Eine jüngste Umfrage sorgt für Überraschung. Die am heutigen Freitag in der regierungsnahen Tageszeitung „Efimerida ton Syntakton“ (Zeitung der Redakteure) veröffentlichte Erhebung weist in der Sonntagsfrage erstmals seit längerer Zeit wieder ein deutliche Schere zwischen den beiden Großparteien SYRIZA (Linksbündnis) und ND (Konservative) auf.
Das Meinungsforschungsinstitut Pro Rata ermittelte einen Vorsprung für das Linksbündnis von 5 %. Damit käme SYRIZA auf 28,5 % der Stimmen und die ND auf lediglich 23,5 %. Es folgend die faschistische Chryssi Aygi (6,5 %), die kommunistische KKE und die sozialistische PASOK (mit jeweils 4,5 %), die liberale To Potami (4 %) und die Zentrumsunion (3,5 %). Eng werden würde demnach der Einzug ins Parlament für die rechtspopulistische ANEL (3 %), was sich allerdings mit früheren Umfragen deckt. Die „Volkseinheit“ (LAE), die sich kürzlich von SYRIZA abgespalten hat und die für eine Rückkehr zur Drachme plädiert, würde mit 2,5 % den Einzug ins Parlament verfehlen – diese Partei verzeichnet damit im Vergleich zu früheren Erhebungen einen deutlichen Einbruch.
Konstant hoch ist mit 17, 5 % nach wie vor die Zahl jener Bürger, die nicht wissen, wem sie ihre Stimme geben sollen. Profilieren konnte sich der SYRIZA-Vorsitzende Alexis Tsipras (37 %) in der Frage, wer der geeignetere Premierminister ist. Sein Kontrahent Evangelos Meimarakis von den Konservativen erhielt in dieser Frage nur 25 %. Befragt wurden im Zeitraum vom 7. bis 9. September (Montag bis Mittwoch) 1.300 Personen. Ihre Meinung wurde also noch vor der vieldiskutierten Fernsehdebatte der Parteiführer am Mittwochabend ermittelt. Gespannt kann man jetzt darauf warten, wie sich diese Debatte und vor allem auch das für den kommenden Montag angesetzte Fernsehduell von Tsipras und Meimarakis auf das Wahlverhalten auswirken könnte. (Griechenland Zeitung / mp)
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den SYRIZA-Vorsitzenden Alexis Tsipras am Donnerstagabend während einer Wahlkampfveranstaltung in Ioannina (Epirus). Dort sprach er davon, dass es „kein Selbstzweck der Linken“ sei zu regieren. Gerüchte, wonach er nach einem Wahlsieg eventuell eine Koalitionsregierung mit der konservativen Nea Dimokratia bilden könnte, wies er als „Propaganda und eine große Lüge“ zurück. Regieren, so sagte er, sei für ihn eine „Kampfansage“ gegen das Establishment.
