Der US-Verteidigungsminister Ashton Carter hat seinen griechischen Amtskollegen Panos Kammenos etwas abblitzen lassen. Das seit zwei Monaten geplante tête-à-tête sollte ursprünglich am Freitag dieser Woche in Washington stattfinden. Nun hieß es diplomatisch, dass Herr Carter ein volles Programm habe. Deshalb könne er sich mit seinem Gast in spe leider nicht persönlich treffen.
Beobachter interpretieren die kalte Schulter, die Carter seinem Athener Kollegen zeigt, als Zeichen der Unzufriedenheit des State Departements mit jüngsten politischen Entscheidungen in Griechenland. Darunter dürfte etwa die Wiederaufwärmung der Beziehungen zu Russland, aber auch die mögliche Haftentlassung eines berüchtigten Terroristen fallen. Es handelt sich um Savvas Xyros, der u. a. wegen der Ermordung von US-Bürgern zu mehreren lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt wurde. Wegen schwerer körperlicher Behinderungen könnte der Terrorist eventuell aus der Haft entlassen werden und – unter Auflagen – in den eigenen vier Wänden seine Strafe verbüßen. Ein entsprechendes Gesetz, das eine solche Möglichkeit bietet, hatte das Parlament in Athen jüngst verabschiedet.
Kammenos hatte bei seinem Treffen mit Carter durchaus einiges anzubieten. Bereits im Vorfeld hatte er einen neuen Stützpunkt der NATO auf einer griechischen Ägäisinsel sowie den Ausbau des US-Stützpunktes in Souda auf Kreta offeriert.
Zur Entschädigung für das geplatzte Treffen mit Amtskollegen Carter darf sich der Rechtspopulist nun mit der stellvertretenden US-Verteidigungsministerin Christine Wormuth sowie mit der Europa-Abteilungsleiterin im US-Außenministerium Victoria Nuland unterhalten. Zudem organisiert die Denkfabrik „Atlantic Council“ für den Griechen ein Geschäftsessen. Weitere Unterredungen stehen mit Mitgliedern des Hudson Instituts sowie Besuche von Industrieanlagen auf dem Programm. Kammenos ist mit seiner Partei der „Unabhängigen Griechen“ der kleine Koalitionspartner im Kabinett unter dem Linkspolitiker Alexis Tsipras (SYRIZA).
(Griechenland Zeitung / eh)
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Kammenos (l.) vor wenigen Tagen bei einer Nachtübung am Evros-Fluss in Nordgriechenland.
