Angesichts des bevorstehenden Winters rückt die Versorgung der 60.000 in Griechenland lebenden Flüchtlinge verstärkt in den Fokus. Der für Migrationsfragen zuständige Generalsekretär erhob deutliche Vorwürfe wegen akuter Mängel bei den notwendigen Vorbereitungen. Er trat von seinem Posten zurück.
Der Generalsekretär für Migrationspolitik, Odysseas Voudouris, hat am Dienstag sein Amt niedergelegt. In Interviews hat er dem für Migrationsfragen zuständigen Minister Jannis Mouzalas vorgeworfen, ihm keine Zuständigkeitsbereiche überlassen zu haben. Als Beispiel nannte er, dass er in den Aufnahmezentren für Flüchtlinge auf den Inseln in der Ost-Ägäis keine Verwaltungsleiter einstellen durfte. Sichtlich verstimmt fasste er zusammen: „Ich habe einen Auftrag ohne Zuständigkeitsbereich erhalten.“ Seinem bisherigen Vorgesetzten Mouzalas warf er an den Kopf, „dass die Ausgaben für die Flüchtlinge pro Kopf in griechischen Aufnahmelagern höher als in Norwegen“ seien.
Bereits vorige Woche hatte Voudourouris an Mouzalas einen Brief geschickt, in dem er auf den kommenden Winter aufmerksam machte. Darin bemängelt er, dass die vom Ministerium getroffenen Vorbereitungen ungenügend seien.
Insider berichten, dass die beiden von Anfang an eine schlechte Beziehung zueinander gehabt hätten. Seit Wochen hätten sie nicht mehr miteinander geredet.
Die größte Oppositionspartei Nea Dimokratia kommentierte Amtsniederlegung von Voudouris mit den Worten, dass dies nur die „Spitze des Eisberges der Ineffizienz der Regierung in Flüchtlingsfragen“ sei. Der Athener Ärzteverband (ISA) sprach von einem „gefährlichen Management der Flüchtlingsproblematik“.
Voudouris hatte den Posten des Generalsekretärs für den Empfang und die Identifizierung von Flüchtlingen im April erhalten. Diese Stelle wurde auf Grundlage des Flüchtlingspaktes zwischen der EU und der Türkei ins Leben gerufen. Der nun zurückgetretene Generalsekretär stammt ursprünglich aus den Reihen der sozialistischen Partei PASOK. Zum ersten Mal ist er im Jahr 2009 ins Parlament gewählt worden. Bei den Wahlen 2012 wechselte er in die Reihen der Demokratischen Linke (DIMAR). Schließlich wechselte er in der Parlamentsgruppe der Unabhängigen Demokratischen Abgeordneten. Der gelernte Chirurg ist zwischen1996 und 2001 Präsident der griechischen Abteilung der Ärzte ohne Grenzen gewesen.
Elisa Hübel
Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand Ende Dezember 2014. Es zeigt den bisherigen Generalsekretär für Migrationspolitik, Odysseas Voudouris, im Parlament.