Angesichts der Überflutungen in Mittelgriechenland, die mindestens 15 Todesopfer forderten und gewaltige Sachschäden hinterließen, werden nun Ermittlungen aufgenommen.
Ein entsprechender Auftrag des griechischen Höchstgerichtes Areopag wurde den Staatsanwaltschaften in Volos, Karditsa, Larisa, Trikala sowie der Region Thessalien erteilt.
Dabei soll u. a. untersucht werden, ob EU-Mittel, die für Infrastrukturprojekte gegen Überschwemmungen vorgesehen waren, zweckentfremdet eingesetzt wurden oder ob Projekte unprofessionell umgesetzt wurden.
Ins Zentrum der Untersuchungen gelangen auch Maßnahmen, die bereits nach dem Unwetter „Ianos“, das sich im Jahre 2020 ereignete, eingeleitet werden sollten. „Ianos“ hatte bereits damals große Teile der nun erneut betroffenen Region heimgesucht und schwere Schäden angerichtet.
Der Areopag macht auf unkalkulierbare Auswirkungen der Überschwemmungen auf die Wirtschaft, die Umwelt, die Infrastruktur und privates Eigentum, aber vor allem auf den Verlust von Menschen- und Tierleben aufmerksam.
Untersucht werden sollen die Auswirkungen des Unwetters „Daniel“ unabhängig von der Klimakrise, so die verantwortliche Staatsanwältin des Areopags Georgia Adilini.
Dabei sollen die Ermittler nach sehr schwerwiegenden Straftaten Ausschau halten: Es geht um mögliche Verursachung von Überschwemmungen durch eventuellen Betrug sowie um mögliche Massenmord durch Fahrlässigkeit. Untersucht werden soll auch, welche vorbeugenden Maßnahmen von der Region Thessalien gegen mögliche Überschwemmungen getroffen worden sind.
Ebenfalls unter die Lupe genommen werden sollen realisierte Infrastrukturprojekte. Hier wird vor allem die Frage gestellt, ob die entsprechenden Bauvorschriften eingehalten wurden. Als Beispiel wird vom Areopag eine Brücke am Winterfluss Xiria genannt, die bereits durch „Ianos“ beschädigt worden war. Durch das jüngste Unwetter „Daniel“ wurde dieses Bauwerk komplett zerstört.
Weiterhin warf Staatsanwältin Adilini die Frage auf, ob Dämme eventuell mit Absicht zerstört wurden, in der Hoffnung, dass dadurch die Stadt Karditsa nicht überschwemmt werde. Es wurde der Verdacht geäußert, dass eine solche Maßnahme der Grund dafür sein könnte, dass dutzende Dörfer der Gegend überflutet wurden.
Ebenfalls ermitteln sollen die Staatsanwaltschaften, ob tatsächlich 60 Prozent der Finanzmittel, die die Gemeinde Katerini zum Schutz gegen Hochwasser erhalten habe – etwa 12,5 Millionen Euro –, für andere Zwecke eingesetzt worden sind. (Griechenland Zeitung / eh)