Zum 45. Mal jährt sich am Samstag der Studentenaufstand gegen die Militärdiktatur, die Griechenland von 1967 bis 1974 beherrschte. Bereits seit Donnerstag nutzten viele Bürger die Möglichkeit, auf dem Gelände der Universität Blumen und Gedenkkränze zu hinterlegen.
Ein zentrales Gebäude der Uni ist von autonomen Gruppierungen besetzt worden. Augenzeugen sprachen heute Morgen von einer „bedrohlichen“ Atmosphäre. Vor Ort befanden sich starke Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei. Auf der anderen Seite hatten sich rund 200 offenbar gewaltbereite Autonome versammelt. Viele von ihnen hatten Motorradhelme und Schlagstöcke bei sich.
Am Freitagmorgen besuchten auch Minister und Funktionäre der Regierungspartei SYRIZA das Gelände, um die „Helden des Polytechnikums“ zu ehren, darunter der frühere Minister und jetzige Sekretär des SYRIZA-Zentralkomitees Panos Skourletis und der frühere Minister Nikos Filis. Sie wurden von Anwesenden beschimpft und bedrängt. U. a. wurden Wasserflaschen und Kaffeebecher geworfen. Die Politiker sahen sich dazu veranlasst, das Gelände rasch wieder zu verlassen.
Eine Großkundgebung im Gedenken an die blutigen Ereignisse im November 1973 findet am Samstag, 17. November, in der griechischen Hauptstadt statt. Wie in jedem Jahr wird ein Protestzug bis vor die US-Botschaft marschieren. Am Rande der Demonstrationen ist mit Ausschreitungen zu rechnen.
Um die Ordnung aufrecht zu erhalten sind rund 5.000 Polizisten in Einsatz. Besonders gut bewacht werden das Athener Stadtzentrum und hier wiederum vor allem Behörden, aber auch Polizeistationen, wo es in früheren Jahren mehrfach Übergriffe gegeben hatte. Die Ordnungshüter wollen u. a. Überwachungs-Drohnen zum Einsatz bringen, um die Einsatzkräfte besser zu koordinieren. Einige U-Bahnstationen werden am Samstagnachmittag aus Sicherheitsgründen geschlossen. Bereits ab 15 Uhr davon betroffen ist die Station „Megaro Mousikis“, die sich in unmittelbarer Nähe zur US-Botschaft befindet, gegen 16.30 Uhr sollen auch die Stationen „Evangelismos“ und „Syntagma“ die Pforten schließen. Außerdem werden zahlreiche Straßen im Athener Stadtzentrum gesperrt. Der Höhepunkt einer möglichen Randale dürfte im Athener Stadtteil Exarchia zu erwarten sein, der als Hochburg der autonomen Szene gilt.
Der Aufstand der Student des Athener Polytechnikums (Technische Universität) im November 1973 wurde von der seit 1967 herrschenden Junta brutal niedergeschlagen. Allerdings läutete er den Anfang vom Ende der Obristen-Diktatur ein. Im Sommer 1974 konnten die Militärs gestürzt werden. (Griechenland Zeitung / jh)