Die Athener Moschee nimmt nach mehr als einem Jahrzehnt fruchtloser Debatten und gescheiterter Ausschreibungen langsam Gestalt an. Nach Informationen der Zeitung „To Vima“ steht die Erteilung der Baugenehmigung durch das Umweltministerium kurz bevor.
Probleme soll es noch mit einem Trockenbachbett im Gewerbegebiet Votanikos geben, wo die Moschee auf einem früheren Gelände der Kriegsmarine entstehen soll.
Derweil ist durch Verfahrensfragen und Klagen vor dem höchsten griechischen Verwaltungsgericht gegen den Moscheebau so viel Zeit verstrichen, dass der mühsam nach fünf Ausschreibungen gefundene Bauträger abzuspringen droht. Im Infrastrukturministerium gehe man aber davon aus, dass das Konsortium wieder einsteigen wird, sobald die Verträge unterschriftsreif sind, heißt es. Für die Regierung Tsipras hat die Errichtung des islamischen Gotteshauses für die geschätzten 200.000 Muslime im Raum Athen hohe Priorität – vor allem aus symbolischen Gründen, denn das mit weniger als einer Million Euro veranschlagte Bethaus bietet allenfalls 300 Gläubigen Platz.
Trotz dieser bescheidenen Dimensionen und des eher abgelegenen Standorts wäre die Athener Moschee ein deutliches Zeichen für eine minderheitenfreundlichere Politik und eine Absage an extrem konservative Kreise vor allem aus dem Umfeld der Kirche. Nicht zufällig war der prominenteste Kläger gegen die Moschee der Bischof von Piräus, der immer wieder durch ausländer- und schwulenfeindliche Reden auf sich aufmerksam macht.
Für Athen, die vermutlich letzte Hauptstadt Europas ohne Moschee, endet damit eine Auseinandersetzung, die ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert hat und nicht zuletzt das Verhältnis zur islamischen Welt belastet. Besonders virulent war das Problem der fehlenden Moschee nach der Jahrhundertwende geworden, als einerseits immer mehr Einwanderer aus dem Nahen und Mittleren Osten ins Land kamen und andererseits wegen der Olympischen Spiele von 2004 eine Lösung für die muslimischen Sportler und Zuschauer gefunden werden musste. Damals sollte die Moschee in Päania östlich von Athen entstehen, was aber am Widerstand der lokalen Bevölkerung gescheitert ist. Erst 2006 wurde unter der damaligen konservativen Bildungsministerin Marietta Jannakou die jetzige Lösung in die Wege geleitet. (Griechenland Zeitung / ak)
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt streng gläubige Muslime in der griechischen Hafenstadt Piräus, die den Aschura-Tag Anfang November feiern, der für Muslime in aller Welt große Bedeutung hat.