einem Spionageroman. "Ich habe als Agent in Irland für die Armee gearbeitet. Vor 20 Jahren ist meine Familie durch eine Autobombe, die eigentlich mir galt, getötet worden." Dieser Schicksalsschlag habe ihn aus der Bahn geworfen. Als Fremdenlegionär kämpfte er in Südafrika und Israel, später dann Wanderschaft. Die Strecke von Amsterdam nach Athen hat er zu Fuß zurückgelegt. "Damals war ich ein schlechter Mensch, aber eigentlich wollte ich einfach nur sterben," erzählt er. Ein göttlicher Wink habe ihn wieder auf die richtige Bahn gebracht.

Tom lebt seit sechs Jahren dauerhaft in Athen, die meiste Zeit allerdings ohne Dach über dem Kopf. Vor seinem Einzug war sein neues Zuhause schon lange unbewohnt, wie so viele alte Häuser in der Athener Plaka. Bei dem großen Erdbeben im Sommer 1999 war es sogar teilweise eingestürzt. "Nur ein paar Drogenabhängige haben hier noch übernachtet," erzählt Tom. Das Grundstück gehört der orthodoxen Kirche. Vor einigen Monaten erlaubte der Pope der nahgelegenen Stira-to-Kottaki-Kirche dem Obdachlosen, sich hier häuslich einzurichten.

"Unglaublich, was die
Leute alles wegwerfen"

Auch die Einrichtung im noch bewohnbaren Teil des Hauses besteht aus Fundstücken. "Es ist unglaublich, was die Leute alles wegwerfen," erzählt Tom. Er ist stolz auf den nagelneuen Kühlschrank, die wiederbelebte Palme und sein großes Bett. Das steht jetzt im Sommer in seinem kleinen Hof. "Ich bin der Robinson Crusoe der Plaka," sagt er lachend. Gesellschaft leistet ihm jedoch kein Freitag, sondern zwei Katzen namens Hilary Clinton und Monica. "Bill, der Kater, ist schon seit längerer Zeit nicht mehr aufgetaucht," erzählt er grinsend.

"Nun fehlt nur noch eine gute
Köchin mit rotem Mercedes"

Seit Tom seine neue Bleibe gefunden hat, steht er nicht mehr an seinem gewohnten Platz in der Plaka. Die selbstgefertigten Holzmotorräder und Drahtesel verkauft er jetzt lieber in seinem Hof. "Ich fühle mich hier so wohl, dass ich am liebsten für immer bleiben möchte," sagt er.
Die Chancen dafür stehen gut, denn auch in der Nachbarschaft ist er beliebt. Vom Hotel Nefeli gegenüber bekommt er jeden Morgen umsonst sein Frühstück. Die Polizeistreife schaut gelegentlich auf einen Kaffee vorbei und sogar der irische Botschafter sagt ab und zu guten Tag. Nur ein paar ältere Damen aus der Nachbarschaft fänden seinen Recycling-Garten nicht so toll. "Das Einzige, was mir jetzt noch fehlt, ist eine Frau," sagt der Fünfzigjährige augenzwinkernd. Eine gute Köchin soll sie sein ... und einen roten Mercedes fahren!

Jürgens 

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