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„Schwarzer Tag“ für den Fußball – Verhaftungen in ganz Griechenland

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Archivfoto: (© Eurokinissi). Archivfoto: (© Eurokinissi).

94 kroatische Staatsbürger, die sich am Montag (7.8.) vor dem Stadion der Fußballmannschaft AEK an gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt haben sollen, werden am Mittwoch ihre Aussage zu Protokoll geben.

Während der Zwischenfälle hat ein 29-jähriger Grieche sein Leben verloren, eine 12-Jährige wurde schwer am Kopf verletzt. Drei Griechen, die wegen des Vorfalls in Gewahrsam genommen worden waren, kamen auf freien Fuß. Sie waren während der Tumulte verletzt worden. Ein vierter Grieche konnte wegen schwerer Verletzungen noch keine Aussage zu Protokoll geben.

Landesweite Verhaftungen
Weiterhin wurden fünf kroatische Staatsbürger bei Igoumenitsa im Nordwesten des Landes festgenommen, als sie an Bord eines Schiffes nach Italien gehen wollten: Sie konnten gegenüber den Behörden nicht erklären, wann genau sie nach Griechenland gekommen sind und warum sie kein Gepäck bei sich hatten. Sieben weitere Kroaten wurden an der Landgrenze zwischen Griechenland und Nordmazedonien verhaftet: In ihrem Besitz fand man mehrere Messer, die von den Behörden sichergestellt wurden. Ein 19-jähriger Kroate wurde ebenfalls verhaftet und nach Athen überstellt: Er wollte mit einem Reisebus nach Albanien. Die Polizei hat zudem nach möglichen Verdächtigen in Athener Wohnungen und Hotels gesucht; etwa 50 Personen gelten als flüchtig.

Mit dem Wissen der Polizei
Die Zeitung „Efimerida ton Syntakton“, die im politisch linken Spektrum einzuordnen ist, fand heraus, dass die kroatische Polizei ihre Kollegen in Hellas über die Reise der Hooligans von Dinamo Zagreb nach Hellas informiert habe; bis zum Montag habe die Polizei in Griechenland nicht darauf reagiert. Dies habe dazu geführt, dass es zu keiner bilateralen Zusammenarbeit der Behörden gekommen sei. Die Zentrale für die Bekämpfung von Gewalt im Sport sei sogar schon am Sontag über die Anreise von 100 Hooligans aus Zagreb und über ihre Kooperation mit Anhängern der Athener Fußballmannschaft Panathinaikos im Bilde gewesen. Letztere hätten auch für die Unterbringung der Hooligans aus Kroatien gesorgt.
Auch die Polizei Montenegros habe ihre Kollegen in Griechenland über die „Reise möglicherweise gefährlicher Fußballfans, die dem Vernehmen nach in Richtung Athen unterwegs sind“, informiert, so „Efimerida ton Syntakton“. Ebenso habe auch Europol die Griechische Polizei vor einem möglichen Zwischenfall gewarnt, so der Zeitungsbericht. Zudem habe auch die Mannschaft AEK der Polizei ihre Befürchtung mitgeteilt, dass es eventuell zu Zusammenstößen kommen könnte, ohne aber über konkretere Informationen zu verfügen. Weiterhin berichten kroatische Medien, dass die Reise der Hooligans von Dinamo Zagreb bereits seit langer Zeit organisiert worden sei. Letztendlich habe auch die Athener Elektrobahn ISAP die Polizei darüber informiert, dass kroatische Hooligans mit der Bahn unterwegs seien.

Politische Verantwortung
Der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic hat seinem griechischen Amtskollegen sein Beileid zu diesem Vorfall übermittelt.
Der Minister für Bürgerschutz, Jannis Ikonomou, spricht von einem „tragischen Scheitern“ der Polizei; wichtige Informationen seien nicht genutzt worden, räumte er ein. Der Minister gab daraufhin den Befehl, dass sieben hochrangige Polizeibeamte von ihren Posten entfernt werden.
Die beiden größten Oppositionsparteien des Landes, SYRIZA und PASOK, fordern unterdessen den Rücktritt von Ikonomou selbst. Letzterer erklärt, dass es kein politisches Versagen gebe und er aus diesem Grund seinen Posten nicht räumen werde.
SYRIZA stellte dazu fest, dass Ikonomou offenbar nicht verstanden habe, dass er der politische Führer der Polizei des Landes sei. Aus den Reihen der PASOK sprach Pressesprecher Thanassis Glavinas von einem „weiteren schwarzen Tag“; die Sportgewalt habe sich zu einem „organisierten Verbrechen“ entwickelt.
Unterdessen werden Befürchtungen laut, dass es angesichts eines Spiels zwischen Panathinaikos und Marseille, das am Mittwochabend (9.8.) um 21 Uhr in Athen angepfiffen werden soll, zu weiteren Ausschreitrungen kommen könnte. Man habe Informationen, dass Hooligans aus Marseille, Livorno und Sankt Pauli nach Athen gekommen seien. (Griechenland Zeitung / eh)

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