China rückt näher an Griechenland heran – und somit an das Tor Europas. Das zeigt sich nicht nur durch die ersten Direktflüge von Athen nach Peking, die ab Ende des Monats geplant sind, sondern auch durch eine profunde wirtschaftliche Kooperation.
Seit 2009, als die Finanzkrise in Hellas spürbar wurde, wurden acht Deals der Kategorie Milliardenhöhe in Griechenland abgewickelt. Im Fokus der chinesischen Konzerne stehen Logistikunternehmen wie etwa Costa Mare oder Libra Diana Shipping. Auch der Hafen in Piräus (OLP) ging zu einem Großteil an den chinesischen Schifffahrtgiganten Cosco über (die GZ berichtete).
„Tor nach Europa“
„Griechenland ist das Tor nach Europa. Für chinesische Unternehmen sind die Handelswege sehr interessant. Neue sollen zudem geschaffen werden“, so der unabhängige deutsche Ökonom Jens Bastian bei einer Pressekonferenz der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) im Büro des Europäischen Parlaments in Athen am Donnerstag (14.9.). Anlass war die Präsentation der „Chinesische Gebiets- und Straßeninitiative“. Von 2011 bis Ende 2013 war Bastian Mitglied der „Task Force for Greece“ der Europäischen Kommission. Der Wirtschaftsexperte dominierte die von der Hellenic Foundation For European & Foreing Policy (ELIAMEP) organisierte Veranstaltung.
Ein Grund für die Intensivierung von Übernahmen und Erschließung neuer Handelswege sei die aktuelle politische Situation in den USA, sagte Bastian. Durch Trump und seine Isolationspolitik werde Europa für den chinesischen Export zunehmend wichtiger. „Unter anderem ist der Ausbau des Straßenverkehrsnetzes von Piräus direkt nach Budapest geplant. Die ‘Balkan Silk Road’ soll entstehen“, stellte der deutsche Experte fest. Zudem sei eine Erweiterung und höhere Frequentierung des Hafens von Piräus (OLP) geplant. „Der Hafen von Piräus soll bedeutender werden als der in Rotterdam und Hamburg“, fügt der Wirtschaftsexperte der mittlerweile seit 19 Jahren in Griechenland lebt, hinzu.
„China übernimmt die Führung“
Wie ernst die Vorhaben und die Visionen der Chinesen seien, beschreibt er so: „Sie versuchen gerade in Russland Fuß zu fassen. Russland wird die Macht nicht abgeben wollen. Dennoch sehen sie es als Herausforderung und werden alles dafür tun. China übernimmt gerade die Führung, nicht die EU.“ Vorteile für Griechenland erkennt er auch bei diesen Entwicklungen. Die griechische Wirtschaft könne somit wachsen und die Vermarktung griechischer Produkte in Asien und vor allem in Osteuropa werde vereinfacht. „Die Beziehung der beiden Länder ist zwar nicht einfach, aber die Politik und auch die Kulturen nähern sich immer weiter an.“ Beide Seiten seien lernwillig und hätten auch schon dazugelernt. Der griechische Staat müsse sich einigen Zukunftsfragen, vorgegeben von der Europäischen Union (EU), stellen, schließt er seine Einschätzung ab.
Lukas van den Brink
(Fotos: © Griechenland Zeitung/lb)