Der EU-Kommissar für Migration, Inneres und Bürgerschaft Dimitris Avramopoulos unterbreitet am heutigen Mittwoch der EU-Kommission einen Vorschlag, der vor allem Griechenland und Italien in Sachen Flüchtlingsproblematik entgegen kommen soll. Demnach sollen in den kommenden zwei Jahren etwa 40.000 Flüchtlingen vor allem aus Syrien und Eritrea in der gesamten EU gerechter verteilt werden. Dem geltenden Dublin-Abkommen zufolge müssen Immigranten in jenem Land Asyl beantragen, wo sie als erstes europäisches Territorium betreten haben. Das sind in vielen Fällen Griechenland und Italien. Nun möchte Avramopoulos erreichen, dass 25.000 Immigranten aus Italien und 15.000 aus Griechenland legal in andere europäische Länder weiterreisen können, um dort einen Asylantrag zu stellen.
Aufgeschlüsselt werden sollen die neuen Ankunftsländer nach verschiedenen Kriterien wie Bevölkerungszahl, Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosenrate sowie Anzahl der Asylanträge, die dort bereits bearbeitet werden. Demnach müsste Deutschland mehr als 8.700 Asylantragsteller aufnehmen, Frankreich 6.700 und Spanien knapp 4.300. Griechenland soll sich im Gegenzug dazu verpflichten, das bestehende System zur Anerkennung von Asylanträgen aufzuwerten.
Am gestrigen Dienstag hat sich Avramopoulos in Athen mit mehreren griechischen Ministern getroffen, in deren Zuständigkeitsbereich dieses Thema fällt. Die stellvertretende Ministerin für Migrationsfragen Tassia Christodopoulou erklärte, dass Hellas wegen der „großen Flüchtlingswelle“ und des „Finanzierungslochs“ überfordert sei. Sie fasste die Lage mit den Worten zusammen: „Wir sind dazu aufgefordert worden, eine Krise inmitten der Krise zu meistern.“ Seit Anfang des Jahres haben mehr als 37.000 illegale Einwanderer die Ägäis Richtung Griechenland überquert. Allein am Wochenende hat die griechische Hafenpolizei 2.000 Immigranten aufgegriffen, die im Versuch gewesen sind, über die Seegrenze griechisches Territorium zu betreten. Die Internationale Flüchtlingsorganisation geht davon aus, dass seit Anfang des Jahres im Mittelmeer mindestens 1.770 Menschen bei dem Versuch ertranken, nach Europa zu gelangen.
(Griechenland Zeitung / eh)
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt EU-Kommissar Avramopoulos am Dienstag während eines Treffens mit mehreren griechischen Ministern im Schifffahrtsministerium in Piräus, etwa 10 km südwestlich vom Athener Zentrum.