Mittel der Zwangsrekrutierung
Um zu verhindern, dass die Panhellenischen
Prüfungen ins Wasser fallen, hat die Regierung beschlossen, die
Lehrer mit der Maßnahme der Zwangsrekrutierung
zur Arbeit zu zwingen. Dagegen wehren sich die
Gewerkschaften, die zu zahlreichen Protesten aufgerufen haben. Um
19.00 Uhr demonstrieren heute die
Sekundarschullehrer vor den Büros ihrer Gewerkschaft (OLME) an der
Ecke der Straßen Ermou und Kornarou. Zur gleichen
Zeit wollen auch Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft PAME
am Omonia-Platz protestieren. Demonstrationen
finden auch in Thessaloniki, Patras und anderen großen Städten
statt.
Streik war noch nicht
offiziell
Die Lehrer erklären, dass eine Zwangsrekrutierung
verfassungswidrig sei. Außerdem sei der Streik gewerkschaftlich
noch nicht einmal offiziell beschlossen worden,
das hätte erst am morgigen Dienstag geschehen
sollen. Auf der Seite der Lehrer stehen auch die größte
Oppositionspartei des Landes, das Bündnis der
Radikalen Linken (SYRIZA) und die Kommunistische Partei (KKE). Doch
auch andere Gewerkschaften, wie etwa die der
Krankenhausärzte oder der Kommunalangestellten sowie Eltern- und
Schülerverbände zeigten sich mit den Lehrern
solidarisch. Die OLME ruft die beiden größten Gewerkschaften des
Landes ADEDY (öffentlicher Dienst) und GSEE
(Privatwirtschaft) zu einem Solidaritätsstreik am kommenden
Freitag, dem 17. Mai auf. Aus den Reihen von
SYRIZA wurde Ministerpräsident Antonis Samaras als „unzuverlässig"
und „gefährlich" charakterisiert. Die ADEDY
machte darauf aufmerksam, dass dies bereits die vierte
Zwangsrekrutierung innerhalb von eineinhalb
Jahren sei.
Kritik seitens der Parteien
Doch der Streik der OLME stieß teilweise auch auf
scharfe Kritik. So hatte sich die kommunistische PAME von Anfang
dagegen ausgesprochen, mitten in der Prüfungszeit
in den Ausstand zu treten. Sie hatte einen Gegenvorschlag für einen
48-stündigen Streik vor Beginn der
Panhellenischen Prüfungen unterbreitet. Die sozialistische
Regierungspartei PASOK stellte fest, dass der
Streik der OLME „fehl am Platze" sei. Die Demokratischen Linken
(DIMAR), die gemeinsam mit der PASOK und der Nea
Dimokratia (ND) von Ministerpräsident Antonis Samaras die Regierung
trägt, sprachen von einer „erpresserischen
Aktion". Die ND schloss kurzerhand den Vorsitzenden der OLME, Nikos
Papachristos, aus der Partei aus. Der Protest der
Lehrer richtet sich in erster Linie gegen Entlassungen von Kollegen
mit Zeitverträgen und gegen die Verschmelzung von
Schulen. Weiterhin soll damit eine geplante massenhafte Versetzung
von Lehrern in andere Schulen bzw. Regionen
verhindert werden. Der Protest richtet sich zudem gegen zwei
zusätzlichen Arbeitsstunden pro Woche. Ein Streik
der Lehrer der Privatschulen wurde unterdessen ausgeschlossen.
(Griechenland Zeitung / eh,
Foto:
Eurokinissi)