Die Corona-Pandemie hat auch dem 200. Jahrestag des Beginns des Befreiungskampfes, der am Donnerstag, 25. März, gefeiert wurde, ihren Stempel aufgedrückt.
Zwar fand in Athen eine größere Militärparade statt, doch den Charakter eines Volksfestes, den dieser Nationalfeiertag normalerweise trägt, hatte er ausgerechnet zum runden Jubiläum nicht. Für die Bevölkerung war das Stadtzentrum an diesem Tag gesperrt; es herrschten strenge Sicherheitsvorkehrungen: Rund 4.000 Polizisten waren im Einsatz, darunter Scharfschützen. Aus der Luft wurde die Innenstadt von Aufklärungsdrohnen und einem Hubschrauber überwacht.
Hochkarätige Gäste aus vier Ländern
Dabei waren die hochrangigen Gäste aus dem Ausland, die man begrüßte, an einer Hand abzuzählen: Sie kamen aus Zypern, dem Vereinigten Königreich, Russland und Frankreich. Aus Nikosia war Staatspräsident Nikos Anastasiadis nebst Gattin angereist, aus London war Prinz Charles mit Gattin Camilla gekommen, Moskau wurde von Ministerpräsident Michail Mischustin repräsentiert und Paris von Verteidigungsministerin Florence Parly. Die Anwesenheit eines Repräsentanten aus der Republik Zypern bei einem solchen Anlass gehört für Athen zur Selbstverständlichkeit; die Vertreter der drei zuletzt genannten Staaten symbolisierten hingegen, dass durch das Wirken dieser Großmächte im Jahre 1827 die osmanisch-ägyptische Flotte versenkt wurde, was ein entscheidender Wendepunkt für den Erfolg des Freiheitskampfes war.
Dass Vertreter anderer Staaten, deren Bürger vor allem mit Geld, Waffen oder Freiwilligen die Revolution tatkräftig unterstützt hatten, nicht eingeladen wurden – etwa auch aus Deutschland oder der Schweiz – dürfte wohl in erster Linie der Corona-Pandemie geschuldet gewesen sein; bedauerlich war es dennoch.
Traditionelle Trachten und Fahnen
Bei fast winterlichem Wetter – selbst im Athener Stadtzentrum fiel etwas Schnee – wurde gleich am Donnerstagmorgen auf der Athener Akropolis in Anwesenheit von Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou und Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis die blau-weiße Flagge Griechenlands gehisst; eine Sängerin interpretierte die Nationalhymne. Anschließend begaben sich die beiden Spitzenpolitiker in die Athener Metropolis-Kirche, wo Erzbischof Hieronymos eine Liturgie abhielt. Danach wurden Kränze am Grabmal des unbekannten Soldaten niedergelegt, woran sich auch die vier Vertreter aus dem Ausland beteiligten.
Mit diesen Gästen auf der Ehrentribüne fand danach die große Militärparade vor dem Parlament statt. Am attischen Himmel waren nicht nur Kampfflugzeuge aus Griechenland zu sehen, sondern auch aus den USA, Frankreich und Großbritannien. Bei der Parade vor dem Parlament sorgten traditionelle Trachten und Uniformen, die zum Teil von Reitern getragen wurden, für besonderes Aufsehen. Durchaus sehenswert waren auch verschiedene Banner, wie sie während der Revolutionsjahre ab 1821 im Einsatz waren. Vorgeführt wurden aber auch moderne Kampfpanzer, Flugabwehrraketen und anderes militärisches Rüstzeug. Dazu defilierten Eliteeinheiten vorbei, selbst Feuerwehrfahrzeuge oder Motorradeinheiten des Militärs und der Polizei waren präsent.
Nach der Parade inspizierte Präsidentin Sakellaropoulou gemeinsam mit Prinz Charles die Präsidialgarde. Daran im Anschluss hatte Ministerpräsident Mitsotakis eine Unterredung mit dem Gast aus London. Hierbei wurden die engen Bande zwischen beiden Staaten betont und gleichzeitig kam die Absicht zum Ausdruck, die bilateralen Beziehungen noch enger zu gestalten.
Ein kleiner Wermutstropfen für viele Griechen war sicher, dass der französische Präsident Emmanuel Macron wegen der neuen Corona-Welle in seiner Heimat den Besuch kurzfristig absagen musste. Dass er sich dafür per Video-Botschaft zu Wort meldete, war eher ein schwacher Trost.
Jan Hübel