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Donnerstag, 02. August 2018 15:00

Google Doodle mit dem griechischen Olymp

Jeden Tag zeigt Google ein neues sogenanntes „Doodle“. Heute ziert die Webseite der Suchmaschine das höchste Gebirge Griechenlands, der Olymp. In der griechischen Mythologie heißt es, dass dort der Sitz der olympischen Götter sei. Doch welche Geschichte steckt hinter diesem Doodle?

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Was sich anhört wie der Titel eines nordmakedonischen Romans, ist das Leitmotiv zu einer der vermutlich wichtigsten Veranstaltungen im Bereich des Olymp-Tourismus gewesen, die in den vergangenen Krisenjahren organisiert worden sind.

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Griechenland wurde am Wochenende schrittweise von einer Schlechtwetterfront heimgesucht. Begonnen hat diese am Samstag in Teilen Nordgriechenlands; Athen hat sie gegen 5 Uhr am Montagmorgen mit heftigen Regenfällen erreicht. Es kam zu einem spürbaren Absinken der Temperaturen.

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Der Olymp ist der Sitz der Götter in der griechischen Mythologie. Das höchste Gebirge Griechenlands ist an der Ostküste gelegen. Die Wirtschaft des Landes liegt noch in weiten Teilen am Boden, doch manche Anwohner des Olymps finden Wege aus der Misere. Die "360° GEO Reportage" hat den ehemaligen Bergführer Kostas Zolotas beim Aufstieg zum Sitz der Götter begleitet.
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Nicht nur, wenn man wandern will, ist die Umgebung des Olymps in der Provinz Pieria  eine Reise wert. Knapp zehn Kilometer von dem alpin wirkenden Städtchen Litochoro entfernt, Ausgangspunkt für die gesamte Bergregion, erstreckt sich der Archäologische Park der „heiligen Stadt“ Dion, einer spätklassisch / frühhellenistischen Gründung, die bis weit in die christliche Zeit hinein blühte. Sie enthielt ein bedeutendes Zeusheiligtum und zeugt von einer Zeit, als der antike Polytheismus sich allmählich zur Verehrung nur einer Gottheit wandelte.  

Die Flussbrücke von Litochoro bietet einen grandiosen Einblick in die enge Schlucht des Enipeas, die das Gebirgsmassiv des Olymps regelrecht spaltet. In der antiken Welt glaubte man, dass an den steilen Gestaden dieses Flusses die Götter herabstiegen, um sich ihren Arbeiten unter den Menschen zuzuwenden. Regelmäßig beschritt von hier aus Apollon den Weg nach Delphi, und Hera bewegte sich „eilend herab“, um am Kampf von Troja teilzunehmen, wie Homer im 14. Gesang der „Ilias“ erzählt. Der Enipeas und der Elikonas, der durch Dion fließt, werden beide mit dem tragischen Ende des Orpheus in Zusammenhang gebracht, der an einem der Flüsse von wutentbrannten Frauen zerrissen wurde, weil er mit seinen Liedern ihre Männer verführt hatte, mit ihm zu ziehen. Wie dem auch sei, er wurde in Dion bestattet, und zwar von den Musen, Töchtern des Zeus. Sie bargen Orpheus’ Glieder aus dem Fluss und legten sie in einen Steinkrug, den sie auf eine Säule stellten.   

Theater, Odeon und Bäder

Wir lauschten den Erläuterungen einer Reiseführerin namens Aphroditi. Sie hatte uns auf einen kleinen Hügel links der antiken Hauptstraße von Dion dirigiert, wo wir jenseits des Ziegelmauerwerks eines römischen Hypokaustums, der Bodenheizung einer großen Thermenanlage, anmutige Statuen erblickten, die aus Schilf und Wasser emporragten. Sie erzählte uns Geschichten von Nymphen und Musen, die in den zauberischen Quellen von Dion einst ein geheimnisvolles Wirken entfaltet hätten, und vermischte die alten Mythen mit esoterischen Ideen von heute. Über ihren romantischen Ausführungen vergaß Frau Aphroditi zu berichten, dass es sich bei der Stadt Dion und ihrem Heiligtum des Olympischen Zeus tatsächlich um ein von politischen Interessen bestimmtes, perfekt organisiertes Gemeinwesen des Makedonischen Reiches gehandelt hat. Überall, wo Zeus verehrt wurde, gab es für seine Töchter, die Nymphen und Musen, Weihestätten und erst recht hier im Land Pieria, wo die neun Musen geboren waren. Die alten Mythen aber dienten den makedonischen Königen vor allem dazu, das direkt unter dem Götterberg gelegene Zeusheiligtum zu einem geistig-politischen Zentrum für ganz Griechenland zu machen und athletische und kulturelle Wettspiele zu etablieren, die denen der alten panhellenischen Heiligtümer Olympia und Delphi ebenbürtig wären. Tatsächlich haben die Archäologen der Universität Thessaloniki in ihren drei Grabungskampagnen des 20. Jahrhunderts im antiken Dion aufwändige Bauwerke aufgedeckt: zwei Theater, ein hellenistisches und ein römisches, ein Odeon, zehn Bäder und selbstverständlich ein Stadion und ein Gymnasium sowie mehrere andere öffentliche Gebäude. Und die Ausgrabungen von Dion sind noch nicht beendet ... Die sichtbaren Reste der meisten Bauten stammen aus den römischen Epochen der ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte, meist jedoch errichtet über hellenistischen Vorgängerbauten.

Antike Hauptstraße mit Geschäften

Wir besuchten Dion bereits zum zweiten Mal, unser erster Besuch hatte im Sommer stattgefunden, und wir mussten ihn der mörderischen Hitze wegen abbrechen und suchten das entzückende kühle Bergdorf Palios Panteleimonas auf, wo wir dem Bouzouki eines modernen Orpheus’ lauschten und uns auf dem alten Kirchplatz in einer der traditionellen Tavernen erholten. Von einem „Wasserheiligtum“ Dion fanden wir damals kaum eine Spur: In den Schilfgürteln neigten sich die hohen Stängel müde, leblos und vor Trockenheit raschelnd über seichte Lachen. Die hohen Bäume der Eingangsallee entließen uns übergangslos in die schattenlosen Ruinenfelder, wo die lange antike Hauptstraße, umrahmt von Rudimenten der einstigen Geschäfte, Werkstätten und Häuser und der anschließenden, mit Mosaiken und Peristylen ausgestatteten Villen in gleißender Sonne lagen. Kühlung verheißende Baumgruppen hat das archäologische Gelände reichlich, aber überwiegend jenseits der Ausgrabungsflächen. Bei der Wahl des Kultplatzes für den Blitze schleudernden Zeus sollen die heftigen Sommergewitter, die sich einst wie auch heute über den Abhängen des Olymp entladen, eine ebenso entscheidende Rolle gespielt haben wie die Wasserströme des Winters, die die Unternehmungen der Archäologen zur nicht endenden Sisyphos-Arbeit machen.    

Gottesdienste parallel zu den Mysterienfeiern

Kommt man anstatt im Sommer im Winter nach Dion, glaubt man sich fast an einem anderen Ort, einem Paradies mit Flussläufen, Teichen, Kanälen und Wasserpflanzen, aus denen sich Säulen und anmutige Standbilder hoben. Das romantische Erscheinungsbild erhielt einen komischen, aber durchaus passenden Akzent, als sich eine Schar schnatternder Gänse mit vorgestreckten Hälsen in den Fluss Vaphyras stürzte. Eine Brücke führt zu den Resten eines Isis-Heiligtums mit drei Tempelfundamenten – die Verehrung „fremder“ Gottheiten, in diesem Fall der ägyptischen Muttergöttin, war typisch für die internationale Aufgeschlossenheit der hellenistischen und römischen, ja auch der frühchristlichen Welt. Jenseits des Flusses fanden in einer stattlichen Basilika, einer Bischofskirche des 4. und 5. Jahrhunderts, die ersten Gottesdienste noch parallel zu den Mysterienfeiern des Isiskultes statt, der wiederum auf dem ältesten Tempelterrain Dions, einem Demeterheiligtum des 5. Jahrhunderts v. Chr., gründete.
Die Wasser, die im Winter in Sturzbächen von den Steilhängen des Olymp herab schießen und sich zu Wildwasserflüssen sammeln, versickern am Fuß des Gebirgsmassivs mitunter völlig, um dann an entfernten Stellen, wie Dion, als Quellen wieder zutage zu treten. Wegen dieses „Wunders“ galt der Fluss Elikonas („Helikon“) als heilig und wurde besonders gepflegt und gelenkt. Eine technische Meisterleistung war seine Schiffbarmachung im Stadtbereich, indem über ein raffiniertes Ableitungssystem die Gebirgsbäche der Gegend hineingeleitet wurden. In seinem Unterlauf bis zum Hafen im Mündungsgebiet am Thermaischen Golf hieß der Fluss dann Vaphyras und wird heute Chelopotamos genannt, weil er von „Chelia“, wohlschmeckenden Aalen, wimmelt. Den Oberlauf, den alten Elikonas, nennen die Leute wegen des Brausens seiner Wasser lautmalerisch „Ourlias“.

Schritte zum kulturellen Anschluss

Phänomenal auch die schon seit dem Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. durchgeführte Befestigung der Stadt durch einen 2.700 Meter langen Mauerkranz mit 33 Türmen und mindestens sechs Toren, denen der exakte hellenistische Stadtplan zugeordnet war. Die früheste Anlage geht auf den wohl ersten bedeutenden König der Makedonier, Archelaos (413-399 v. Chr.), zurück, der Dion zur heiligen Stadt erklärte. Durch planvollen Ausbau von Handel und Verkehr erlöste er das gesamte Gebiet von Zentral-Pieria aus seiner naturalwirtschaftlichen Isolierung und vollzog die ersten Schritte zum kulturellen Anschluss an Griechenland. An seinen Königshof in Pella berief Archelaos den Dichter Euripides, der ein Drama über ihn („Archelaos“) schrieb, das in Dion uraufgeführt wurde. Erst Philipp II. aber führte nach seinem Sieg über die verbündeten Thebaner und Athener bei Chaironeia 338 v. Chr. die Wettspiele zu Ehren des Zeus ein, und von Alexander dem Großen wird berichtet, er habe vor seinem Aufbruch zum Perserfeldzug in Dion geopfert und dort auch seine Siege gefeiert.

Die älteste Orgel der Welt

Die Vergangenheit und die Gegenwart der Stätte werden verbunden durch die intensiv genutzte Fruchtbarkeit der Natur. Heute wie immer schon liegt Dion in einer Domäne der Landwirtschaft, wo selbst im Winter in sorgfältig aufgeräumten Feldern und gepflegten Anpflanzungen das Wirken der Bauern ins Auge fällt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war hier Tabak ein Hauptprodukt, für den größtenteils verlorenen Anbau fand sich Ersatz in der Kiwifrucht: Die sich zu tiefgrünen Blattdächern über Stangen ineinander rankenden Kletterpflanzen, in deren Dunkel sich die aromatischen Früchte verstecken, ziehen sich kilometerweit durchs Land. Auf den Vorbergen reihen sich große Kastanienplantagen aneinander. In der Antike wurden Korn, Hülsenfrüchte und Nüsse geerntet. Auch spielte und spielt die Holzwirtschaft eine große Rolle, und die Flüsse Enipeas und Vaphyras waren wichtige Transportwege. Der archäologische Park liegt am Rand des immer noch den Namen „Dion“ tragenden Bauerndorfes. An herausragender Stelle befindet sich genau im Zentrum das Museum, denn die Landbevölkerung ist stolz auf die historische Bedeutung ihrer Ortschaft. Funde aus den Heiligtümern, dem antiken Stadtgebiet und der Umgebung sind in diesem Museum versammelt – neben den Originalen der Standbilder so einzigartige Relikte wie die bislang älteste Hydraulis, eine „Orgelvorläuferin“ mit 27 sich bis zu 1,20 Meter hoch staffelnden Bronzepfeifen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., oder die seltene Sitzstatuengruppe von vier Philosophen aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.

Text und Foto: Ursula Spindler-Niros

Freigegeben in Makedonien
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