Anfang dieser Woche haben die Deutsch-Griechische Industrie und Handelskammer (DGIHK) und die Stiftung für Wissenschaft- und Industrieforschung (IOBE) die neuesten Erkenntnisse hinsichtlich der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Griechenland vorgestellt.
In Anbetracht der Weltlage war auch die neue Zollpolitik der USA Thema der Runde.
„Wir haben eine Aufgabe in diesen Zeiten.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Ilja Nothnagel, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der DGIHK, seinen Vortrag zur neuesten IOBE-Studie. Eigentlich war nur eine Vorstellung der Ergebnisse geplant. Doch auch in diesem Rahmen konnte man sich nicht von dem alles übergreifenden Thema lossagen. Wichtig sei jetzt, in einer Welt, in der das Gegeneinander eine Renaissance erlebe, die Zusammenarbeit in den Fokus zu rücken, so Nothnagel. Damit das gelinge, sei die Erörterung des Ist-Zustands unabdingbar. Der DGIHK-Chef sprach von einem „Warnsignal für Europa“, das sich jetzt nach anderen Partnern umsehen müsse.
Zu Wort meldete sich auch der Generalsekretär für Internationale Wirtschaftliche Beziehungen im griechischen Außenministerium, Dimitris Skalkos. Auch er plädierte für eine „kollektive Stimme der Europäischen Union“. Besonnenheit und Pragmatismus seien jetzt Eigenschaften, auf die es ankomme. Nikos Vettas, Generaldirektor der IOBE, konstatierte: „Wir müssen uns auf einen monatelangen Zeitraum vorbereiten.“ Er geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn dieser Zustand länger als ein paar Monate anhalten sollte, dann wird es zu einem Zusammenbruch kommen.“ Generell gelte jetzt das Gebot, Entwicklungen innerhalb der Haushalte und der Märkte sowie die Zinssätze genau zu beobachten.
Enge wirtschaftliche Verflechtungen
Laut der Erhebung beliefen sich die Exporte nach Deutschland für das Jahr 2024 auf 3,4 Milliarden Euro, wohingegen deutsche Güter im Wert von 8,8 Milliarden Euro importiert wurden. Bei letzterem handelt es sich hauptsächlich um Chemikalien, Autos und Lebensmittel. Nach Deutschland werden größtenteils Lebensmittel, Metalle und pharmazeutische Präparate bzw. Erzeugnisse exportiert.
Deutschland ist mit 7 % des gesamten griechischen Exportvolumens hinter Italien der zweitwichtigste Absatzmarkt für griechische Produkte. Dem gegenüber belegt Deutschland mit einem Anteil von 10,6 % an den griechischen Gesamtimporten den ersten Platz.
Im Hinblick auf die Tourismus-Industrie bleibt festzuhalten, dass im vorigen Jahr 5,4 Millionen Menschen von Deutschland nach Griechenland reisten. Deutsche Touristen machten etwa 13,3 % des Gesamtaufkommens aus. Die meisten von ihnen steuerten laut der Statistik Kreta und Zentralmakedonien an. Was die Einnahmen betrifft, so trugen die Deutschen sogar mit 17,1 % zu den Einnahmen der griechischen Tourismusbranche bei.
Darüber hinaus ist anzumerken, dass natürliche Personen oder Unternehmen aus Deutschland 2023 rund acht Milliarden Euro in die griechische Wirtschaft investiert haben. Hinter Luxemburg landete sie damit auf dem zweiten Platz.
„Jahrzehntelange, gute Zusammenarbeit“
In Anbetracht der Ergebnisse hob Generalsekretär Skalkos die „jahrzehntelange, gute Zusammenarbeit“ zwischen den beiden Ländern hervor und verwies auf ein starkes Wachstum der Direktinvestitionen in seinem Land und die Rolle, die deutsche Investoren dabei spielen. Auch IOBE-Chef Vettas stellte eine positive Tendenz bei den Investitionen fest: „Die griechische Wirtschaft befindet sich momentan in einer sehr guten Situation.“ Mittlerweile gehöre sein Land zu den stabilen Volkswirtschaften „nach all den Abenteuern der Schuldenkrise“. Die deutsche Wirtschaft auf der anderen Seite sei nach wie vor die „Lokomotive Europas“, habe aber Schläge – nicht zuletzt durch die Abhängigkeit von russischem Gas – hinnehmen müssen.
(Griechenland Zeitung / Elias Batz)