Am Wochenende wurde in Griechenland des 15-jährigen Schülers Alexis Grigoropoulos gedacht. Er war vor sieben Jahren durch eine Kugel aus einer Polizeiwaffe ums Leben geommen. Am Sonntag haben in Athen gleich zwei Kundgebungen stattgefunden, an denen sich Studenten, Schüler und Mitgliedern politisch links gerichteter Organisationen beteiligten. Nach den friedlichen Protesten kam es zu Auseinandersetzungen zwischen circa 500 vermummten Chaoten und der Polizei, die in Athen mit einem Aufgebot von 5000 Mann im Einsatz war.
Die Autonomen warfen Steine selbstgefertigte Brandsätze („Molotow-Cocktails“) und andere Objekte gegen die Ordnungshüter. Um die Lage unter Kontrolle zu bringen, setzten Letztere Blendgranaten und Tränengas ein. Der Balkon einer Wohnung, ein Pkw und ein Kiosk wurden durch die Krawalle in Brand gesetzt. Im Umfeld wurden am Sonntag 13 Personen verhaftet, sechs von ihnen sind minderjährig. Die jüngste dieser Person ist 13 Jahre alt. 26 weitere Personen wurden vorläufig festgenommen. Sie werden am heutigen Montag ihre Aussage zu Protokoll geben. Bereits am Freitag und abermals in der Nacht von Samstag auf Sonntag war es zu Auseinandersetzungen zwischen Vermummten und der Polizei gekommen. Ein Tourist aus Portugal wurde am Samstag durch einen Steinwurf am Kopf verletzt. Gegenüber griechischen Medien erklärte er, dass er durch das GPS-System just durch jenes Gebiet, wo sich die Krawalle ereigneten, zurück zum Hotel geleitet worden sei. Dadurch sei es zu dem Zwischenfall gekommen.
Auch in anderen Landesteilen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und vermummten Personen. So wurden am Sonntagabend in Heraklion auf Kreta Müllcontainer in Brand gesetzt und Fassaden von Geschäften beschädigt. In Kommotini in Nordgriechenland sind Chaoten mit einer regelrechten Steinschlacht gegen die Einsatzkräfte vorgegangen. Zu Szenen von Straßenschlachten kam es auch in Kalamata auf der Peloponnes: Dort wurden 10 Personen festgenommen.
Seit Freitag haben Bürger Blumen an der Straßenecke Tzavella und Mesolongiou im Athener Stadtteil Exarchia hinterlegt, wo der Schüler Alexandros Grigoropoulos am 6. Dezember 2008 ermordet wurde. Der Polizist, der die Kugel aus seiner Dienstwaffe auf den Schüler abgefeuert hat, verbüßt eine lebenslange Haftstrafe in den Gefängnissen bei Domokos. In zweiter Instanz soll im Frühling 2016 ein Berufungsprozess stattfinden. Gerichtsstand ist die mittelgriechische Stadt Lamia.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) entstand in der Soultani Straße im Athener Stadtteil Exarchia – dem Ort der Krawalle – am Montagmorgen.