Login RSS

Athen warnt Ankara vor Unterminierung der Stabilität in der Region Tagesthema

  • geschrieben von 
Athen warnt Ankara vor Unterminierung der Stabilität in der Region

Für Irritationen in der griechischen Hauptstadt sorgten jüngste Ausführungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er hatte am Samstag in einer Rede an der Universität der nordosttürkischen Stadt Rize von „Grenzen des Herzens“ der Türkei gesprochen, wobei er sich auf die einstigen Gebiete des Osmanischen Reiches bezog. Dabei ließ er auch das griechische Westthrakien – in dem eine türkischstämmige griechische Minderheit lebt – sowie Thessaloniki bei seinen Überlegungen nicht aus.
Das griechische Außenministerium reagierte prompt. „Das öffentliche Wiederaufgreifen historischer Themen und vor allem von Landesgrenzen, die im Vertrag von Lausanne endgültig und unwiderruflich geregelt worden sind […] ist provokativ und unterminiert die Stabilität in der Region“, hieß es dort.

Insgesamt versuchte die griechische Regierung auf die Statements von Erdogan eher gelassen zu reagieren. Diese seien vielmehr auf die Zukunft Syriens und des Irak bezogen. Dort wolle Erdogan eine stärkere Verhandlungsposition aufbauen, so die griechische Interpretation. Der Istanbul-Korrespondent der griechischen Nachrichtenagentur APE, der Erdogan fälschlicherweise in dem Mund gelegt hatte, dass dieser von einem „Referendum in Thrakien“ gesprochen habe, wurde postwendend entlassen.
Besorgt zeigt man sich über die jüngsten Entwicklungen auch in den Reihen der konservativen Nea Dimokratia. Die ehemalige Außenministerin Dora Bakojanni
kündigte an, dass ihre Partei zügig eine Informationskampagne zu diesem Thema durchführen werde. „Freunde, Partner und Alliierte“ würden in Kenntnis über die Sachverhalte gesetzt.
Bereits Ende September hatte Erdogan für eine Beunruhigung in Athen gesorgt. Damals hatte er offen den Vertrag von Lausanne aus dem Jahre 1923 in Frage gestellt. Auf diesem basiert u. a. auch die Festlegung der griechisch-türkischen Grenzen.

Elisa Hübel

Das man – wenn auch indirekt – die Grenzen eines Partners in Frage stellt, ist eher ungewöhnlich.  Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand am 8. Juli 2016 während des NATO-Gipfels in Warschau. Sowohl Griechenland als auch die Türkei gehören diesem Bündnis an. Der vierte von links auf dem Bild ist Ministerpräsident Tsipras, rechts unten der türkische Präsident Erdogan.

Nach oben

 Warenkorb