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Vielfältige Interpretationen des Besuches von Schulz in Griechenland Tagesthema

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Vielfältige Interpretationen des Besuches von Schulz in Griechenland

Viel Zeit zum Aufatmen nach dem anstrengenden Wahlkampf hat der neue Ministerpräsident Griechenlands Alexis Tsipras nicht. Noch nicht einmal eine Woche hat er die Regierungszügel des krisengeplanten Landes in der Hand, schon geben sich die offiziellen Besucher aus dem Ausland in seinem Amtssitz die Klinke in die Hand. Am Donnerstag hieß Tsipras den Präsidenten des Europäischen Parlamentes Martin Schulz willkommen.

In einem zweistündigen Gespräch sind sich die beiden Politiker einig gewesen, dass Griechenland die umfangreiche Steuerhinterziehung bekämpfen müsse. Tsipras hat seinem Gast auch erläutert, dass er Reformmaßnahmen durchsetzen möchte, wodurch die Krise „von innen heraus“ gemeistert werden soll. Einigkeit herrschte aber auch darin, dass Griechenland und Europa noch viele offene Fragen zu besprechen haben, was eine gelungene diplomatische Formulierung ist. Mehrfach hat Schulz einen erneuten Schuldenschnitt für Griechenland ausgeschlossen. Der Linkspolitiker Tsipras hingegen möchte eine solche Option keinesfalls vom Gesprächstisch nehmen.
Heute wird Martin Schulz die Ergebnisse seiner jüngsten Unterredungen in Athen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatspräsidenten Francois Hollande mitteilen.
Für Tsipras hält der Spurt auf außenpolitischem Parkett unterdessen unvermittelt an. In der griechischen Hauptstadt trifft heute der Vorsitzende der Eurogruppe Jeroen Dijsselbloem ein, um sich mit dem frischgekürten Ministerpräsidenten sowie mit dem neuen Finanzminister Janis Varoufakis zu treffen. Der Holländer wird voraussichtlich mahnende Töne anschlagen und die neue Regierung zu weiteren Reformen drängen.
Die ersten Treffen der frischgebackenen Regierung mit Spitzenpolitikern aus dem Ausland dominierten entsprechend in den griechischen Medien. Die Tageszeitung „Ta Nea“ zeigt in einem großen Titelbild die Begrüßung zwischen Schulz und Tsipras. Die Überschrift: „Erst die Maßnahmen, dann die Unterstützung“. Im Blatt gibt es außerdem auch ein Interview mit dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes. Die linke Zeitung „Avgi“ fasste das Treffen mit den Worten zusammen: „Ende des Schutzes der Oligarchen.“ Die konservative „Kathimerini“: „Schulz empfiehlt Rückkehr zum Realismus.“ Die Zeitung „O Logos“ interpretierte die Gespräche als „Vertrauensvotum für die griechische Regierung“. Die Interpretation von „To Ethnos“ auf der Titelseite lautet: „Erste Runde mit Glückwünschen und Ratschlägen“. Ganz euphorisch interpretierte die linke „Efimerida ton Syntakton“ die Begegnung mit Schulz und titelt: „Endlich Verhandlungen!“ Etwas anders beurteilt die liberale Wirtschaftszeitung „Imerisia“ die Lage. Sie findet dafür die Worte: „Frist für eine Lösung“.

(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)

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