„Hotspot Hellas“: Es brodelt unter Flüchtlingen und in Gemeinden TT
Die geschlossene Nordgrenze und die seit Montag laufenden Rückführungen von Migranten, die nach dem 20. März in Griechenland eingetroffen sind, sorgen unter den Flüchtlingen für wachsenden Unmut. Sowohl im provisorischen Lager an der Grenze zur FYROM in Idomeni als auch auf den Inseln kam es am Freitagmorgen und auch bereits am Donnerstag zu Protesten und Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und griechischen Bürgern.
Griechenlands Regierungskoordinator: „Flüchtlinge bleiben bis zu zwei Jahre“ TT
Viele der Flüchtlinge, die sich derzeit in Griechenland befinden und auf die Weiterreise in andere europäische Staaten warten, werden für bis zu zwei Jahre in Hellas bleiben, manche auch nur einige Monate. Das erklärte der Koordinator der griechischen Regierung für das Flüchtlingsproblem, Dimitris Vitsas, gegenüber der in London erscheinenden Financial Times. Einige von ihnen könnten auch ständig in Griechenland angesiedelt werden.
Dramatische Zustände in Idomeni – 70 Kinder im Krankenhaus
Im Flüchtlingscamp in Idomeni an der nordgriechischen Grenze herrschen nach der Schließung der Balkanroute am Mittwoch dramatische Zustände. Der Regen der letzten Tage hat das Gebiet in ein riesiges Schlammfeld verwandelt. Während nach letzten offiziellen Angaben im Camp 12.000 Flüchtlinge auf ihre Umverteilung innerhalb Griechenlands warten und eine unbekannte Zahl Menschen außerhalb des Lagers auf freiem Feld campiert, breiten sich Krankheiten aus.
Nach Informationen griechischer Medien wurden seit Montag mindestens 70 Kinder in das Krankenhaus der nahen Bezirkshauptstadt Kilkis eingeliefert. Die meisten von ihnen litten an Atemwegsproblemen oder Magen-Darm-Grippe. Weil die Kapazitäten in Kilkis nicht ausreichen, sollen weitere Krankheitsfälle nach Thessaloniki überstellt werden. Der Leiter des griechischen Seuchenzentrums KEELPNO Athanassios Jannakopoulos schlug am Dienstag der Presse gegenüber eher beschwichtigende Töne an: Sein Amt sehe zurzeit nicht die Gefahr von Epidemien.
Zugleich bereiten sich die griechischen Behörden darauf vor, Idomeni zu räumen. Dies bestätigte am Donnerstagmorgen auch der Sprecher des Koordinationsorgans der griechischen Regierung zur Bewältigung der Flüchtlingskrise, Jorgos Kyritsis. Man werde die Menschen in Bussen an andere Orte bringen, je nachdem, wie die neuen Aufnahmezentren vorankämen. Medieninformationen, wonach Idomeni mit Polizeigewalt geräumt werden soll, dementierte Kyritsis.
Einige der dort festsitzenden Flüchtlinge und Migranten seien bereits abgezogen, teils in die neuen Camps und teils wieder zurück nach Piräus, hieß es in der griechischen Presse. Dort aber herrscht ebenfalls der Notstand, weil täglich neue Migranten und Flüchtlinge von den Inseln eintreffen. Laut Bulletin der griechischen Regierung befanden sich am Donnerstagmorgen rund 3.300 Menschen im Hafen von Piräus. Die als Notunterkünfte bereitgestellten Passagierterminals und früheren Lagerhallen – darunter ironischerweise auch ein Hafenspeicher, in dem ein „Migrationsmuseum“ geplant ist – platzen schon seit Tagen aus allen Nähten, und der Regen hat die Lage noch verschlimmert. Im Laufe des Tages sollen deswegen mindestens 1.000 Menschen aus Piräus in andere Unterkünfte in NeaMakri in Ostattika, bei den Thermopylen in Zentralgriechenland und in Trikala in Thessalien gebracht werden.
Auf den Ägäisinseln harren derweil immer noch fast 9.500 Flüchtlinge und Migranten aus, bei Kapazitäten für 7.450 Menschen in den Lagern und Hotspots auf den Inseln. Allein 2.273 von ihnen sind laut Regierungsangaben in den letzten 24 Stunden eingetroffen. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge und Migranten in Griechenland betrug am Donnerstagmorgen demnach knapp 42.000. Zugleich bestehen im ganzen Lande Unterbringungskapazitäten für mindestens 23.000 Menschen, bei einer möglichen maximalen Auslastung von rund 30.000 Personen, teilte die Regierung mit. (Griechenland Zeitung / ak)
Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am heutigen Donnerstag und zeigt Flüchtlinge im Hafen von Piräus.
Flüchtlingskrise: Die Lage in Griechenland verschärft sich von Tag zu Tag TT
Von Tag zu Tag verschärft sich in Griechenland die Lage für Flüchtlinge. Seit die Frühere Jugoslawische Republik Mazedonien (FYROM) am Sonntag vor einer Woche die Grenze nahezu dicht machte, deutet sich eine humanitäre Katastrophe an. Bereits jetzt sitzen an der kleinen Ortschaft Idomeni auf der griechischen Seite mehr als 8.000 Menschen fest. Als einige der Betroffenen am Montag versuchten, die Absperrungen zu durchbrechen, setzte die Polizei der FYROM massiv Tränengas ein.
Die Schande von Lesbos – Flüchtlingsdrama ohne Ende
Reportage von Patrick Schellenberg und Marc Gieriet (aus der SRF-Reihe "Reporter")
2015 wird als Jahr der großen Flüchtlingskatastrophe in die Geschichte Europas eingehen. Eine Million Menschen floh über das Mittelmeer. Und das Drama geht weiter.
"Reporter" verbrachte die ersten Tage des neuen Jahres auf Lesbos und begleitete Schweizer Helferinnen und Helfer. Alleine an der Küste der griechischen Insel Lesbos strandeten 2015 über eine eine halbe Million Flüchtlinge.