Das Klima zwischen Griechenland und der „Geberseite“ wurde durch das Dreier-Treffen Tsipras-Merkel-Hollande am Mittwochabend wieder etwas verbessert. Beobachter vor Ort sprachen sogar von einer herzlichen Atmosphäre. Ein Kompromiss sei wieder in greifbare Nähe gerückt. Jene Gerüchte, wonach das Brüssler Treffen in letzter Minute abgesagt werden sollte, bestätigten sich damit nicht.
Der Linkspolitiker Tsipras hatte seinen Gesprächspartnern auch bei diesem jüngsten Treffen, das etwa zwei Stunden währte, zu verstehen gegeben, dass eine tragfähige Lösung für sein Land gefunden werden müsse. Man sei sich einig, dass die Gespräche in dieser Phase weiter intensiviert werden müssten, um unterschiedliche Auffassungen zu überbrücken. Die „Führung Europas“, so sagte er, habe verstanden, dass Griechenland in die Lage versetzt werden müsse – bei der Gewährleistung des sozialen Zusammenhalts im Lande – auf eine wirtschaftlichen Entwicklungskurs zu gehen. Das hänge letztlich auch damit zusammen, dass die griechischen Schulden lebensfähig gestaltet werden müssten. In den vergangen Tagen hatte Athen immer wieder die Option eines neuen Schuldenschnitts ins Gespräch gebracht. Am Mittwoch hatte der griechische Premier auch eine versöhnliche Begegnung mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Letzterer hatte zunächst eine Begegnung abgelehnt, schließlich aber doch eingewilligt. Zuvor hatte „Luxemburger Philhellene“ mehrfach durchblicken lassen, dass er enttäuscht sei von Tsipras, weil dieser bereits getroffene Vereinbarungen in Frage gestellt habe. Ein weiteres Treffen der beiden Politiker findet am heutigen Donnerstag statt.
Auch der Chef der Eurogruppe Jeroen Dijsselbloem, der nach Meinung vieler Griechen einer der Hartliner bei den Verhandlungen ist, zeigte sich jetzt optimistisch, dass man in Kürze zu einer Vereinbarung finden könne. Ebenso sind auch Äußerungen des EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici zu werten.
Unterdessen vertritt die linke Plattform der Regierungspartei SYRIZA immer unverhohlener die Ansicht, dass man es zu einem Bruch mit den Geldgebern kommen lassen solle. Auf der Internetplattform „Iskra“, die diesem Parteiflügel zuzuordnen ist, hinter dem wiederum der Minister für produktiven Wiederaufbau, Umwelt und Energie Panajotis Lafazanis steht, heißt es heute, dass man in schwierigen Momenten „revolutionäre Entscheidungen“ treffen müsse. Zitiert wird eine aktuelle Umfrage, der zufolge 53 % der SYRIZA-Wähler einen derartigen „Bruch“ wünschen. Lediglich 34 % sind demzufolge für eine Vereinbarung. Von der Gesamtheit der Wähler ist demnach etwa die Hälfte (50,2 %) für eine Vereinbarung, während immerhin 37,4 % aller Griechen für einen Bruch plädieren.
(Griechenland Zeitung / jh, Karikatur: © Kostas Mitropoulos)
Unser Foto (© Andrea Bonetti / Eurokinissi) zeigt Tsipras (l.) im Gespräch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Francois Hollande am Mittwoch in Brüssel. Diese Begegnung erfolgte am Rande des Gipfels EU-Lateinamerika.