Die Ausschreitungen fanden nach dem Protestmarsch – der vom Pedion tou Areos-Platz Richtung Parlament am Syntagma-Platz führte – in der Panepistimiou und den umliegenden Straßen statt.
Brennende Polizisten – am Boden liegende Demonstranten
Unter den Verletzten befinden sich auch mindestens ein Dutzend Polizisten, gegen die Extremisten Molotow-Cocktails, Steine und anderen Objekte zum Einsatz brachten. Die Polizei antwortete mit Tränengas und mit dem Einsatz von Schlagstöcken. Zum Teil standen Polizisten, die mit Brandbomben beworfen wurden, regelrecht in Flammen, andererseits gab es zahlreiche Demonstranten, die von der Bereitschaftspolizei hart attackiert wurden und dadurch zu Boden gingen.
Kritik an der Gewalt durch die Polizei
Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY), die gemeinsam mit
dem Gewerkschaftsbund für die Angestellten in der Privatwirtschaft
(GSEE) zum Streik und zu den friedlichen Protestkundgebungen
aufgerufen hatte, sprach von einer „nie vorher gesehene Gewalt
seitens des Polizei“.
Ein schwer verletzter 31-Jähriger Mann liegt auf der
Intensivstation des „Geniko Kratiko“ Krankenhauses von Nikäa und in
einem komaähnlichen Zustand. Er schwebt nach wie vor in
Lebensgefahr. Augenzeugen berichten, dass er von Einsatzkräften der
Polizei zusammengeschlagen worden sei. Offenbar durch schwere
Schläge verursacht erlitt er ein extradurales Hämatom. Nach diesem
Vorfall wurden mehrere Polizisten, die ins Krankenhaus gefahren
waren, um Erkundigungen über das Ereignis einzuholen, von über 100
Autonomen brutal attackiert. Einer der Beamten wurde dabei schwer
verletzt.
Bei dem zweiten schwer verletzten Zivilisten handelt es sich um
einen 29-jährigen Mann. Er liegt im Athener Krankenhaus
Evangelismos. Augenzeugen berichten, dass er auf der „Flucht von
der Polizeigewalt“ gestürzt sei. Dabei erlitt er u.a. innerliche
Blutungen. Andere Demonstranten mussten mit Atemproblemen in
diverse Krankenhäuser eingeliefert werden, die zum Großteil, wegen
des gestrigen Generalstreikes, nur mit Notfallpersonal
arbeiteten.
Zahlreiche Festnahmen und Verhaftungen
Die Polizeiführung hat Disziplinuntersuchungen zu den
Ereignissen eingeleitet.
Währen der Ausschreitungen kam es insgesamt zu 30 Festnahmen und 12
Verhaftungen. Um 18.00 Uhr findet heute eine Protestkundgebung
“gegen Polizeigewalt“ vor den Propyläen im Athener Zentrum
statt.
Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY) und der
Gewerkschaftsbund (GSEE) betonten, dass die Arbeitnehmer und die
Arbeitslosen trotz dieser betrüblichen Vorfälle auch weiterhin
protestieren werden. Gleichzeitig verwiesen sie darauf, dass die
Beteiligung am Protestmarsch Mittwochs außerordentlich stark
gewesen sei.
Harte Sparmaßnahmen und hohe Arbeitslosigkeit
Hintergrund bzw. Anlass für den 24-stündigen Generalstreik waren
harte Sparmaßnahmen der Regierung, um das Land aus der
gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise zu bugsieren. Der
Mindestlohn für unter 25-Jährige Arbeitnehmer wurde auf 592 Euro
gedrückt. Vor allem aber im öffentlichen Sektor kam es zu enormen
Gehaltskürzungen von bis zu 30 %. Nicht zuletzt verloren zahlreiche
Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, die mit Zeitverträgen
beschäftigt waren, ihre Arbeitsplätze und die Arbeitslosenrate
schnellte im Februar 2011 auf 15,9 %; im Januar lag sie bei 15,1 %.
Die Gewerkschafter forderten vor allem auch, dass die Besitzenden
bei der Bekämpfung der Finanzkrise zur Kasse gebeten werden, und
dass der grassierenden Steuerflucht ein Ende bereitet wird. Das
Phänomen der Steuerhinterziehung soll sich zurzeit auf 26 %
belaufen. In dieser Woche sind hochrangige Mitglieder der Troika
(Europäische Zentralbank, Europäische Kommission und
internationaler Währungsfonds) in Athen eingetroffen. Diese sollen
die Finanzlage des Staates überprüfen um eine fünfte Rate in Höhe
von 12 Mrd. Euro eines Gesamtkredites in Höhe von 110 Mrs.
Euro zu genehmigen. Dieser wird in vierteljährigen Raten
ausgezahlt. Gewerkschafter befürchten, dass für die Auszahlung
dieser Kreditrate noch härtere Maßnahmen auf die Arbeitnehmer
zukommen werden. (GZeh, Foto: Eurokinissi)