Das griechische Parlament verabschiedete am Dienstag zahlreiche Veränderungen, die das griechische Hochschulsystem betreffen. Begünstigt werden sollen private Bildungseinrichtungen, und es soll eine intensivere Verbindung zum Arbeitsmarkt hergestellt werden.
Am Dienstag (21.1.) passierte eine Gesetzesnovelle, die die griechischen Hochschulen betrifft, das Parlament. Diese verbindet u. a. die öffentliche Finanzierung der Universitäten mit deren Evaluierung. Grundsätzlich einverstanden mit diesem Gesetz zeigten sich die Parlamentarier der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) und der sozialistischen Bewegung der Veränderung. Das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA), die kommunistische KKE, die Unabhängigen Griechen und MeRa25 stimmten dagegen.
Abstimmung vertagt
Auf einen Antrag von SYRIZA hin muss über drei der Paragraphen am Donnerstag erneut abgestimmt werden. Diese betreffen etwa die Finanzierung der Universitäten, die Abschaffung von 37 Sektionen und vor allem die geplante Aufwertung der Abschlüsse, die an privaten Hochschulen, den sogenannten Colleges, erworben werden. Nach Ansicht der Regierung sollen die Abschlüsse der privaten Universitäten mit denen der staatlichen Hochschulen gleichgestellt werden. Damit sollen Absolventen der Colleges künftig die gleichen Chancen haben, in den Staatsdienst eingestellt zu werden, wie ihre Kollegen, die staatliche Institutionen besucht haben.
„Geschäftsmodell“
Während die Regierung die Gesetzesnovelle als einen „wichtigen Reformschritt“ bezeichnet, hagelte es seitens der Opposition Kritik. Der ehemalige Bildungsminister Nikos Filis bemängelte, dass durch die neue Gesetzesnovelle die griechischen Universitäten herabgestuft würden. Vor allem aber kritisierte er, dass die öffentliche Finanzierung gekürzt werden soll.
Aus den Reihen der kommunistischen KKE hieß es, dass man die Hochschulbildung nun ganz klar an den Bedürfnissen der Konzerne ausrichten wolle. MeRa25 beschrieb die Gesetzesnovelle als ein „Geschäftsmodell“. Die rechtspopulistische Griechische Lösung sprach hingegen davon, dass man die Bildung besser mit dem Arbeitsmarkt verknüpfen müsse.
„In Athen studieren“
So stellte auch Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in seinen Ausführungen fest, dass sich knapp 80 Prozent der Griechen für eine bessere Verknüpfung der Universitäten mit dem Arbeitsmarkt ausgesprochen hätten. Die neuen Reformen des Bildungsministeriums würden zudem die Forschung fördern, so Mitsotakis. Er gab bekannt, dass 2018 in Griechenland 19.852 wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert wurden; in England habe die entsprechende Zahl bei 211.000 gelegen und in Deutschland bei etwa 180.000.
Dennoch stellte Mitsotakis auch fest, dass die griechischen staatlichen Universitäten in einem Ranking unter 38 Ländern den 17. Platz belegen. Der Premier erinnerte auch daran, dass das größte Bildungsinstitut in Athen, die staatliche Kapodistrias-Universität, nun auch eine fremdsprachige Abteilung eröffnet habe. Dazu fragte sich das Regierungsoberhaupt rhetorisch: „Wer möchte nicht Geschichte und Philosophie in Athen studieren?“ Ziel sei es nun, Studenten aus dem Ausland nach Griechenland zu bringen, so Mitsotakis. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)