Ein weiß getünchtes Dorf Folgen Sie dem Weg um die Akropolis im Uhrzeigersinn nach Anafiotika, dem Dorf aus zusammengewürfelten, weißen Häusern aus dem 19. Jh. Es behauptet zäh seinen Platz am Felshang und hat eine interessante Geschichte.
In der Jungsteinzeit war die Gegend von Anafiotika (Dorf der Menschen aus Anafi) bewohnt, bis das Orakel von Delphi sie zu heiligem Boden erklärte. Dann wanderte die Bevölkerung ab. Während des Peloponnesischen Krieges und der Eroberung von Attika über schwemmten unzählige Flüchtlinge Athen und suchten in den Höhlen unter den langen Felsen Schutz. Später mauerten äthiopische Sklaven die Höhlen zu.
1834 wurde das Bauen in dieser Gegend verboten. In den 30er Jahren des 19. Jh. kamen jedoch zahlreiche Handwerker aus allen Teilen der ägäischen Inselwelt infolge des Baubooms nach Athen, um dort die schon mehrfach erwähnten Herrenhäuser zu errichten. Ihr Lohn reichte jedoch kaum zum Leben, geschweige denn zum Kauf eines eigenen Hauses. Schließlich bauten zwei mutige Handwerksleute aus Anafi, einer Kykladeninsel bei Santorin, unter dem Vorwand, eine Kirche errichten zu wollen, am Osthang der Akropolis für ihre Familien über Nacht ein Haus. Die Polizei sah sich vor voll endete Tatsachen gestellt, und die Anafiotika - so wurde die neue Ansiedlung genannt - erhielt zunächst von Einwanderern aus Anafi und schließlich auch von anderen Gruppen Zuwachs.
Die Bewohner restaurierten die halb verfallenen Kirchen St. Georg von den Felsen und St. Simeon. In der letzteren soll eine Ikone von Unserer Lieben Frau vom Schilf Wunder wirken. Unten am Hügel bei der Kreuzung Lissikratous-/Epimendiou- und Vironos-Straße befindet sich das Choregisehe Lysikratesmonument, das zu Recht wegen seiner korinthischen Säulen und seiner fast kapriziösen Feinheit gepriesen wird. Es trägt die Inschrift: 'Lysikrates von Kikyna, Sohn des Lysitheides, war Choregos, der Stamm von Akamantis trug den Sieg mit dem Knabenchor davon: Theon blies die Flöte, Lysiades von Athen studierte den Chor ein. Evainetos war der Archon. Die Bedeutung dieses Monumentes aus dem Jahr 334 v.Chr. ist also mit der einer Platinschallplatte von heute vergleichbar.
Auf demselben Platz locken auch noch die Überreste des Kapuzinerklosters Besucher an, das hier von französischen Mönchen 1658 gegründet wurde. Vater Fran brachte die ersten Tomaten nach Athen, und Vater Simeon kaufte 1669 das Lysikratesmonument, das in das Kloster eingegliedert und bis 1821 als Mönchszelle gebraucht wurde. Angeblich soll in dieser hohlen Trommel auch Lord Byron in den Jahren 1810 und 1811 Teile seines Childe Harold geschrieben haben.
Das Cafe an der Ecke heißt "Schmutzige Ecke' und gilt als Treffpunkt von Künstlern. Immer noch in der Oberen Plaka, an der Kreuzung Chaeefontos-/Lissikratous-/und Galananou-Straße, steht die St.-Katharina-Kirche, die dem Kloster des Berges Sinai während der Regierungszeit des Patriarchen Bartholomäus von 1765 bis 1782 zur Verfügung gestellt wurde.
Tänze unter freiem Himmel: In der Scholeiou-Straße 8 (eine Seitenstraße der Adrianou-Straße) hat die Dora Stratou-Stiftung für Griechische Tänze in einem vierstöckigen, renovierten Herrenhaus ihren Sitz. Die Tänzerin Dora Stratou (verstorben 1988) widmete ihr ganzes Leben dem traditionellen Tanz. Ein von ihr gegründetes Ensemble tritt jeden Sommer in dem Open-Air-Theater hinter dem Philopappos-Hügel auf. In dem Gebäude sehen Sie etwa 3.000 Trachten aus allen Teilen des Landes, eine Schmucksammlung und eine Bibliothek mit Auf nahmen und Nachschlagewerken über den griechischen Tanz und die dazugehörigen Kostüme. Außerdem werden hier regelmäßig Tanzunterricht und Vorträge angeboten.
Andere erwähnenswerte Museen der Kato Plaka sind das Museum für Griechische Volkskunst in der Kidathineon-Straße 17 und das Zentrum für Volkskunst und Brauchtum in der nahe gelegenen Angeliki-Hadzimihali Straße.
Das 'Hadzimihali' befindet sich ehemaligen Wohngebäude der volkstümlichen Künstlerin, die ebenso wie Dora Stratou ihr Leben dem Erhalt der griechischen Kultur widmete. Die Sammlungen beider Patriotinnen sind Denkmäler des dahinschwindenden Dorflebens in ihrem Land. Wechselnde Ausstellungen haben oft die Trachten einer bestimmten Region zum Thema. Webereien, Stickereien, Werkzeuge, Schreinerarbeiten und sogar dekorierte Brote werden dabei auch ausgestellt.
Lassen Sie sich das Museum für Griechische Volkskunst, das einen Katzensprung vom Hadzimihali entfernt steht, nicht entgehen. Es enthält eine wirklich imponierende Sammlung von Stickereien, handgewebten Textilien, Kostümen, Metall- und Holzarbeiten, Keramiken, Schattenpuppen aus den Karagiozis-Theatern, naiver Kunst und Steinreliefs von 1650 bis zur Gegenwart.
Am Rande der Plaka, in der Leoforos-Amalias-Straße 36, ist das Jüdische Museum von Griechenland im dritten Stock eines Gebäudes mit einem dieser verrückten Aufzüge aus Paris untergebracht. Es wurde 1977 eröffnet und zeigt religiöse und zeremonielle Gerätschaften, Kostüme, Stickereien, alte Fotos und Dokumente. Auf dem Gelände steht auch eine Synagoge aus Patras, in der Gottesdienste abgehalten werden. Die Geschichte der griechischen Juden geht zurück bis ins 3. Jh. v.Chr. Heute leben noch etwa 5.000 Juden in Griechenland. Das Museum hat natürlich einen Souvenirladen und die Gesellschaft der Freunde des Jüdischen Museums gibt eine Informationsschrift heraus.
Das erste gotische Bauwerk: An der Ecke Filellinon-/Leoforos-Amalias Straße steht die anglikanische Kirche St. Paulus. Mit ihrem Bau am Rande der verwüsteten Innenstadt wurde am Ostermontag 1838 begonnen. Der Entwurf des ersten gotischen Gebäudes in Athen stammt von Henry Wadsworth Aciand. Eine Steinplatte am Eingang ist allerdings das älteste britische Monument in Athen und erinnert an den Tod von George Stubbs und zwei handeltreibenden Marineoffizieren. Die kunstvoll bemalten Glasfenster zeigen die Heiligen Paulus, Andreas, Stephanus und Lorenz, außerdem Josua und Kaleb und das Leben Davids. Die 150 Jahre alte Kirche wurde kürzlich restauriert. In ihr werden immer noch regelmäßig gutbesuchte Gottesdienste abgehalten.
Die Russische Kirche St. Nikodemus im nächsten Block wurde zwischen 1000 und 1025 n.Chr. als Teil eines später zerstörten Klosters erbaut. Erst im Jahr 1852 übernahm die russisch-orthodoxe Gemeinde diese Kirche, die heute das größte mittelalterliche Bauwerk der Stadt ist. Der Glockenturm und die dazugehörige Glocke wurden im 17. Jh. von Zar Alexander II. gestiftet, die Wandgemälde im Innern stammen von dem deutschen Maler Ludwig Thiersch.
Der naive Maler Georgios Savekis ist ein weiterer in der Plaka sehr bekannter und beliebter Künstler. Man findet seine Werke an Außenwänden und auch verschiedentlich im Innern der Tavernen und Nachtklubs. Er hat sein Atelier in der Thespidos-Straße 14. Seine Gemälde befassen sich größten teils mit dem Nachtleben um die Jahrhundertwende, den Manghes (eine Bevölkerungsgruppe, die ihren eigenen Kleidungsstil, Ehrenkodex und sogar Normen zur Austragung von Streitigkeiten hat) und Wandermusikern. Savekis' Arbeiten sind lebendig und farbenfroh. Der Künstler will an das Leben in diesen engen Straßen erinnern, bevor sie von der neuen Zeit, von elektrischem Licht und Verstärkern erobert wurden.
Manolis
Unser Foto (© Griechenland Zeitung / Rebecca Hürter) zeigt eine Hausfassade im Stadtteil Plaka.