Eine deutliche Absage an staatliche Beihilfen für Unternehmen angesichts der Corona-Krise gab am Dienstagabend (23.6.) der Minister für Wirtschaftsentwicklung und Investitionen Adonis Georgiades. Er fasste seine Haltung mit den Worten zusammen: „Unsere Reaktion ist ganz klar ein Nein.“ Anlass war die Jahresmitgliederversammlung der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer, wo Georgiadis einen Gastvortrag hielt.
Griechenland sei „angewiesen auf Privatisierungen“, daher „wollen wir nicht vor einer neuen Welle von Verstaatlichungen stehen“. Man habe schon gesehen, „welche Auswirkungen das haben kann“, führte der Minister hinzu, der gleichzeitig als erster stellvertretender Vorsitzender der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia fungiert. Für hilfsbedürftige Unternehmen stehe das Bankensystem mit Krediten zur Verfügung. Es sei jedoch klar, „dass nicht alle finanziert werden können“. Weiter betonte der Konservative, dass es vor allem wichtig sei, nachhaltigen Unternehmen Kredite zur Verfügung zu stellen.
Live zugeschaltet aus einem Büro und mit der griechischen Flagge im Hintergrund sprach der Minister etwa 30 Minuten mit dem Präsidenten der AHK Griechenland Konstantinos Marangos. Etwa 100 Mitglieder der Kammer, sowohl aus Griechenland als auch aus Deutschland, waren ebenfalls per Livestream zugeschaltet und konnten über Marangos ihre Fragen an Georgiades stellen. Angesprochen auf die deutsch-griechische Zusammenarbeit stellte er fest, dass „die Corona-Krise die Kooperationen zwischen den beiden Ländern nicht aufhalten und schädigen konnte“. Hinsichtlich der bevorstehenden EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands sprach er von einem „großen Glück“ und gab sich optimistisch, dass die deutsche Bundesregierung Europa zu einem guten Ergebnis führen werde.
Was die Auswirkungen von Covid-19 auf die Wirtschaftsleistung Griechenlands betreffe, so vertrat der Politiker die Meinung, dass man für 2020 zunächst mit einer Rezession rechnen müsse. Jedoch äußerte er die Hoffnungen, dass diese geringer als zunächst befürchtet ausfalle. Den Prognosen seines Ministeriums zufolge gehe man von nicht mehr als acht Prozent Verlust der Wirtschaftsleistung aus, vorausgesetzt es komme zu keinem zweiten Lockdown. Darüber hinaus baue er darauf, dass sich das Krisenmanagement seines Landes mittel- bis langfristig zu einem großen Vorteil entwickeln werde, denn „Griechenland hat auch etwas gewonnen, und zwar viel Vertrauen und Glaubwürdigkeit“. Galt man zuvor noch als „failed state“, so habe man der Welt nun gezeigt, dass man als Staat handlungsfähig sei. (Griechenland Zeitung / lm)