Tierschutzparteien erhöhen in vielen Teilen der Welt ihren Einfluss, und es entstehen immer mehr. Am 23./24. Januar soll per Online-Kongress auch eine griechische Partei für die Tiere gegründet werden. Aus diesem Anlass sprach die GZ mit dem Gründungsmitglied Christina Papi.
GZ: Der Gründungskongress der griechischen Partei für die Tiere (griechisch: Komma yia ta zoa / Κόμμα για τα Ζώα) ist für den 23. und 24. Januar online angesetzt. Aus welchen Motiven heraus wollen Sie diese Partei gründen?
PAPI: Das Bewusstsein für einfache Wahrheiten wächst auf der ganzen Welt. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen stellte fest, dass der Mensch einen Krieg gegen die Natur begonnen hat. Wenn es in diesem Bereich keinen Frieden gibt, wird sich das als Selbstmord für die Menschheit erweisen. Wir müssen unseren Blickwinkel, aus dem wir Tiere betrachten, radikal verändern. Ich denke dabei an die Klimakrise, an die Unhaltbarkeit unserer Lebensweise … Wir sind dazu aufgerufen, Tiere als das zu betrachten, was sie wirklich sind: Lebewesen mit eigenen Rechten. Wir plädieren dafür, dass Politik in diesem Bereich nicht so weiter betrieben werden kann wie bisher, nämlich als eine geschlossene „menschliche Blase“, die unabhängig und ohne Rücksicht auf Tiere und die Natur tun und lassen kann, was sie will.
GZ: Was sind die Ziele Ihrer Partei?
PAPI: Uns geht es um drei Schwerpunkte, die eng miteinander verbunden sind: Tierbefreiung, Übergang zu pflanzlicher Ernährung und ökologische Transformation. Wir wollen den kommenden Generationen die Möglichkeit geben, in Frieden, Demokratie und Wohlstand zu leben. Damit dies möglich ist, müssen wir vieles ändern. In absehbarer Zeit wollen wir das Problem streunender Tiere lösen, die Kultur der pflanzlichen Ernährung entwickeln und dabei den Verbrauch tierischer Produkte deutlich reduzieren. Wir setzen uns für faire Preise ein und wollen erreichen, dass alle auf pflanzlicher Basis hergestellten Nahrungsmittel subventioniert werden. Wir können die Klima-, Umwelt- und Gesundheitskosten von tierischen Produkten nicht ständig auf diejenigen abwälzen, die sie nicht konsumieren oder auf die künftigen Generationen!
GZ: Wie wollen Sie die Bürger Griechenlands für sich gewinnen, wo doch der Tierschutz hierzulande nicht so gut organisiert ist, wie wir es aus vielen anderen westeuropäischen Ländern kennen?
PAPI: Es gibt Hunderttausende – vielleicht Millionen – unserer Mitbürger, die Tiere lieben, die sich alternativ ernähren wollen, die schon jetzt starke ökologische Bedenken hegen. Wenn wir zeigen können, wie eng diese Konzepte miteinander verbunden sind, werden uns viele folgen. Wir gehören einer internationalen Bewegung von zwanzig Parteien an, was unsere politischen Erfahrungen, Ideen und programmatischen Positionen sehr bereichert. Wir sind die einzige griechische Partei, bei der Sie sich über das Internet oder Ihr Mobiltelefon registrieren können, um aktiv teilnehmen zu können (mit der Anwendung Animal Politics für iOS und Android; Anm. d. Red.). Es ist kein Zufall, dass die erste Veranstaltung unserer Gründungskonferenz eine Rede der historischen Führerin unserer internationalen Bewegung, der Niederländerin Marianne Thieme, sein wird. Sie wird am morgigen Mittwoch, dem 13. Januar, über YouTube (https://youtu.be/1U9XmCv7yXc) und Facebook (https://www.facebook.com/AnimalPoliticsGr) mit uns über „Richtlinienänderung für die Rettung des Planeten“ sprechen.
GZ: Unter welchen Voraussetzungen kann man am Online-Gründungskongress teilnehmen?
PAPI: Unser Kongress wird per Internet durchgeführt. Voraussetzung für eine Teilnahme ist, dass man als Mitglied eingeschrieben ist. Das geht entweder über das Handy oder über unsere Internetseite https://www.animalpolitics.gr. Über eine Anwendung für das Mobilfunkgerät kann man während des Kongresses Vertreter der Partei wählen, die ein einjähriges Mandat haben. Jedes Mitglied kann sich an dieser Wahl beteiligen. Doch nicht nur Mitglieder, sondern auch Personen, die lediglich interessiert sind, können die Diskussionen während des Kongresses verfolgen. Anwesend sein werden Vertreter anderer Parteien, aber auch Wissenschaftler aus dem Gesundheitsbereich. Das Hauptthema der Debatte wird das sogenannte Tierwohl sein, also der Einsatz für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren. Ein zweiter Schwerpunkt ist der Übergang zur pflanzlichen Ernährung.
Das Interview führte Frank Mayer.